Ganz bewusst sprechen EU-Kommission und „EU-Chefin“ Ursula von der Leyen von einem Recovery Plan, also einem Wiederaufbauprogramm, wenn es um den Re-Start der europäischen Wirtschaft in der Pandemiezeit geht. Das Vorhaben beinhaltet ein großes finanzielles Hilfspaket, mit dem der Binnenmarkt gestützt und Unternehmen sowie den Menschen in Europa geholfen werden soll. So schätzt der Verband der Chemischen Industrie, enger Partner der Kunststoffbranche, die EU-Pläne ein.
Green Deal in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickeln
Den kürzlich von der Europäischen Kommission vorgestellten Plan zum wirtschaftlichen Wiederaufbau sieht der Verband der Chemischen Industrie (VCI) als wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der europäischen Volkswirtschaften. VCI-Präsident Christian Kullmann sagt: „Gut, dass die Europäische Kommission im Schulterschluss mit den Mitgliedstaaten jetzt auf einen inhaltlichen Gesamtansatz setzt, der wesentliche Teile eines nachhaltigen Wachstumsprogramms enthält. Der ursprüngliche Green Deal kann dadurch in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickelt werden, weil die EU neben innovativen ökologischen Aspekten auch die wirtschaftliche Erholung, besonders in betroffenen Regionen, und die weitere Digitalisierung in den Fokus rückt.“
Verbote würden gerade jetzt wie Gift wirken
Bei aller Zuversicht, dass die EU jetzt die richtigen Weichen stellt, um die Wirtschaft im internationalen Wettbewerb zu stärken: Kullmann drängt darauf, sämtliche Maßnahmen wachstumsfreundlich zu gestalten und konsequent die europäische Perspektive mitzudenken: „Europa braucht mehr Unternehmergeist. Zusätzlicher staatlicher Einfluss und Verbote würden gerade jetzt wie Gift wirken. Besonders Investitionen in Zukunftsfelder wie erneuerbare Energien, Wasserstoff und zirkuläre Wirtschaft müssen technologieoffen angereizt werden. Ansätze, die die volle Kraft des europäischen Binnenmarkts ausnutzen, sind dabei vielversprechender als nationale Alleingänge.“
Eine Belastungsbremse sei das Gebot der Stunde, um die knappen Ressourcen auf das Wesentliche zu konzentrieren, sagt Kullmann. Damit bliebe gerade dem Mittelstand dringend notwendige Luft zum Atmen. Zusätzliche Belastungen wie etwa eine Kunststoffabgabe, die Zukunftsinvestitionen behindern, wären kontraproduktiv.
Auch Kunststofferzeuger sehen Positives im Recovery Plan
Für die kunststofferzeugenden Unternehmen in Deutschland ist der EU-Binnenmarkt von zentraler Bedeutung. Rund 70 bis 80 Prozent der Im- und Exporte werden über die europäischen Nachbarn abgewickelt. Dementsprechend positiv werden die Pläne zur Stützung der EU-Wirtschaft gesehen, allerdings gibt es ähnliche Einschränkungen in der Bewertung wie von Seiten des VCI, Stichwort Plastikabgabe.