Unsere Medienschau beschäftigt sich diesmal mit einer PET-Flasche, die den Namen Saskia trägt, einem Bakterium namens Ideonella, den Enzymen PETase und MHETase, einem Öl namens Plaxx, einem preisgekrönten Frosch und einer PETition, bei der es nicht um Haustiere geht. Wenn Ihr Interesse jetzt noch nicht geweckt ist, lassen Sie sich gesagt sein, dass auch die zukunftsweisenden Themen Digitalisierung, Blockchain, KI und Wasserstofftechnologie nicht zu kurz kommen. Und natürlich geht es auch um Kunststoff!
Bevor wir starten, wollen wir auf den aktuellen Bericht des Umweltbundesamtes (UBA) zu Aufkommen und Verwertung von Verpackungen in Deutschland hinweisen. Demnach fielen 2018 insgesamt 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an. Das sind 0,7 Prozent mehr als noch 2017. Der Verbrauch von Kunststoffverpackungen hat im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent bzw. 51 kt zugenommen. Wirtschaftswachstum (mehr Produkte = mehr Verpackungen) und Konsumgewohnheiten (Außer-Haus-Verzehr, kleinere Portionen, Onlinehandel) tragen im wesentlichen dazu bei. „Für angefallene Verpackungsabfälle ist das Recycling in der Regel die beste Verwertung. Deshalb sind auch die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und der Rezyklateinsatz entscheidende Aspekte einer Kreislaufwirtschaft. Wir müssen wieder zu steigenden Recyclingraten komme”, so UBA-Präsident Dirk Messmer zum Umgang mit Abfällen als Wertstoffen.
PET-Flasche ist maximal recyclingfähig
Den Anfang macht LIDLs Wasser-Eigenmarke Saskia Still. Die 1,5-Liter-Kreislaufflasche besteht zu 100 % aus R-PET, also recycelten PET-Flaschen. Sie ist ein Bestandteil der PET-Umweltkampagne von LIDL, die die ökologischen Vorteile von Einweg mit Pfand in den Mittelpunkt seiner neuen Kommunikationskampagne „Saskia. So geht Wasser“ stellt. Sie findet im 168-Seiten-starken Nachhaltigkeitsbericht „mehrWERTschätzen“ des Discounters mehrfach Erwähnung.
So ist die Kreislaufflasche das Paradebeispiel der Bemühungen rund um die Plastikstrategie REset Plastic der Schwarz-Gruppe, welche sich zum Ziel setzt, alle Kunststoffverpackungen der Lidl- und Kaufland-Eigenmarken bis 2025 maximal recyclingfähig zu machen.
Saskia ist kein Einzelfall. Gemeinsam mit dem Kunststoffhersteller und -entwickler ALPLA konnte die Vöslauer Mineralwasser GmbH die Produktion ihres gesamten PET-Sortiments auf 100% rePET umstellen. Zurecht selbstbewusst behauptet Günther Lehner, Geschäftsführer von ALPLA und damit dem Produzenten des weltweit ersten klimaneutralen rPET, deshalb im Interview mit dem Newsroom.Kunststoffverpackungen „Selbstverständlich haben PET-Flaschen eine Zukunft“.
Faktenlage spricht in vielen Fällen für die PET-Flasche
In Anbetracht dieser Entwicklungen ist es nicht verwunderlich, dass auch der Getränkehersteller PepsiCo ab 2021 seine Flaschen aus 100 Prozent recyceltem PET herstellen möchte oder der Saft- und Smoothiehersteller innocent mit seiner PETition „Pfand für alle“ die Aufnahme ins deutsche Pfandsystem sogar erzwingen will.
Auch beim letzten Skeptiker sollten nun Zweifel an der Mär von der ökologisch überlegenen Glasmehrwegflasche aufkommen. Denn die Fakten sprechen Klartext. Das Mehrweg-Dogma bei Getränkeflaschen ist längst nicht mehr zeitgemäß, wie Dr. Isabelle Schmidt klarstellt.
Wer doch noch Zweifel hat, der sollte sich mit den jüngsten Entwicklungen zum Bakterium Ideonella sakaiensis und den Enzymen PETase und MHETase beschäftigen. Das Bakterium namens Ideonella sakaiensis besiedelt Plastik. Die Enzym-Kombination spaltet Plastik auf und stimmt Forscher hoffnungsfroh im Kampf gegen die PET-Schwemme.
Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen beginnt beim Design
Beim Recycling anderer Kunststoffarten hängt diese Entwicklung zwar noch hinterher, wie der Artikel “Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe” herausstellt, die mannigfaltigen und gleichermaßen innovativen Projekte im Bereich “Verpackungsmüll” stimmen aber zuversichtlich, dass auch hier bald große Fortschritte gemacht werden.
Die von FH Campus Wien entwickelte “Circular Packaging Design Guideline“, setzt auf die Entwicklung und Kreation von Verpackungen und soll Unternehmen helfen, einen möglichst nachhaltigen Schutz für ihre Produkte zu kreieren.
Für eben diese nachhaltige Verpackungsgestaltung wurde jüngst die Marke Frosch als Gewinner des German Design Awards 2021 in der Kategorie „Excellent Communications Design – Eco Design“ ausgezeichnet.
Wer Kunststoffströme versteht, kann Eintrag in die Umwelt vermeiden
Andere Projekt konzentrieren sich auf die Dokumentation und Auswertung von Kunststoff-Stoffströmen, um die Verwertung des Wertstoffes Kunststoff zu maximieren und die Umweltbelastung durch eben diesen zu minimieren.
Mit Operation Clean Sweep® (OCS) von PlasticsEurope haben sich die Kunststofferzeuger zum Ziel gesetzt, den Eintrag von Granulaten bzw. Pellets zu vermeiden. Der jüngste Report weist hier erste Erfolge auf.
Beim Forschungsprojekt ReCircE steht künstliche Intelligenz im Mittelpunkt, um Stoffströme von Kunststoffen zu analysieren und zu optimieren, während beim Circularise Plastics-Projekt auf die Blockchain-Technologie gesetzt wird, um mehr Transparenz bei den Kunststoff-Stoffströmen zu erzielen.
Wird die chemische Industrie zum Schlüssel beim Kunststoffrecycling?
Der Artikel “Kein Plastik ist auch keine Lösung” sieht die Chemische Industrie in der Verantwortung, den Wandel mitzugestalten und sieht im Kunststoff ein Material, das einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) in Auftrag gegebene Studie, die im Artikel “Kunststoffrecycling Schlüssel zur Klimaneutralität in der Chemieindustrie” beleuchtet wird.
Den Ansatz des chemischen Recyclings verfolgt auch die Kooperation von Neste, Recycling Technologies und Unilever. Hierbei sollen Altkunststoffe zu einem Öl namens Plaxx umgewandelt und anschließend einer weiteren Veredelung zum hochwertigem Drop-in-Ausgangsmaterial für die Herstellung neuer Kunststoffe zugeführt werden.
Auch ein von der University of Oxford entwickeltes Verfahren aus Plastikmüll Wasserstoff und Kohlenstoff-Nanoröhrchen zu gewinnen, setzt am Ende des Kunststoff-Lebenszyklus an. Der Artikel “Zurück in den Kreislauf” gibt eine Übersicht und versucht sich an der Einschätzung, ob die Projekte im Bereich “chemisches Recycling” wirklich helfen können, das Plastikproblem zu lösen.
Recycling und Kreislaufwirtschaft müssen gestärkt werden
Der Politikbrief „Zukunft Kunststoffe” vom VCI stellt heraus, dass die Chemiebranche mit dem Kreislauf von Kunststoffen an Lösungen arbeitet und wie Innovationen in diesem Bereich sichergestellt werden können. Dabei wird das enorme Potenzial von Kunststoff aufgezeigt. Genau wie der VCI fordert die AGVU mehr politische Initiative für Recycling, sowie den Ausbau der Kreislaufwirtschaft und die zweckgebundene Verwendung der Plastiksteuer für die Kreislaufwirtschaft. Dieser Schritt würde auch das Erreichen der gefährdeten EU Kunststoffrecycling-Ziele begünstigen.
Nicht-recyclingfähige Verbundverpackungen führen Verbraucher in die Irre
Aufgrund der Plastikdebatte, der Single-Use-Plastics-Richtlinie und der sogenannten EU-Plastiksteuer ändern die Verbraucher ihr Konsumverhalten und greifen häufiger zu vermeintlich ökologischeren Verbundverpackungen. Verpackungen spielen hierbei eine große Rolle. „Der Trend bei den Verbundverpackungen geht klar zulasten des Recyclings.”, wird Gunda Rachut, Vorstand der ZSVR, im Artikel “Neuer Mindeststandard für recyclinggerechte Verpackungen liegt vor” zitiert.
Die Verbraucher wiederum sehen Unternehmen in der Pflicht, Plastik zu vermeiden, wie die im Artikel “Plastikmüll und Recycling: Marken in der Verantwortung” vorgestellte Brandwatch-Studie belegt, während sie sich selbst in der Pflicht sehen, Plastikmüll zu vermeiden. Sicher hilft an dieser Stelle das Wissen zu den Sechs Irrtümern über Gelben Sack, Gelbe Tonne und Wertstofftonne.