Im rheinland-pfälzischen Lahnstein bei Koblenz trennt eine Pilotanlage erstmals in Deutschland Post-Consumer-Kunststoffabfälle und liefert marktreife Polymermaterialien in höchster Qualität.
Die Anlage stellt aus alten Folien und Kunststoff-Haushaltsabfällen Rezyklate in höchster Qualität her. Diese eignen sich wegen ihres hohen Reinheitsgrades, der geringen Geruchsbelastung, hoher Produktbeständigkeit und nur leichten Farbabweichungen auch für anspruchsvolle Anwendungen – beispielsweise in der Konsumgüter- oder Automobilindustrie.
Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer europäischen Partnerschaft – nämlich des österreichischen Petrochemie-Konzerns Borealis, des Sortiertechnik-Spezialisten Tomra Systems aus Norwegen und des Abfallmanagement-Unternehmens Zimmermann in Lahnstein.
Die neue Anlage bei Koblenz bringt so drei etablierte Experten aus der Kunststoff-Wertschöpfungskette zusammen und hebt das mechanische Recycling auf die nächste Stufe.
Stärkung des Rezyklateinsatzes
„Wir bieten hochwertiges rezykliertes Material, das für anspruchsvollste Anwendungen genutzt werden kann“, erklärt Lucrèce Foufopoulos. Sie ist Executive Vice President Polyolefins, Innovation & Technology sowie Circular Economy Solutions bei Borealis.
Mit ihrem hohen Reinheitsgrad und einer hohen Produktbeständigkeit würden die erzeugten Regranulate den Qualitätskriterien der Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette mehr als gerecht, so die Borealis-Managerin.
Der Zweck der Pilotanlage besteht darin, Produkte für Markeneigentümer und Weiterverarbeiter herzustellen und dabei zu prüfen und nachzuweisen, inwieweit sich das hier gewonnene Rezkylat für anspruchsvolle Anwendungen eignet. Die erfolgreiche technische Umsetzung wird die Basis für eine fortschrittliche Recyclinganlage im kommerziellen Maßstab bilden.
Umstieg auf Kreislaufwirtschaft weiter beschleunigen
„Diese Anlage ist nur der Anfang dessen, was möglich ist, wenn die Hauptakteure der Wertschöpfungskette zusammenkommen, um einen wirklich nachhaltigen, signifikanten Einfluss auf dem Markt zu erzielen“, erklärt Volker Rehrmann, Executive Vice President und Head of Circular Economy bei Tomra.
„Die Anlage gehört zu den fortschrittlichsten mechanischen Recycling-Projekten für Post-Consumer-Polymerabfälle. Sie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir den Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft in den kommenden Jahren weiter beschleunigen können.“
Die Anlage wird von Borealis, Tomra und Zimmermann gemeinsam betrieben. Borealis ist für den wirtschaftlichen Erfolg der Anlage verantwortlich. Die Österreicher bringen dafür ihr umfangreiches Wissen in den Bereichen Innovation, Recycling und Compounding ein.
Tomra steuert sein fundiertes Know-how sowie umfassende Prozess- und Marktkenntnisse bei, die durch fortschrittliche Sammel- und Sortiersysteme zur Kreislaufwirtschaft beitragen.
Dritter Partner ist das Abfallentsorgungsunternehmen Zimmermann. Der Entsorger mit Erfahrung in der Trennung verschiedener Abfallarten, darunter auch Kunststoffen, zeichnet für den erfolgreichen Anlagenbetrieb und die Produktqualität verantwortlich.
Großes Interesse der Konsumgüterindustrie
Mit großem Interesse blicken bereits die Konsumgüterhersteller Procter & Gamble und Henkel auf das Projekt. „Denn eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zu einer stärkeren Kreislauforientierung ist die Verfügbarkeit von hochwertigen recycelten Kunststoffen, die für die Verpackungen unserer Marken genutzt werden können“, sagt Thorsten Leopold, Director International Packaging Technology Home Care bei Henkel.
Auch Procter & Gamble kann das neue Verfahren helfen, eine bessere Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. „Wir müssen das Angebot an hochwertigem, recyceltem Kunststoff erhöhen“, erklärt Gian De Belder, Technical Director R&D Packaging Sustainability beim US-Konsumgüterkonzern. „Der innovative Ansatz hat Potenzial, sowohl die Qualität als auch die für unsere Marken verfügbare Menge an Post-Consumer-Rezyklat maßgeblich zu steigern und uns dabei zu helfen, unser Ziel für 2030 zu erreichen, nämlich die Menge an eingesetzter Neuware für Verpackungen um 50 Prozent oder 300 Kilotonnen pro Jahr zu senken.“