EPS – Was ist das? Es schützt Essen davor, zu kalt oder zu heiß zu werden, es hält Häuser warm, dient als sichere Transportverpackung und rettet als Transportbehältnis für lebenswichtige Organe sowie in Schwimmwesten oder Fahrradhelmen sogar Leben. Jede:r ist schon damit in Berührung gekommen – mit Styropor oder in der Fachsprache auch expandierfähiges Polystyrol, kurz EPS, genannt. Bestehend aus 98 Prozent Luft und zwei Prozent Kunststoff ist der Tausendsassa EPS extrem leicht, hilft beim Energiesparen und lässt sich mehrfach recyceln.

Frosch Erdal Dose SchuhcremeDabei wurde das Material 1949 eher zufällig erfunden. Der BASF-Ingenieur Dr. Fritz Stastny hatte bei einem Experiment eine Mischung aus Polystyrol mit Petroläther in einer Schuhcremedose von Erdal eingefüllt und sie über das Wochenende im Trockenschrank vergessen. Als er montags einen Blick darauf warf, sah er eine aufgequollene Polystyrol-Äther-Mischung. Der Dosendeckel saß oben auf einem kleinen Berg aus weißem, expandierten Polystyrol.

Viel mehr als heiße LuftEPS Verpackung Airpop Für Speiseeis - EPS-Kunststoff in der Anwendung

Wie lässt sich das erklären? Das Polystyrol entsteht aus Styrol durch ein chemisches Verfahren, der Polymerisation. Dabei werden Styrolmoleküle zu Polystyrolketten verknüpft. Als Treibmittel wird Pentan verwendet. Dabei entsteht perlförmiges, expandierbares Polystyrol. Werden diese Perlen mit Wasserdampf erwärmt, blähen sie sich auf etwa das Vierzigfache ihrer ursprünglichen Größe auf. Die aufgeschäumten Perlen können dann mit Wasserdampf nochmals aufgeschäumt und in Formen weiterverarbeitet werden – beispielsweise zu Fahrradhelmen, Thermoboxen, Dämmplatten und vielem mehr.

EPS schützt mit Leichtigkeit

EPS ist jedoch nicht nur vielseitig einsetzbar, es ist auch extrem leicht. Kein Wunder, besteht es doch zu 98 Prozent aus Luft, was dem Material in Europa im Jahr 2015 auch den Namen „airpop“ einbrachte.

Kunos Coole Kunststoffkiste Plasticseurope - beinhaltet auch Experimente mit EPS-Kunststoff

In dem kleinen Experiment sehen Sie, wie gut Styropor schützt.

Doch besser bekannt als Styropor schont das Material die Ressourcen, ist nicht giftig, verursacht kaum CO2-Emissionen und unterstützt beim Energiesparen. Grund sind seine überwiegend positiven Eigenschaften, die eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten bieten: Wegen der hohen Verformbarkeit des Materials ist es extrem stoßfest und eignet sich sehr gut, um Produkte aller Art – oder auch Köpfe, wenn man an Fahrradhelme denkt – vor Stoßschäden zu schützen. Noch stärker wird der Schutz, wenn die EPS-Verpackung punktuell verstärkt wird.

Darüber hinaus ist EPS hygienisch, sauber und lebensmittelecht, weshalb es uneingeschränkt für Lebensmittelverpackungen zugelassen ist, aber auch für die Herstellung von Spielwaren. Dank seines geringen Gewichts und seiner kälte- sowie wärmeisolierenden Eigenschaften ist es prädestiniert für den Transport von Lebensmitteln, Impfstoffen oder auch von lebenswichtigen Organen. Styropor ist zudem wasserdicht und wasserabweisend.

EPS ist achtmal leichter als laminierte Pappe, benötigt bei der Produktion aber nur ein Drittel der Wassermenge und hat weniger Auswirkungen auf Luft- und Wasservorkommen.

Quelle: EUMEPS / PWC (2011)

Hohe Ökoeffizienz

Die Formteile aus Partikelschaum lassen sich problemlos recyceln und finden so einen erneuten Platz in der Produktionskette.

Voraussetzung für das erfolgreiche mechanische Recycling ist eine sortenreine Sammlung. Und was fangen Verbraucher:innen ganz konkret mit all dem EPS an, das zusammen mit der angelieferten Waschmaschine nun im Keller liegt? Sie geben es bei der Anlieferung am besten direkt wieder mit zurück, damit es sortenrein gesammelt werden kann. Wertstoffhöfe, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, nehmen EPS auch gerne separat zurück, ebenso die Hersteller von EPS-Verpackungen. Ist eine sortenreine Sammlung nicht möglich, kann EPS über die Gelbe Tonne bzw. den Gelben Sack entsorgt werden.

Wie die Studie „Aufkommen, Abfallströme und Verwertung von EPS Verpackungsabfällen in Deutschland“ im Auftrag des EPSY Recyclingforums belegt, werden bereits 64 Prozent aller EPS-Verpackungen, die in industriellen und gewerblichen Abfallströmen anfallen, dem Recycling zugeführt.

Mehrfach recyclingfähig

EPS-Verpackungen lassen sich einfach mechanisch recyceln. Dabei werden die gebrauchten Teile zerkleinert und können als Zusatzstoffe in neuen Verpackungen oder auch beim Häuserbau eingesetzt werden.

Recycling von Styropor: einfach und effizient

Das industrielle Recycling von EPS ist einfach und effizient, wie in diesem Video erklärt wird:

Quelle: BASF und Fischer 2020

Darüber hinaus lassen sich Verpackungen aus EPS auch durch einfache Schmelzprozesse in ihren Ursprungsstoff umwandeln. Der neu gewonnene Recyclingkunststoff kann dann zur Herstellung neuer Kunststoffe genutzt werden.

Jedes Kilo Erdöl, das zur Produktion von EPS-Dämmmaterial verwendet wird, spart rund 150 kg Heizöl bei der Heizung von Häusern und Gebäuden ein.

Durch eine ständige Optimierung von Technologien wird versucht, eine Verbesserung der gesamten Umweltbilanz zu erreichen. Wenn notwendig, können Verpackungen aus EPS auch in modernen Wärmeheizkraftwerken zur Erzeugung von Fernwärme verwendet werden. Bei der thermischen Verwertung ersetzt ein Kilogramm EPS 1,4 Liter Heizöl. Im modernen Automobilbau wird beispielsweise durch das sehr geringe Gewicht des Materials bei gleichzeitig sehr hoher Energieabsorption die Abgasemission reduziert.

Dank seiner Vielfältigkeit und der umfassenden Recyclingmöglichkeiten ist EPS heutzutage längst einer der am häufigsten verwendeten Kunststoffe. Das hätte sich Dr. Fritz Stastny bei seiner zufälligen Entdeckung in der Mitte des letzten Jahrhunderts sicherlich nicht zu träumen gewagt. 

 

Styropor-Mythen

EPS wird verboten

Das stimmt nicht. Im Rahmen ihrer Einweg-Kunststoff-Richtlinie hat die EU Kommission nur ganz bestimmte To-Go-Verpackungen aus geschäumtem Styrol verboten und missverständlicherweise als EPS deklariert. Styropor-Verpackungen bleiben selbstverständlich erlaubt.

EPS verbraucht viele Ressourcen

Das ist falsch, das Material besteht aus 98 Prozent aus reiner Luft. Der Materialeinsatz ist etwa um zwei Drittel geringer als bei anderen Verpackungsmaterialien.

Styropor ist ein überflüssiges Verpackungsmaterial

Ganz im Gegenteil: EPS ist die cleverste Schutzverpackung im Alltag, sie ist unempfindlich gegenüber Hitze, Dampf und Feuchtigkeit, leicht sowie wasserdicht und schützt zuverlässig.

Styropor hat eine schlechte Umweltbilanz

Das stimmt nicht. EPS erfordert aufgrund seiner Leichtigkeit weniger Kraftstoffverbrauch beim Transport auf der Straße, was zu weniger CO2 in der Luft führt. Aufgrund der guten Isolationseigenschaften des Materials ist eine weitere Kühlung oder Erwärmung von Produkten nicht nötig, so lässt sich weitere Energie sparen.

 

Für weitere Informationen sehen Sie sich die Folien “Der Kunststoff EPS unter der Lupe” auf unserem Slideshare-Kanal an.

Und zum Abschluss nochmals schnell zusammengefasst die Einsatzgebiete, Vorteile sowie 10 Gründe für die Nutzung von Airpop / EPS / Styropor.