Nach verschiedenen BASF-internen Studien bestätigt nun auch eine kürzlich abgeschlossene Untersuchung von cyclos-HTP die Recyclingverträglichkeit von PE/PA6-Verbundfolien im Polyethylenfolienstrom aus Haushaltsverpackungsabfällen. Entgegen der verfestigten Meinung, dass PE/PA-Verbunde nicht mechanisch recycelt werden können, kommt die von BASF beauftragte Studie nach Anwendung der Testprotokolle von cyclos-HTP zu der Erkenntnis, dass PA6-Barriereschichten mit Haftvermittlern in coextrudierten Verbundfolien in Bezug auf das mechanische Recycling von LDPE Folien nicht nur gut verträglich sind, sondern sogar das Eigenschaftsniveau von industriellen Polyethylenrezyklaten positiv beeinflussen. Weitere Untersuchungen mit PE/CoPA, PE/CoPA/EVOH sowie PA-haltigen Kaschierverbundstrukturen wurden begonnen.
Im nächsten Schritt sind nun mechanische Recyclingversuche im Industriemaßstab geplant. Eine Anpassung des Mindeststandards zur Bemessung der Recyclingfähigkeit sowie weiterer Design-for-Recycling-Leitlinien wird angestrebt. Die detaillierten Untersuchungsergebnisse wurden am 18. März in einem Webinar von BASF vorgestellt.
Dr. Rolf-Egbert Grützner, Senior Manager Technical Support Polyamide Extrusion bei BASF, äußert sich im Interview zu den Ergebnissen der Studie:
Herr Grützner, seit Jahren galten PE/PA-Folien im mechanischen Recycling von Verpackungsabfällen als nicht recyclingfähig. Nun kommen Sie zu dem Ergebnis, dass es doch geht. Hat Sie das Ergebnis selbst überrascht?
Das Ergebnis hat uns nicht überrascht, denn es ist seit Jahren bekannt, dass PE/PA-Blends unter bestimmten Bedingungen durchaus dispergier- und homogenisierbar sind. Diese Erkenntnisse wurden und werden im Bereich der Engineering Plastics als Stand der Technik genutzt, es musste letztendlich der Bezug der technischen Grundlagen zur Verpackungsindustrie und dem damit verbundenen Recyclingthema hergestellt werden. Unsere internen Untersuchungen dazu haben wir bereits vor Jahren begonnen – allerdings in einem anderen Kontext. Das ursprüngliche Ziel war die Etablierung eines Kreislaufes bei unseren direkten Kunden. Wir wollten die Grundlagen schaffen, um Produktionsabfälle auf Basis PE/PA-Verbundfolien entweder erneut in die Folienherstellung oder in alternative Verwertungsmöglichkeiten zu integrieren. Im Rahmen dieser Arbeiten konnten wir die Recyclingfähigkeit von PE/PA-Verbundfolien reproduzierbar belegen. Nach der Veröffentlichung der Orientierungshilfe als Vorläufer des Mindeststandards im Jahr 2018 wollten wir der Einstufung von Polyamiden als „unverträglich“ natürlich auf den Grund gehen und kamen so zu dem heute bekannten Ergebnis.
Wie erklären Sie sich, dass sich die Fehleinschätzung am Markt so lange halten konnte?
Polyamide haben im Vergleich zu Polyolefinen oder PET einen deutlich geringeren Marktanteil in der Verpackungsindustrie, tragen aber aufgrund ihres einzigartigen Eigenschaftsprofils signifikant zu nachhaltigen Verpackungslösungen bei. Dadurch lag und liegt das Hauptaugenmerk bei Vermeidung und Recycling logischerweise auf den dominanten Vertretern wie etwa PE oder PET, wodurch sich auch der Trend zu Monomaterialien entwickelt hat. Man hat anfänglich auf Seiten der Rohstoff- und Folienhersteller schlichtweg unterschätzt, welche wichtige Rolle die Bereitstellung aktueller Informationen bezüglich der Recyclingverträglichkeit auf die Einstufung bestimmter Polymere spielt, so dass über einen längeren Zeitraum unausgereifte, falsche oder überhaupt keine Daten genutzt wurden oder überhaupt verfügbar waren. Und hat sich erstmal ein System mit Regeln und Verordnungen etabliert, ist es ein sehr zeitaufwendiger Prozess, daran notwendige Korrekturen vorzunehmen.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Untersuchung?
Wir stehen ausdrücklich hinter den Zielen des deutschen Verpackungsgesetzes, finden aber dass die Grundsätze der Abfallhierarchie (Abfallvermeidung vor Wiederverwendung, Verwertung und Entsorgung) dadurch nicht beeinträchtigt und langjährige Errungenschaften nicht vernachlässigt werden dürfen. So ist beispielsweise eine Verbundfolie mit PA-Schicht eine innovative Lösung, die entwickelt wurde, um Ressourcen in der Herstellung und Nutzung zu schonen und somit weniger Abfälle bei Verpackung und ressourcenintensiven Lebensmitteln zu generieren. Es müssen alle Kriterien der Nachhaltigkeit und nicht vorranging „Recycling um des Recyclings Willen“ in den Mittelpunkt gestellt werden. Daher ist es für uns wichtig, dass die bisherige Einstufung von PA als „unverträglich“ beim werkstofflichen Recycling auf „verträglich“ klargestellt ist und der gute Ruf einer umweltfreundlichen Lösung wiederhergestellt wird.