Innovationen spielen in allen wirtschaftlichen Bereichen eine bedeutende Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit und mehr Nachhaltigkeit. Für die Kunststoffindustrie zählt im Rahmen von Innovationen nicht nur eine Optimierung der Verpackungslösung, sondern der gesamten Wertschöpfungskette. Das Ziel: die fortschreitende Entwicklung einer nachhaltigen Circular Economy. Kunststoffinnovationen werden jedoch nicht nur von Gesellschaft, Politik und Wettbewerb gefordert, sondern auch aktiv gefördert.
Herausragende Innovationen rund um die Verpackung
So befinden sich unter den Siegern des Deutschen Verpackungspreises 2023 in der Kategorie Nachhaltigkeit auch innovative Kunststoffverpackungen. Die Auszeichnungen wurden am 13. September 2023 verliehen und würdigen das Engagement und die Innovationskraft der Branche.
Mono- statt Verbundmaterial
Um Blisterverpackungen und ein recyclingfähiges Folienkonzept geht es bei der Innovation von SÜDPACK Verpackungen: Anders als vielfach im Markt befindliche Verbundmaterialien besteht der Blister ausschließlich aus PP. Dabei bietet er als Weiterentwicklung einer bereits bekannten Lösung weiterhin die Vorteile einer recyclingfähigen Verpackung. Die PP-basierte Deckelfolie punktet zudem durch ihr ausgezeichnetes Durchdrückverhalten.
Auch die Kunststofftube mit Klappdeckel der Linhard GmbH & Co.KG besteht aus Monomaterial: Sowohl Verschluss als auch Tube werden ausschließlich aus HDPE hergestellt. Dies sorgt für eine hohe Recyclingfähigkeit. Darüber hinaus verringert die Integration der Tubenschulter in den Fliptop-Verschluss den Materialeinsatz für den Verschluss um 73 Prozent.
Fünf Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette (PE-Hersteller ExxonMobil, Folienproduzent Krauss, Farbhersteller Siegwerk, Klebstoff-Produzent Henkel und Maschinenhersteller Windmöller & Hölscher) haben sich dem bislang ungelösten Problem angenommen, dass Farbreste und materialfremde Barrieren die Verwendung von Rezyklat für viele Anwendungen einschränken. Auch wichtige Funktionen der Verpackung wie Schutz vor Verderb oder Informationspflichten mindern die Kreislauffähigkeit. Der innovative Standbodenbeutel aus Mono-Polyethylen (PE) zeichnet sich durch eine innenliegende Farbschicht sowie hochwirksame gedruckte Sauerstoffbarriere aus. Mit einem neuartigen Primer lässt sich der Beutel delaminieren sowie deinken. Hinzu kommt ein für diesen Prozess zertifizierter Klebstoff. Nach einer alkalischen wässrigen Heißwäsche, wie sie bei der PET-Aufbereitung bereits Standard ist, lässt sich der Beutel wieder zu nahezu farblosem PE-Granulat recyclen.
Höherer Rezyklatanteil und weniger Farbe
Um Farbe geht es auch bei den Tandil 3in1 Aktiv Caps: ALDI SÜD verzichtet hier auf eine aufwendige Einfärbung des Materials. Die Sortenerkennung wird durch ein entsprechend gestaltetes Etikett gewährleistet, während die Box den für Post-Consumer-Rezyklate (PCR) typischen grauen Farbton trägt. Auch ALDI SÜD hat sich innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette vernetzt, um schließlich eine Polypropylen (PP)-Verpackung mit einem zertifiziertem PCR-Anteil von über 92 Prozent zu erreichen. So lassen sich rund 29 Tonnen neues PP pro Jahr einsparen. Die Box ist zudem selbst zu 100 Prozent recyclingfähig.
Ebenfalls auf Rezyklat sowie die Überführung eines Maximums an Trays – offene Verpackungsmittel, in dem sich mehrere Einzelverpackungen befinden – in neue Verpackungen setzt Henkel bei seinen transparenten rPET-Hauben für Blisterverpackungen der Duftspüler WC-Frisch Kraft Aktiv Pro Nature. Die rPET-Folie besteht zu 80 Prozent aus PET-Schalen aus dem Gelben Sack. Mithilfe von innovativen Wasch- und Sortierprozessen schließt Henkel damit den Materialkreislauf für PET aus dieser haushaltsnahen Sammlung.
Robustes Leichtgewicht
Um eine völlig andere Art der Produktoptimierung und ein echtes Leichtgewicht handelt es sich bei der 500ml-PET-Flasche „ShoulderFlex“ der Krones AG. Durch das neue Flaschendesign wiegt die Ultra Lightweight-PET-Flasche nur 5,95g. Dies bedeutet eine Materialersparnis von bis zu 50 Prozent gegenüber einer marktüblichen 500ml-Standardwasserflasche. Trotz der immensen Gewichtsreduktion ist die Flasche weiterhin robust und gut stapelbar.
Neue Wege im E-Commerce
Im Getränkehandel gehört Mehrweg bereits zum Alltag. Dank der Innovation des Hamburger Startups Boomerang Systems UG kommt Mehrweg nun auch im E-Commerce an: In den Mehrwegversandverpackungen aus Kunststoffrezyklat lassen sich Textilien und andere kleinteilige Waren sicher versenden. Dabei können die Kunststofftaschen durch ein Pfandsystem bis zu 50 Mal wiederverwendet werden. Alle Modelle schonen Ressourcen: Sie sind recyclingfähig, sparen gegenüber Einwegversandverpackungen bis zu 80 Prozent Material ein und bestehen aus PP-Rezyklat. Kund:innen können die Verpackung platzsparend bis auf die Größe eines Maxibriefs zusammenfalten und lagern oder mit dem integrierten Rücksendelabel kostenlos über die Post zurücksenden.
Gelungener Balanceakt: Produktschutz vereint mit Nachhaltigkeit
Auch der 16. Deutsche Nachhaltigkeitspreis im Bereich Unternehmen zeichnet in der Kategorie „Rohstoffe und Recycling“ smarte, umwelt- und klimaschonende Verpackungslösungen aus Kunststoff aus. Die Preisverleihung findet am 23. November 2023 statt.
Unter den Nominierten befindet sich mit RECUP das größte deutsche Mehrwegsystem für die Gastronomie. Das Pfandsystem der reCup GmbH basiert auf BPA- und schadstofffreien Polypropylen-Mehrwegbehältnissen für Take-away und To-go. Das System ist bereits an über 21.100 Ausgabestellen in Deutschland verfügbar: Verbraucher:innen bestellen ihr To-go-Getränk im RECUP oder ihr Take-away-Gericht in der REBOWL und hinterlegen dafür 1 Euro bzw. 5 Euro Pfand. Nach dem Verzehr unterwegs können sie die ausgeliehenen Behältnisse deutschlandweit bei allen Partnerbetrieben zurückgeben und erhalten das Pfand zurück. Die Becher und Schalen werden vor Ort gereinigt und anschließend erneut eingesetzt – REBOWLs bis zu 500 Mal, RECUPs sogar bis zu 1000 Mal. Haben sie ihr Lebensende erreicht, sind die Kunststoffbehältnisse zu 100 Prozent recycelbar.
Ebenfalls nominiert ist das bayerische Unternehmen BAYONIX. Es stellt kreislauffähige Verpackungen sowie weitere Produkte für den Lebensmittelbedarf her und achtet dabei auf geschlossene Materialkreisläufe. Sie bestehen ausschließlich aus einem neuartigen erdölbasierten Polymer. Außerdem sind sie frei von BPA sowie Schadstoffen und sowohl verlustfrei recycelbar als auch industriell kompostierbar – und damit biologisch abbaubar. Alle Verpackungen werden in Süddeutschland produziert, sodass so wenig Transport-CO2 und so hohe Qualität wie möglich angestrebt wird. Aushängeschild des Unternehmens ist die BAYONIX® BOTTLE, eine zu 100 Prozent schadstofffreie und vollständig biologisch abbaubare Trinkflasche. Mit 210 Gramm ist die 750ml-Flasche zudem deutlich leichter als Trinkflaschen aus Aluminium, Stahl oder Glas.
Es dreht sich was
Innovative Kunststoffverpackungen werden vor allem hinsichtlich ihres Ressourcenverbrauchs, ihrer Nachhaltigkeit und ihrer Leistungsfähigkeit gefordert – und die Kunststoffindustrie nimmt sich dieser Aufgabe engagiert und motiviert an. Das lohnt sich: Das Ergebnis dieses Entwicklungsprozesses sind Produkte, deren innovativer Charakter zwar nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist, die jedoch ohne Zweifel Wegbereiter einer ganzheitlich funktionierenden Circular Economy sind.
Genau diese Wegbereiter und Vorreiter zeichnet auch die IK selbst seit 2014 gemeinsam mit ELIPSO, dem französischen Verband für Kunststoffverpackungen und flexible Verpackungen, mit dem PackTheFuture-Award aus. Ziel ist es darüber hinaus, das Innovationspotenzial von Kunststoffverpackungen europaweit bekannter sowie ihren Beitrag zum Klimaschutz, zur Circular Economy und zum verantwortungsvollen Konsum publik zu machen und weiter aktiv zu fördern.