Weniger fossile Rohstoffe verbrauchen und auf diese Weise einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten: Die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach Lösungen. Die kunststoffverarbeitende Industrie hat dies zur Priorität erklärt und engagiert sich mit Hochdruck: Schon heute existieren Lösungsansätze wie Design for Recycling, die steigende Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen, nachhaltige Ein- und Mehrweglösungen sowie der steigende Rezyklateinsatz.
Doch als Einzelakteur kann die kunststoffverarbeitende Industrie zukunfts- und kreislauffähige Verpackungen und damit eine nachhaltige Transformation hin zu einer effektiven Kreislaufwirtschaft nicht realisieren. Es braucht Wirtschaft, NGOs, Verbände, Forschung und Politik, die dieselben Ziele verfolgen, um gemeinsam den Weg für eine nachhaltige Zukunft zu ebnen.
Schon jetzt bewegt sich an der Stelle viel, wie die Diskurse in Medien und Öffentlichkeit zeigen. Deshalb tragen wir als IK ab sofort regelmäßig relevante News zur Transformation der Kunststoffverpackungsindustrie aus unterschiedlichen Perspektiven zusammen – ob Studie, politische Entscheidungen oder Innovationen: Viel Spaß beim ersten Teil unserer Serie!
Ökobilanz von Verpackungen schneller berechnen
Kunststoffverpackungen weisen häufig eine bessere Ökobilanz auf als Verpackungsalternativen. Dies ist unter Verbraucher:innen immer noch zu wenig bekannt. Zudem war die Erstellung einer solchen Ökobilanz für Unternehmen bislang zeit- und ressourcenaufwändig. Das RECYCLING magazin berichtet, dass das Institut Cyclos-Htp gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP mit „Pacfast (Packaging Carbon Footprint Fast and Standardised)“ hat eine Anwendung entwickelt, mit der sich der CO2-Fußabdruck einer Verpackung auf eine besonders schnelle und effiziente Weise berechnen lässt. Basis ist das IT-Tool CHIRA, das viele Unternehmen bereits im Einsatz haben. Mit ihm lassen sich Verpackungen und ihre Recyclingfähigkeit nach EU-weiten Geltungsbereichen und ISO-Standards bewerten und dokumentieren sowie Verpackungen nach ökologischen Kennwerten gestalten. Das Fraunhofer IBP hat einen automatisierten Workflow entwickelt, der die Verpackungsattribute intelligent mit den Umweltprofilen der einzelnen Verpackungsmaterialien, Verarbeitungs- und Verwertungsprozessen in Bezug setzt. So lässt sich mit geringerem Zeitaufwand eine Ökobilanz des kompletten Lebenszyklus inklusive Wiederverwendung erstellen, die mehr Transparenz für Verbraucher:innen schafft und die ökobilanziellen Vorteile von Kunststoffverpackungen verdeutlicht.
Mehrweg-Modellprojekte in Mainz und Wiesbaden
Weniger Einwegabfall, weniger Littering, steigende Recycling- bzw. Mehrwertfähigkeit: Seit 2023 besteht eine Mehrwegangebotspflicht für viele Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen und Getränke To-go verkaufen. Die Akzeptanz der Verbraucher:innen steht und fällt dabei unter anderem mit den Anreizen, Mehrwegsysteme zu nutzen. Wird Mehrweg-Geschirr häufiger genutzt, wenn es einfachere Rückgabemöglichkeiten gibt? Dies will ein Pilotprojekt in Mainz und Wiesbaden beantworten, wie die ZEIT ONLINE berichtet. Seit Ende Februar 2024 nehmen elf Betriebe mit 85 Ausgabestellen an einem Aktionsmonat teil: In Teilen der Städte bringen sie Mehrwegbecher in Umlauf und nehmen diese selbst oder über 40 sogenannte Rückgabesäulen zurück. Hat das Pilotprojekt Erfolg, soll es nach dem Testmonat auf die gesamten Stadtgebiete ausgedehnt werden.
Neue EU-Regelung: Der Deckel bleibt dran
Der Deckel bleibt dran, schreibt die taz: Ab Juli 2024 schreibt die EU-Richtlinie zu Einwegkunststoff den fest verbundenen Deckel an Einweggetränkeverpackungen aus Kunststoff verpflichtend vor, beispielsweise bei Einweg-Getränkeflaschen oder Milchverpackungen. Durch den Verbund mit der Verpackung gelangen die Deckel nicht mehr in die Umwelt, sondern in die Recyclinganlagen. Dort sind sie aufgrund ihres Materials, Polyolefine, eine gern gesehene Fraktion, von der sich Recycler mehr wünschen und auf die Anlagen sowie Prozesse bereits eingestellt sind. Die Menge an Deckeln war bislang gering. Dies dürfte sich nun ab Juli ändern. Es ist mit einem Anstieg der Recyclingquote und mehr recyceltem Material zu rechnen. Anders als rPET sind recycelte Polyolefine derzeit noch nicht für den (erneuten) Lebensmittelkontakt zugelassen. Aus ihnen entstehen zum Beispiel Behälter oder Rohre.
Weiterhin fehlende Materialneutralität in PPWR
Viele Regelungen der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) zu Verpackungsverboten, Mehrwegquoten, Recyclinganforderungen und Rezyklat-Einsatzquoten gelten nur für Kunststoffverpackungen oder sehen Ausnahmen für alternative Verpackungsmaterialien vor. Die IK kritisierte diese Sonderregelungen und forderte, die unterschiedliche Behandlung verschiedener Verpackungsmaterialien zu überarbeiten. Die K-ZEITUNG fasst die neuesten Entwicklungen zusammen: Die Sonderreduktionsziele für Kunststoffverpackungen bleiben bestehen. Unterhändler von Europaparlament und den Mitgliedsstaaten einigten sich auf einen Gesetzesentwurf. Die Hersteller kritisieren weiterhin deren rechtliche und ökologische Unbegründetheit der Sonderregelungen, die zu mehr Verpackungsabfällen, schlechter recycelbaren Verpackungen und einer erheblichen Rechtsunsicherheit für Unternehmen führen. Die IK fordert deshalb weiter verpackungsneutrale Regularien, denn diese sind existentiell für eine tatsächliche, faktenbasierte Transformation.
Mit unserer Serie „Es bewegt sich was“ begleiten wir die mediale und öffentliche Diskussion über die Transformation der Kunststoffverpackungsindustrie hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Bleiben Sie gespannt auf weitere Neuigkeiten, spannende Einblicke und aktuelle Entwicklungen auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft – denn wir bewegen uns weiter!
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