Viele Maßnahmen aus der europäischen Kunststoffstrategie und dem 5-Punkte-Plan der Bundesumweltministerin geht die Kunststoffverpackungsindustrie engagiert mit: Die verstärkte Kreislaufführung, der Einsatz von Rezyklaten, das Schonen von Ressourcen, die Aufklärung der Verbraucher. Hier sind alle Akteure der Wertschöpfungskette gefordert.
Und dieser ganzheitliche Ansatz ist in den Augen der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen auch richtig. Nun wird dieser Weg bei der Frage nach den Verursachern des Littering (achtlosen Wegwerfen) verlassen.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze plant nun unter anderem das Verbot von Plastiktüten und darüber hinaus die Beteiligung von Herstellern an den Kosten für die Müllbeseitigung im öffentlichen Raum der Städte und Gemeinden.
“Die Hersteller sind nicht Verursacher des Litterings. Und für die Entsorgung und das Recycling der Verpackungsabfälle werden bereits Lizenzentgelte durch die Inverkehrbringer an die Dualen Systeme gezahlt”, erklärt Mara Hancker, Sprecherin des Verbandes.
Verpackungshersteller sind nicht die Verursacher des achtlosen Wegwerfens
Dass die Kommunen um finanzielle Hilfe bei der Abfallbeseitigung bitten, ist nachvollziehbar, aber die Hersteller von Kunststoffverpackungen sind der falsche Adressat. Wenn es um Verantwortung geht, dürfen wir nicht nur nach vermeintlich Schuldigen suchen und das Symptom der steigenden Kosten durch finanzielle Pflaster versuchen zu heilen.
Es muss darum gehen, das Littering zu vermeiden, also das achtlose Wegwerfen stärker zu ächten und zu sanktionieren, für ausreichende Infrastruktur für die Müllbeseitigung zu sorgen oder die Verbraucher besser aufzuklären über die Folgen ihres Konsums.
“Abfälle sind schließlich Wertstoffe und nicht etwas, das ich achtlos fallenlasse, weil jemand anderes es für mich entsorgt. Anders gesagt: Meine Kinder werden nie lernen, ihr Zimmer aufzuräumen, wenn die Spielwarenhersteller Geld dafür zahlen, das jemand anderes das für sie übernimmt”, so Mara Hancker.
“Wenn es jedoch um gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung des Litterings geht, bei denen alle Akteure der Wertschöpfung ihren Beitrag leisten, und zwar dort, wo sie an den eigenen Stellschrauben drehen können, dann sind auch wir mit an Bord. Ähnliche Allianzen gibt es ja bereits auf nationaler und internationaler Ebene.”
Industrie hat eigene Ideen zur Abfallvermeidung
Die Kunststoffverpackungsindustrie an Entsorgungskosten zu beteiligen, trage nicht zur Müllvermeidung schreibt der Deutschlandfunk zu einem Interview mit der IK. Die Branche solle an der Diskussion beteiligt werden, denn sie habe schon viele Ideen zur Müllvermeidung. Eine lautet, das Lebensende der Verpackung stärker in den Fokus zu rücken.
Kunststoffverpackungen leisten während ihres Gebrauchs einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Konsum und Klimaschutz. Dass die Mengen zunehmen, hat verschiedene Gründe: zunehmende Single- und Senioren-Haushalte, Convenience Food/To Go Konsum, Online-Bestellungen, Wirtschaftslage/Konsumfreude.
Unaufgeregte Medienberichte im Sinne des Klimaschutzes
Das geplante Verbot von Plastiktüten von Bundesumweltministerin Schulze sowie der Vorschlag der Kostenbeteiligung an der Müllbeseitigung hat wie auch die berechtigten, kritischen Anmerkungen von Verbänden und anderen Organisation erfreulicherweise eine ausbalancierte, differenzierte und sehr breite Medienberichterstattung gefunden.
Dies freut nicht nur die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, die sich gemeinsam mit dem Erzeugerverband PlasticsEurope selbst um eine sachliche und ausgewogene Diskussion bemüht, sondern auch eine Vielzahl anderer an der Kreislaufwirtschaft Kunststoff beteiligte Akteure.
Hier einige ausgesuchte Beispiele:
Lesenswertes Interview des Deutschlandfunk “Streit um Plastikentsorgung – Lobbyistin: Mehr über Konsum, weniger über Kosten reden” (auch zum anhören)
DPA-Beitrag in der Süddeutschen “Wegwerfartikel: Hersteller sollen für Entsorgung bezahlen”
Der Spiegel meint “Geplantes Gesetz des Umweltministeriums – Plastiktüten sind nicht das Problem”
Interessanter Kommentar aus der FAZ “So wird Müll richtig bekämpft“
Tagesschau-Beitrag “Schulzes Plastiktüten-Vorstoß – Verbot für ein Randproblem”
Plastikverpackungen haben nachhaltige Schutzfunktionen
Plastikverpackungen schützen Lebensmittel, Technikprodukte, Medikamente etc. dank besonderer Eigenschaften wie Feuchtigkeits- oder Sauerstoffbarrieren oder Stoßabfederung. Und sie sind ressourceneffizient, schneiden bei Ökobilanzen regelmäßig gut ab gegenüber anderen Materialien. (FAZ Artikel “Die ach so ökologische Papiertüte)
“Allerdings – und diesen Schuh muss sich die Industrie anziehen – müssen wir die Verpackungen noch stärker von ihrem Ende her denken”, räumt die IK-Sprecherin ein. Ökodesign lautet hier das Stichwort.
Bereits seit 2014 besteht der Runde Tisch Eco Design, in dem unterschiedliche Akteure entlang der Wertschöpfungskette einen Leitfaden zur ökologischen Gestaltung von Kunststoffverpackungen entwickelt haben. Dieser soll zum zukünftigen Standardrepertoire der Verpackungsentwicklung werden. Das Werkzeug für den 360 Grad Check von Verpackungslösungen steht allen Anwendern kostenfrei zur Verfügung.
Information und Aufklärung führen zu verändertem Verhalten
Neben der ökologischen Gestaltung von Verpackungen sieht die Industrie vor allem auch Veränderungspotenzial durch Information und Aufklärung. Der Testlauf der aktuellem Kampagne “Mülltrennung wirkt” zeigt, dass sich die Abfallströme signifikant verbessern, wenn die Verbraucher über das richtige Sammeln und Sortieren aktiv informiert werden.
“Wenn es gesellschaftlich verpönt ist, den eigenen Abfall zu littern und gleichzeitig die Alternativen allgemein bekannt sind, trägt dies aus Sicht der Industrie zu einem verantwortungsvolleren Umgang bei. Klimaschutz braucht Kunststoffe. Produktschutz braucht Verpackungen. Abfälle brauchen einen Wert. Dazu wollen wir über unsere Öffentlichkeitsarbeit beitragen und tun dies auch schon in Form von Faktenchecks und Best Practice Beispielen in Sachen Eco Design und Recycling”, so das zuversichtliche Fazit der IK.