Handelskrieg zwischen den USA und China, neue Regulierungsmaßnahmen für Kunststoffe, neue Anforderungen an die Kreislaufwirtschaft, Krise in der Automobilindustrie – die Herausforderungen, denen sich die Kunststoffindustrie in Europa gegenübersieht, sind vielfältig. Und so wundert es wenig, dass die aktuellen Aussichten in der Branche laut einer Konjunkturumfrage des Fachmagazins Plastics Information Europe (PIE) eher gedämpft sind.
Das größtes Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung sehen die befragten Unternehmen aus den Bereichen Erzeugung, Verarbeitung und Additivierung sowie Inverkehrbringer demnach in den möglichen Auswirkungen der zahlreichen Welthandelskonflikte. Laut PIE sind es vor allem Umfrageteilnehmer aus den Bereichen Distribution und Compounding, die hierdurch negative Folgen befürchten (89 Prozent). Es folgen Markeninhaber mit immerhin noch 83 Prozent und Kunststoffverarbeiter, bei denen rund 70 Prozent skeptisch in die Zukunft blicken, weil immer öfter nationale Interessen vor Multilateralismus treten.
Risikofaktor Regulierung
Ein weiterer kritischer Aspekt für die Branche liegt in der Fülle an nationalen und EU-weiten Regulierungsvorhaben: Rund 26 Prozent der befragten Unternehmen sahen vor allem das Verbot von Einweg-Kunststoffen (Single Use Plastics, SUP) als riskant für das eigene Geschäft an, während bei etwa 19 Prozent die umfangreiche Chemiekalienverordnung REACH und bei immerhin noch 15 Prozent neue Lebensmittelkontakt-Vorschriften Besorgnis auslösten. Grund zur Sorge machen darüber hinaus CO2-Reduktionsprogramme, mögliche Auswirkungen eines ungeregelten Brexits sowie Dieselverbote. In Richtung Kunststoffverpackungen sind zwei Aspekte von zusätzlicher Brisanz: Einmal die weiterhin in der Politik existierende Idee einer Besteuerung von Kunststoffverpackungen, zum Zweiten die strengeren rechtlichen Vorgaben zur Recyclingförderung, also das große Thema des Schließens der Stoffkreisläufe.
Blickt man allein auf die Kunststoffverarbeiter, erwarten auch hier etwa 27 Prozent der Befragten negative Entwicklungen durch das Single-Use-Plastics-Verbot und 20 Prozent durch verschärfte REACH-Bedingungen. Größte Sorgen bereiten den Verarbeitern jedoch globale Handelsstreitigkeiten, die zu mehr Protektionismus führen und damit internationale Wertschöpfungsketten unter Druck setzen könnten.
Innovationen stärken, Nachhaltigkeit fördern
Fazit der Umfrage: Globale Konjunkturschwankungen und widrige politische Rahmenbedingungen dämpfen die Erwartungen der Kunststoffindustrie an ihre Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten. Der Erhalt der Innovationsführerschaft sowie mehr Investitionen in Digitalisierung und nachhaltige Prozesse und Produkte könnten mögliche Lösungen sein, um gegenzusteuern. So könnte es gelingen, dass die weit über 400.000 Beschäftigten der europäischen Kunststoffindustrie trotz aller widrigen Umstände positiv in die Zukunft blicken und die Unternehmen der Branche wichtige Partner beim Erreichen von Nachhaltigkeitszielen bleiben.