Die Recyclingquoten für das Jahr 2019 liegen vor. Und allen Unkenrufen zum trotz: Die Zahlen dokumentieren eine sehr erfreuliche Entwicklung bei Kunststoffen. Die Recyclingquoten sind deutlich angestiegen – sowohl bei den Verpackungen aus dem Gelben Sack als auch im Gesamtmarkt.

AGVU Orientierungstag 2020 Isabell Schmidt„Der sprunghafte Anstieg des Recyclings ist ein grandioser Erfolg des neuen Verpackungsgesetzes, für das sich unsere Branche eingesetzt hat. Wir freuen uns über diese Fortschritte ganz besonders. Denn wir wissen, wie stark sich die Hersteller von Kunststoffverpackungen für die Kreislaufwirtschaft ihrer Produkte engagieren“, so IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt.

Recyclingquote Bei KunststoffverpackungenLaut Bilanz der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung ist die stoffliche Verwertung von Kunststoffverpackungen im Jahr 2019 um gut acht Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Und beim privaten Endverbrauch sogar um mehr als 12 Prozentpunkte.

Gut für die Kreislaufwirtschaft

Diese sehr erfreuliche Entwicklung führt so zu Recyclingquoten bei Kunststoffverpackungen von insgesamt 55,2 Prozent, wenn man den Gesamtmarkt von Kunststoffverpackungen betrachtet. Im Bereich des privaten Endverbrauchs – das sind beteiligungspflichtige Verpackungen und Pfandflaschen – liegt die Quote sogar bei 61,7 Prozent.

Aber auch andere Materialarten wie Papier und Aluminium zeigen beim Recycling eine aufsteigende Tendenz. Berechnungsgrundlage für diese Recyclingquoten ist die in Deutschland insgesamt in Umlauf gebrachte Verpackungsmenge.

„Unsere Verpackungen werden also in sehr großen Anteilen recycelt. Dem Märchen, es werde sowieso alles verbrannt, was in Gelber Tonne oder Gelbem Sack lande, kann ich in aller Deutlichkeit widersprechen“, so der Präsident des Umweltbundesamtes Dirk Messner.

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Das Recycling von Kunststoffverpackungen nimmt Schwung auf. (Quelle: GVM 2020)

Verpackungsregister LUCID – Wer Verpackungen in den Verkehr bringt, zahlt für ihre Entsorgung & Verwertung

Zu verdanken ist das dem Verpackungsgesetz. Es trat im Januar 2019 in Kraft und setzt auf geschlossene Kreisläufe. Das Gesetz verpflichtet Hersteller von Verpackungen, die typischerweise beim Endverbraucher landen, sich in das Verpackungsregister LUCID bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister – kurz ZVSR – einzutragen.

Damit erhält der Hersteller die Lizenz, am dualen System in Deutschland teilzunehmen. Die dualen Systeme sorgen dafür, dass das fachgerechte Sammeln, Sortieren und Verwerten der Verpackungsabfälle sichergestellt wird. Und wie funktioniert das genau?

Durch den Eintrag in das Verpackungsregister übernehmen die Hersteller die Verantwortung für die Sammlung, Sortierung und Verwertung der Verpackungen. Jedes Unternehmen, das so genannte systembeteiligungspflichtige Verpackungen in Deutschland in Verkehr bringt, muss im Verpackungsregister LUCID bei der ZSVR registriert sein. Getan haben dies bisher rund 200.000 Unternehmen. Das entspricht einer Steigerung von 17 Prozent gegenüber 2019. Und damit sind es dreimal so viele Unternehmen wie noch vor drei Jahren.

So finanzieren mittlerweile mehr als 75 Prozent aller Verpackungen das System mit der Gelben Tonne und dem Gelben Sack. Sie tragen damit zu den hohen Recyclingmengen bei. Hier konnte das Verpackungsregister LUCID eine Trendwende erzielen.

„Die Daten zeigen zudem, dass die Produktverantwortung für Verpackungen wieder einen hohen Stellenwert bekommen hat”, sagte Gunda Rachut, Vorständin der für die Zentrale Stelle Verpackungsregister zuständigen Stiftung.

Ambitionierte gesetzlichen Vorgaben wurden erreicht

Das Engagement zeigt Erfolg: Denn auch hinsichtlich der Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben vermeldete die ZSVR, dass die sehr ambitionierte Vorgabe an die werkstoffliche Verwertung von Kunststoffen in Höhe von 58,5 Prozent mit einer Punktlandung erfüllt wurde.

Recyclingquoten Bei Kunststoffverpackungen nach Verpackungsgesetz ErreichtDiese gesetzliche Quote bezieht sich – im Unterschied zu den oben aufgeführten Recyclingquoten – ausschließlich auf die am dualen System beteiligten Verpackungsmengen.

Das Recycling von gewerblichen Verpackungen und das der Getränke-Pfandsysteme spielt hier keine Rolle. Insgesamt wurden 2019 mehr als 5,3 Millionen Tonnen systembeteiligungspflichtige Verpackungen verwertet – und damit 13 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Verpackungsgesetz leistet Beitrag zum Klimaschutz

So haben es die ZSVR und die Industrie auf Grundlage des Verpackungsgesetzes und des -registers LUCID in nur zwei Jahren geschafft, die Kreislaufwirtschaft von Verpackungen und des privatwirtschaftlichen Systems der Abfallentsorgung entscheidend weiterzuentwickeln.

Doch damit nicht genug: Das Verpackungsgesetz von 2019 trägt auch maßgeblich zum Klimaschutz bei. Denn jede Tonne Kunststoff, die als Werkstoff recycelt wird, spart rund zwei Tonnen CO2. Hochgerechnet auf die gesamte Menge des werkstofflich recycelten Kunststoffs in Deutschland sind das insgesamt Einsparungen von zirka 900.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa – Kein Export von Gelber-Sack-Abfall nach Asien

In weniger als zwei Jahren haben das Verpackungsgesetz und die neu geschaffene Zentrale Stelle Verpackungsregister damit stark zur Fortentwicklung der Kreislaufwirtschaft von Verpackungen und des privatwirtschaftlichen Systems der Abfallentsorgung beigetragen. Entgegen hartnäckiger Falschinformationen findet das Recycling zu zwei Dritteln in Deutschland und zu knapp einem Drittel in Europa statt. Weniger als ein Prozent der Gelber-Sack-Abfälle wird außerhalb Europas exportiert – überwiegend in die Türkei und die Schweiz.

Gelber Sack Recycling In Europa

Die Verwertung von Abfällen aus dem Gelben Sack findet überwiegend im Inland bzw. innerhalb Europas statt. Ein Export dieser Abfälle nach Asien erfolgt entgegen hartnäckiger Meinungen dazu nicht. (Quelle: ZSVR- Pressekonferenz am 18.11.2020)

Betreiber von Online-Marktplätzen stärker in Pflicht nehmen

Umweltbundesamt-Chef Messner denkt zudem darüber nach, Betreiber von Online-Marktplätzen stärker in die Pflicht zu nehmen: “Wir empfehlen, dass alle Onlineplattformen künftig vor dem Verkauf von Waren prüfen, ob sich die Verkäufer an die Pflicht zur Registrierung im Verpackungsregister gehalten haben. Dies sollte gesetzlich festgeschrieben werden”.

Damit wird in vielen Bereichen permanent daran gearbeitet, die Kreisläufe immer besser zu schließen und den Bedarf an Rohstoffen zu reduzieren.