Wie viel Plastik verbleibt dauerhaft in unserer Umwelt?
Eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) hat dazu erstmals Untersuchungen vorgenommen. Ziel der Studie war es unter anderem, Fakten für die Diskussion um bestmögliche Problemlösungen zu schaffen.
Gegenstand waren neben der Identifizierung der (Haupt)-Quellen auch die Erarbeitung von Ressourcenschutzmaßnahmen. Unterschieden wurde zwischen den zwei grundlegenden Eintragspfaden: Den achtlos weggeworfenen und liegengelassenen Kunststoffabfällen, dem sog. Littering und den unmittelbar in der Umwelt genutzten Produkten aus Kunststoff, den sog. umweltoffenen Kunststoffanwendungen. Der Betrachtungsraum begrenzt sich auf Deutschland.
Das Wesentliche bleibt wie so häufig unsichtbar
Die Studie kommt zu der Einschätzung, dass etwa 151.200 bis 255.500 Tonnen Kunststoff pro Jahr in der Umwelt verbleiben. Dominierend sind dabei die Einträge aus der Vielzahl der in der Umwelt genutzten Kunststoffprodukte. Durch die Abnutzung, den Abrieb und die Zersetzung im Rahmen der Nutzung, entstehen kleinere Kunststoffpartikel, die in die Umwelt gelangen und dort dauerhaft verbleiben. Mengenmäßig stellt der Reifenabrieb mit 129.000 bis 158.000 Tonnen die größte Einzelquelle dar. Daneben bildet der Baubereich mit 9.000 bis 60.000 Tonnen eine entscheidende Eintragsmenge, gefolgt von Landwirtschaft und Gartenbau mit 6.000 bis 22.000 Tonnen.
Nur 650 bis 2.500 Tonnen Verbleib hinterlässt das Littering von Kunststoffgegenständen. Dies entspricht einem Anteil von lediglich 0,3 -1,7 % der Gesamtmenge des dauerhaft verbleibenden Kunststoffs in der Umwelt.
Dies liegt nicht zuletzt daran, dass ein Großteil der Kunststoffabfälle über hiesige Entsorgungsysteme gesammelt oder durch Reinigungsmaßnahmen wieder aus der Umwelt entfernt werden.
Die entscheidenden Faktoren müssen in den Fokus gerückt werden
Nachholbedarf sehen die Macher der Studie insbesondere im Bereich der umweltoffenen Kunststoffanwendungen. So empfehlen sie, das Abriebverhalten von Reifen zu regulieren oder die Straßenreinigung zu verbessern. Ein zentrales Problem ist zudem eine immer noch mangelhafte Datenlage hinsichtlich der Kunstoffeinträge.
Erfolgreiche Initiative in der Agrarwirtschaft
Als bereits bestehende und wirksame Maßnahme nennt die Studie das Rücknahmesystem von Agrarfolien der Initiative ERDE (Erntekunststoffe Recycling Deutschland) eine Initiative der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. (IK). Dieses ermöglicht den Landwirten einen kostengünstigen Service für die Abholung und Sammlung der Folien. Es sorgt so für eine weitgehende Entnahme und entsprechende Zuführung der Folien zu einem Verwertungssystem.
Politik und Industrie haben verstanden und reagieren
Fast zeitgleich zur Veröffentlichung der Studie fand im April die Abschlusskonferenz des Forschungsschwerpunkts „Plastik in der Umwelt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) statt. Involviert waren dort mehr als 100 Institutionen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Behörden und Zivilgesellschaft, darunter auch der Kunststofferzeuger-Verband PlasticsEurope Deutschland mit einigen Mitgliedsunternehmen. Der Forschungsschwerpunkt verdeutlicht, dass das Problem des Verbleibs von Kunststoff in der Umwelt ein gesamtgesellschaftliches ist und als solches erkannt wurde. Von der Industrie unterstützte Projekte wie RUSEKU, EmiStop oder ResolVe zeigen zudem, dass man sich auch dort seiner Verantwortung bewusst ist und bereits entsprechende Maßnahmen ergreift.