Der Pfandautomat – das Tor zum Müllberg?

Verpackungsgesetz Mehr Arbeit fuer den Pfandautomat

“Sie haben nur eine Flasche? Dann gehen Sie ruhig vor!” Der Klassiker beim Einkaufen am Samstagvormittag in der Schlange vor dem Pfandautomat. Aber warum tun wir uns das an? Unterstützen wir damit einen sinnvollen Pfandkreislauf oder schmeißen wir unsere Flaschen lediglich in das Tor zum Müllberg?

Bisher galt das 2003 eingeführte Pfand nur für bestimmte Einweg-Getränkeverpackungen aus Kunststoff. Ab Januar 2022 können wir dank einer Ausweitung der Pfandpflicht mehr Flaschen zu Pfandautomaten zurückbringen und recyceln.

Irrungen und Wirrungen

Das Pfandsystem sorgte bis zuletzt für Verwirrung: Warum sind Mineralwasser oder Erfrischungsgetränke mit Pfand belegt, aber Saftflaschen gehören in den Gelben Sack? Auch Milcherzeugnisse oder alkoholische Getränke in PET-Einwegflaschen waren bisher pfandfrei. Es gibt einen Grund: Für diese Getränke wurden PET-Flaschen mit Materialien beschichtet, die den Inhalt länger haltbar machen. Diese Schutzbarrieren erschweren das Recycling, weshalb sie sich nicht für den Pfandkreislauf eignen.

Ein verständliches Pfandsystem

Es etablieren sich aber immer mehr recycelbare Alternativen für bislang ausgenommene Getränkeflaschen. Die jüngste Novellierung des Verpackungsgesetzes schließt diese Innovationen ein: Das Pfand wird ab Januar 2022 ausnahmslos auf alle Einweggetränkebehälter aus Kunststoff und Dosen ausgeweitet. Für Milcherzeugnisse gilt diese Pflicht jedoch erst ab 01. Januar 2024. So werden zusätzlich etwa zehn Prozent aller PET-Einwegflaschen in das Pfandsystem aufgenommen. Für Verbraucher:innen wird das Pfandsystem endlich verständlicher.

Nahezu alle machen mit

Fast 99 Prozent der bislang pfandpflichtigen PET-Flaschen werden von den Verbraucher:innen am Pfandautomat zurückgegeben. Laut einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) wurden im Jahr 2020 94 Prozent der zurückgebrachten PET-Flaschen recycelt. Nur ein Bruchteil der PET-Flaschen war in einem so schlechten Zustand, dass kein Recycling mehr möglich war.PET Recycling 2020 Wiederverwertung Min

Der Mythos vom Tor zum Müllberg

Ein Mythos jedoch bleibt: PET-Flaschen wandern in die Pfandautomaten – und danach angeblich in den Müll. Wer einen Blick in die Öffnung eines Pfandautomaten wagt, erkennt den Kompaktor. Er sortiert eingeworfene Flaschen: Mehrwegflaschen werden gesammelt, PET-Flaschen zerdrückt. In einem Zentrallager werden Ballen aus bis zu 10.000 PET-Flaschen gepresst. Im Recyclingwerk werden die PET-Ballen aufgebrochen und Fremdstoffe entfernt. Die PET-Flaschen werden nach Farben sortiert, gewaschen und von einer Mühle zu PET-Flakes zerkleinert, dem Rezyklat.

PET wird zu rPET

Etwa die Hälfte des Rezyklats wird beispielsweise für Funktionsjacken, Fahrzeugdachhimmel oder Küchenfronten wiederverwendet. Das Manko: Die PET-Flasche schafft so nur einen einzigen Durchlauf des Pfandkreislaufes. Allerdings finden mittlerweile auch Polyesterreste und ähnliches verstärkt ihren Weg zurück in das Recycling.

Stellt man aus dem Rezyklat stattdessen erneut PET-Flaschen her, können diese den Pfandkreislauf immer wieder durchlaufen. Mehr als jede dritte Einwegflasche wird zu solchen rPET-Flaschen aufbereitet, indem die PET-Flakes geschmolzen, gereinigt und in eine erste Form gepresst werden. Der Recyclingprozess endet bei den Getränkeabfüllern, wo die PET-Flaschen ihre endgültige Form erhalten und befüllt werden.

Mit jeder in den Pfandautomaten eingeworfenen PET-Flasche beginnt der Pfandkreislauf dann von vorne. Die Verbraucher:innen leisten damit einen wertvollen Beitrag zu einem funktionierenden Pfandsystem, zu mehr Umweltschutz und weniger Littering.

Quellenangaben

Beitragsbild: Tom Werner / DigitalVision via Getty Images

6. August, 2021|
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