Sie kennen das wahrscheinlich: Nirgendwo wird im Supermarkt so viel berührt und angetatscht wie in den Obst- und Gemüseabteilungen. Gemeint sind unverpacktes Obst und Gemüse, das Kund:innen auf Festigkeit und Frische prüfen und dann doch das Produkt daneben mitnehmen. Hygienisch ist das nicht.
Und vor allem leiden empfindliche Obst- und Gemüsesorten unter dieser Inspektion. Wie gut, dass es PET-Schalen gibt. Und das nicht nur als Obstkörbchen. Auch als Verpackung für Wurst, Käse oder Fisch punkten PET-Schalen insbesondere bei Lebensmitteln.
Allerdings müssen die PET-Schalen in puncto Recycling noch aufholen. Problem erkannt, Gefahr gebannt: Denn genau hierfür setzt sich der Arbeitskreis PET-Schalen der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. mit Hochdruck ein.
Was sind die Vorteile von PET-Schalen?
Glasklar und nahezu luftdicht: PET-Schalen sind wie gemacht für die Verpackung von Lebensmitteln. Ihre hohe Transparenz gibt freien Blick auf die Qualität und das Aussehen der begehrten Waren. Und die sehr gute Sauerstoffbarriere sorgt dafür, dass empfindliche Produkte wie Fleisch oder Fisch geschützt werden, ohne zusätzliche Verbunde einzusetzen. Das hilft der Kreislaufwirtschaft – und es werden auch viel weniger Lebensmittel verschwendet.
Nur gestaltet sich das Recycling von PET-Schalen komplex – obwohl sie aus dem grundsätzlich recyclingfähigen Material PET gefertigt werden. PET ist ein durch Polykondensation hergestellter thermoplastischer Kunststoff aus der Familie der Polyester.
„Das Material ist ideal für einen Kreislauf geeignet, da es sich im Gegensatz zu anderen Kunststoffen beinahe unbegrenzt oft wiederaufbereiten lässt. Die PET-Flasche macht es vor. Hier handelt es sich jedoch um einen gesonderten Kreislauf, was zum einen dazu führt, dass das Material in einem sehr sauberen Zustand vorliegt und zum anderen die Sortier-, Wasch-, und Aufbereitungsprozesse für die Flaschen ausgelegt wurden. Bei den PET-Schalen ist es leider nicht so einfach“, sagt Sebastian Kremer von silverplastics und Vorsitzender des Arbeitskreises.
Verschiedene Arten von PET-Schalen
Doch was sind PET-Schalen eigentlich? Grundsätzlich lassen sie sich in so genannte Monolayer-Schalen und Multilayer-Schalen unterscheiden. PET-Monolayer-Schalen kommen für Obst, Gemüse und Fleisch zum Einsatz und sind aus reinem PET gefertigt.
Anders die Multilayer-, also Mehrschicht-PET-Schalen, in die etwa Wurst und Käse gepackt werden. Sie bestehen aus einer stabilen Schale und einer flexiblen Deckelfolie. Damit die darin verpackten Lebensmittel noch länger haltbar sind, kommen neben PET noch weitere Polymere zum Einsatz: EVOH etwa bildet eine sichere Barriere gegen Sauerstoff und Polyethylen – kurz PE – schützt vor Wasserdampf und bildet eine Siegelschicht. Der Marktanteil der Multilayer liegt bei 60 Prozent.
Was ist EVOH?
EVOH steht für Ethylen-Vinylalkohol-Copolymer und wird als Kunststoff zum Beispiel zum Aufbringen von Sperr- bzw. Barriereschichten eingesetzt. Das vermeidet den Sauerstoffeintrag und damit Qualitätseinbußen.
Von der Erdbeerschale zum Kleid
In Deutschland sammeln und sortieren die Dualen Systeme PET-Schalen. Sie werden in folgende Gruppen sortiert: zum einen in Misch-PET mit jeweils unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von transparenten PET-Flaschen und anderen formstabilen Artikeln aus PET, zum Beispiel eben Schalen.
Die Misch-PET Fraktion wird im Anschluss meist nachsortiert, damit der Anteil an Flaschen weiter erhöht werden kann. Dabei fallen die PET-Schalen aber vorwiegend als Ausschussware an.
Die zweite Gruppe besteht hauptsächlich aus PET-Schalen – sie bilden einen Mindestanteil von 75 Prozent in dieser Fraktion. PET-Schalen werden bereits jetzt in geringen Mengen recycelt. Aus ihnen entstehen aber keine Schalen mehr, sondern beispielsweise Fasern für die Textilindustrie.
Zudem gibt es Anwendungen wie WC-Stein-Halter, die aus PET-Schalen hergestellt werden. „Für den Lebensmittelkontakt gibt es derzeit leider noch keine Anwendungen, die mir bekannt sind. Das ist jedoch einer der Kernpunkte, an denen der Arbeitskreis derzeit arbeitet“, so Kremer.
Wie ist der aktuelle Stand beim Recycling von PET-Schalen?
Damit es mit dem Recycling der PET-Schalen vorangeht, müssen alle Akteure der Wertschöpfungskette die Ärmel hochkrempeln: Die Verarbeiter sollten mit Fremdstoffen in und an der Schale sparsam umgehen, damit das Material möglichst gut zu recyceln ist. Die Recycling-Unternehmen müssen die Schalen gezielt aussortieren und beim Waschen und Aufbereiten des Materials PET-Schalen von vornherein mitdenken – und an dieser Stelle auch investieren.
Auch die Inverkehrbringer sind gefragt. Sie müssen weitere Komponenten bereitstellen, die optimalerweise ebenfalls aus PET bestehen. Nicht zuletzt liegt es auch in den Händen des Handels, PET weiterhin zu fördern.
Denn nur, wenn genug Material im Umlauf ist, wird wirtschaftliches Recycling möglich. Mit Blick auf Europa, wo deutlich größere Mengen an PET im Umlauf sind als in Deutschland, lohnt es sich für einen geschlossenen Recyclingkreislauf ebenfalls, verstärkt auf PET zu setzen.
Von Schale zu Schale
Ziel des Arbeitskreises PET-Schalen ist es daher, weiterhin am Thema „Tray 2 Tray-Recycling“ zu arbeiten. Denn besonders im Duett mit Lebensmitteln legen die klaren Schalen einen herausragenden Auftritt in Sachen Hygiene- und Schutzfunktion hin.
Um das Schale-zu-Schale-Recycling weiterzuentwickeln, hat der Arbeitskreis zwei erfolgreiche Großversuche durchgeführt. Die Ergebnisse untermauern, dass PET-Schalen in den Dualen Systemen grundsätzlich recyclingfähig sind. Nur verhindern gesetzliche Vorgaben, dass sie in ihrem nächsten Leben wieder als Verpackungen für Lebensmittel punkten können.
Ein weiteres Ergebnis: Rezyklate aus PET-Multilayer-Anwendungen können ebenfalls in einer Schale für den Non-Food Bereich wiederverwertet werden.
Bei den Versuchen wurde auch die Kontamination der Rezyklate und der daraus wieder hergestellten Thermoformfolien bzw. Schalen angesehen. Die Ergebnisse sind positiv: Es ist davon auszugehen, dass dieses Rezyklat auch wieder für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden könnte. Das Förderprojekt „Circutray“ wird diese Werte statistisch in den Blick nehmen.
Recycling-Anteil soll wachsen
Ziel ist es, dass PET-Schalen-Rezyklate im Lebensmittelbereich in Zukunft bald PET-Flaschen-Rezyklate aus dem Pfandsystem in der Herstellung von neuen Schalen nach und nach ersetzen können – und somit das PET-Recycling insgesamt weiter stärken. Schon jetzt gibt es PET-Rezyklate, bei denen PET-Schalen einen kleinen Teil des Materials beigesteuert haben.
Diese Menge muss in Zukunft größer werden. Damit dies gelingt, engagieren sich alle IK Mitgliedsunternehmen im Bereich PET-Schalen verstärkt darin, PET-Schalen-Rezyklate wieder in neuen Produkten einzusetzen.
5 Fragen an Sebastian Kremer
PET, so liest man häufig, lässt sich problemlos recyceln. Markenhersteller werben sogar mit 100% PET-Rezyklatflaschen. Warum braucht es dann einen Arbeitskreis für PET-Schalen-Recycling?
Das ist richtig. PET-Flaschen und auch einige -Schalen lassen sich bereits heute sehr gut recyceln. Das Material PET ist ideal für einen Kreislauf geeignet, da es sich im Gegensatz zu anderen Kunststoffen beinahe unbegrenzt oft wiederaufbereiten lässt. Die Flasche macht es vor. Hier handelt es sich jedoch um einen gesonderten Kreislauf, was zum einen dazu führt, dass das Material in einem sehr sauberen Zustand vorliegt und zum anderen die Sortier-, Wasch-, und Aufbereitungsprozesse für die PET-Flasche ausgelegt wurden.
Bei den PET-Schalen ist es leider nicht so einfach. Aber daran arbeiten wir gerade gemeinsam mit PET-Verarbeitern, Recyclern und Maschinenherstellern.
Was zeichnet PET im Einsatz als Lebensmittelverpackung aus? Was wird typischerweise darin verpackt?
Neben der schon angesprochenen Kreislauffähigkeit ist das offensichtlichste Argument für PET die hohe Transparenz. PET ist glasklar und eignet sich daher vor allem für Verpackungen, durch die das Produkt bestmöglich zu sehen sein soll. Zudem hat PET eine sehr gute Sauerstoffbarriere, was für höhere Haltbarkeiten bei sensiblen Produkten wie Fisch und Fleisch genutzt werden kann, ohne dass man auf Verbunde zurückgreifen muss. Das hilft auch wieder dem Kreislaufgedanken und reduziert „Food Waste”.
Sind PET-Schalen heute schon recyclingfähig? Und wenn ja, was wird aus dem Rezyklat? Wieder neue Verpackungen?
Ja, auch heute werden PET-Schalen schon recycelt. Da die Einzelmengen aber noch zu gering sind, landen die meisten Schalen im Misch-PET und werden beispielsweise zu Fasern für die Textilindustrie verarbeitet. Es gibt aber auch schon einige Anwendungen wie WC-Stein-Halter die aus PET-Schalen hergestellt werden. Für den Lebensmittelkontakt gibt es derzeit leider noch keine Anwendungen, die mir bekannt sind. Das ist jedoch einer der Kernpunkte, an denen der Arbeitskreis derzeit arbeitet.
Welche Hürden müssen genommen werden, um alle PET-Schalen zu recyceln?
Es muss an mehreren Stellen der Wertschöpfungskette gleichzeitig angesetzt werden. Die Verarbeiter sollten möglichst wenig Fremdstoffe in, an und um die Schale verarbeiten, damit das Material selber möglichst gut zu recyceln ist. Die Recyclingfirmen müssen die Schalen gezielt aussortieren und die Wasch- und Aufbereitungsprozesse mehr auf die Schalen abstimmen.
Die Inverkehrbringer müssen weitere Komponenten bestenfalls auch aus PET zur Verfügung stellen, und der Handel muss PET als Verpackung weiterhin zulassen oder sogar fördern, damit die Mengen nicht geringer werden und das Recyceln dadurch unwirtschaftlich machen. Im europäischen Umland ist der Anteil an PET Schalen wesentlich höher als in Deutschland. Im Sinne eines geschlossenen Recyclingkreislaufes sollten wir auch die Anstrengungen machen, hier mehr auf PET zu setzen.
Und was unternehmen die PET-Schalen-Hersteller konkret, um die Stoffströme zu schließen?
Wir Hersteller – auch ich gehöre zu dieser Gruppe – investieren derzeit in Technologie und Entwicklungen, damit die Produkte allen Anforderungen an ein Recycling gerecht werden.
Das betrifft sowohl das „Design for Recycling“, als auch die Anlagen-Technologie, mit der es uns schon heute möglich ist, eine PET-Schale aus dem gelben Sack wieder in eine lebensmitteltaugliche Verpackung zu verarbeiten. Auch Initiativen wie Holy Grail werden von uns proaktiv unterstützt und vorangetrieben, damit der Kreislauf möglichst schnell geschlossen wird.