Die Initiative ERDE (Erntekunststoff- Recycling Deutschland) beginnt in der Saison 2021 erstmalig mit einer Pilotsammlung von Erntevliesen. Die aus Polypropylen hergestellten Ernteverfrühungsvliese werden zum Beispiel für den Anbau von Sonderkulturen wie Kartoffeln, Salat und Erdbeeren eingesetzt. Stroh- und Rübenschutzvliese dienen zum Schutz der Ernte gegen äußere Witterungseinflüsse. Die gebrauchten Vliese werden ab sofort im Rahmen von Pilotprojekten vom landwirtschaftlichen Nutzer in den Fokusregionen Bayern, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gesammelt und verwertet.
Darauf haben sich kürzlich die Lieferanten von Vliesen für den deutschen Markt, die Firmen RKW (Deutschland), Berry Fiberweb France (Frankreich) und Tencate Geosynthetics (Österreich), das ERDE-Management und die RIGK GmbH als operativer ERDE-Systembetreiber verständigt.
Sebastian Bühren, Sales Manager Industrial Fabrics bei Tencate Geosynthetics ist hoch erfreut über den Start der Sammlung: “Wir freuen uns als Teil von ERDE Recycling Deutschland nun auch unseren Kunden von Stroh- und Rübenschutzvliesen ein attraktives Entsorgungskonzept unter dem Dach von ERDE anbieten zu können. Damit übernehmen wir einen Teil der Gesamtverantwortung für einen nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbau in Deutschland und vermindern so Kunststoffeinträge in die Umwelt.“
Die Entsorgungskosten im Rahmen der Pilotprojekte liegen deutlich unter den Selbstkosten für Sammlung, Logistik und Verwertung. Diese kostengünstigere Lösung wird durch das finanzielle Engagement der drei Hersteller Berry Fiberweb, RKW und Tencate im Rahmen ihrer gelebten Produktverantwortung ermöglicht.
Jan Bauer, Geschäftsführer der RIGK, verweist vor dem Sammelbeginn auf den aktuellen Stand der Verwertung: „Im Bereich der werkstofflichen Verwertung von PP-Vlies sind aktuell positive Entwicklungen zu beobachten. Wir sehen neue innovative Recyclingprozesse, die sich kurz vor der Marktreife befinden. In naher Zukunft sollte eine Kreislaufführung von PP-Vlies somit verstärkt möglich sein.“
Mit der bestehenden ERDE-Sammelstellenstruktur soll die Vliessammlung zu einem bundesweiten System ausgebaut werden
Mit der Aufnahme der Vliese in das Sammelkonzept von ERDE ist im Jahr 2021 nach der Lochfolie nun ein weiterer Erntekunststoff in das Produkt-Portfolio mitaufgenommen worden. In den Folgejahren sollen die Pilotprojekte im Vliesbereich in ein bundesweites System ausgebaut und die bewährte ERDE-Sammelstellenstruktur genutzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen ist es essenziell, dass weitere Vlies-Hersteller dem Beispiel der drei Pioniere folgen und sich für Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft im Rahmen von ERDE engagieren.
Neben Silage- und Stretchfolie, werden bereits Ballennetze, Pressengarne, Spargelfolie, und Lochfolie deutschlandweit gesammelt und verwertet. Daneben laufen zahlreiche Pilotprojekte für Agrarkunststoffe, die nach und nach in das Sammelkonzept mit aufgenommen werden können. Die Zahl der ERDE Mitglieder steigt mit Beitritt von Tencate Geosynthetics auf 24.
Alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette übernehmen Verantwortung
ERDE ist ein System, bei dem jeder Einzelne in der Kette einen Teil der Gesamtverantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernehmen kann: die Hersteller der Agrarkunststoffe durch die Finanzierung des Rücknahmesystems, der Handel, Maschinenringe, Lohnunternehmer und Entsorger durch den Vertrieb von lizensierten ERDE Produkten bzw. das Bereitstellen von Sammelstellen, und jeder einzelne Landwirt durch die gezielte Nachfrage nach ERDE-Produkten und die Abgabe vorgereinigter Agrarkunststoffe für die Sammlung.