“Sind PET-Flaschen besser als ihr Ruf?”
Die Plastikflasche ist für viele Menschen das Symbol für die Verschmutzung der Meere und der Umwelt. „Völlig zu Unrecht“, sagen Fabian Neumann und Thomas Reise, beide Mitglieder des Vorstandes der RAL Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen e.V. Im Interview berichten sie, wofür die RAL Gütegemeinschaft steht und warum noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten ist.
In der RAL Gütegemeinschaft sind Mitbewerber organisiert und auch Unternehmen, die voneinander abhängig sind. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Reise: Wir sind zwar am Markt Wettbewerber, das gilt aber nicht für den technischen Part, der notwendig ist, um eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Da haben wir alle das gleiche Ziel. Uns vereint der Wille, das vorhandene Kreislaufsystem zu optimieren. Und zwar mit qualitativ hochwertigem R-PET-Material und mit einem Rezyklat-Gehalt, der nicht nur versprochen wird, sondern auch nachweisbar ist. Wir sehen uns als technische Gemeinschaft und bilden einen großen Teil der Wertschöpfungskette ab. Uns vereint technisches Know-how mit dem Willen, das Wissen einer zielführenden Prozesssteuerung zu vergesellschaften. Wir stellen Kriterien auf, die gemeinsam erarbeitet wurden und bei denen wir wissen, dass sie auch technisch umsetzbar sind. Insofern hat die RAL Gütegemeinschaft Normungscharakter.
Die Verleihung des Gütezeichens setzt voraus, dass mindestens 25 Prozent an recyceltem PET-Material bei der Herstellung genutzt wird. Wieviel setzen Sie denn selbst ein?
Reise: Ab 2025 schreibt die EU-Richtlinie einen Anteil von 25 Prozent verpflichtend vor. Da sind wir mit der RAL Gütegemeinschaft schon etwas voraus. Man muss allerdings unterscheiden zwischen Marken- und Handelsmarkengeschäft. Als Marke kann ich den Rezyklat-Anteil für die eigenen Produkte selbst bestimmen. Wir setzen aktuell 50 Prozent an recyceltem Material ein. Beim Handelsmarken-Geschäft fertigen wir nach Kundenspezifikationen. Entsprechend den Wünschen unserer Kunden können wir einen Rezyklat-Gehalt von 0 bis 100 Prozent darstellen. Technisch sind wir dazu in der Lage. Allerdings sind die Forderungen des Handels sehr unterschiedlich. Bei der RAL Gütegemeinschaft haben wir immer das Ziel, den Rezyklat-Anteil so hoch wie möglich zu halten. Wir ermutigen jeden, die Flaschen aus dem Pfandsystem wieder zurück in die Herstellung von Flaschen zu bringen und nicht in andere Anwendungen. Man darf nicht vergessen, dass der Rohstoff PET sehr wertvoll ist. Alleine das ist schon ein Grund, ihn nicht wegzuwerfen. Deshalb ist er ja auch in anderen Branchen so gefragt, wie beispielsweise in der Textilindustrie.
Neumann: Als Gütegemeinschaft haben wir das Ziel, einen hohen Rezyklat-Anteil einzusetzen. Deshalb haben wir gemeinsame Mindeststandards und setzen uns dafür ein, dass alle Mitglieder der Branche diesen verwenden, um den gesamten Strom so gut wie möglich zu gestalten.
Bei der Auslobung der Rezyklat-Einsatzquote gab es bereits einige Veröffentlichungen, die das Ganze sehr in Zweifel gezogen haben. Was entgegnen Sie diesen Skeptikern?
Neumann: Die RAL Gütegemeinschaft sorgt genau dafür, dass das, was ausgelobt wird, auch tatsächlich eingesetzt wird. Der Rezyklat-Einsatz bedeutet hohen Aufwand, nicht nur logistisch, sondern auch in Bezug auf das fachliche Know-how, um Rezyklat wirklich aufzubereiten und die Einsatzmenge zu verifizieren.
Das kann man nicht anhand der fertigen Flasche machen, sondern muss es im Vorfeld tun. Die Gütegemeinschaft besitzt dieses Know-how. Wir haben die Kriterien dafür aufgestellt und können zertifiziert den Rezyklat-Gehalt einer Flasche nachweisen. Wer das RAL Gütezeichen trägt und einen Rezyklat-Gehalt mit dem RAL Gütezeichen ausweist, der braucht sich vor keiner Überprüfung scheuen. Das ist lückenlos, absolut stichfest und sicher. Die RAL Gütegemeinschaft ist gläsern, jeder kann unsere Kriterien im Internet nachlesen
Mit dem RAL Gütezeichen setzen Sie sich für eine umweltschonende Verpackungslösung ein. Reicht das aus, um Ihre Kunden zu überzeugen?
Neumann: Der schlechte Ruf der PET-Flaschen ist nicht berechtigt. Es wird häufig kolportiert, dass Einwegflaschen im Müll oder im Meer landen. Das ist in Deutschland nicht der Fall. Der Grund ist unser hervorragendes Pfandsystem. Es sorgt dafür, dass die Pfandrücklaufquote bei mehr als 98 Prozent liegt. Das ist auch einer der Punkte, auf dem die Gütegemeinschaft ihr System begründet. Das Pfandsystem ermöglicht der Branche, die Flaschen ökologisch so zu optimieren, wie es in den vergangenen Jahren erfolgreich geschehen ist.
Reise: Leider haben wir mit einem schlechten Image zu kämpfen. Die Vermüllung der Meere ist unbestreitbar. Aber: Das ist nicht „unser“ Kunststoff. Aufgrund unseres Pfandsystems haben wir eine Recyclingquote von über 97 Prozent bei bepfandeten Flaschen.
Was passiert mit den Flaschen? So hoch ist der Rezyklat-Anteil in der Breite ja auch wieder nicht.
Reise: Die Recyclingquote von mehr als 97 Prozent heißt nicht automatisch, dass daraus wieder Getränkeflaschen werden. Es ändert aber nichts daran, dass sie recycelt werden. Es kommt aktuell ein zu geringer Anteil wieder in den Kreislauf der Getränkeflaschen.
Und genau hier setzen wir an und machen uns stark. Wir haben das Ziel, dass aus den
Getränkeflaschen wieder Getränkeflaschen werden. Dazu bedarf es nicht nur eines durchgehenden, überwachten Prozesses der Rezyklat-Herstellung und Verarbeitung, sondern auch des Kreislaufes der Pfandflaschen.
Wie kann man am besten die Qualität in Ihrem Kreislauf kontrollieren und optimieren?
Neumann: Es gibt verschiedene Aspekte bei der Flaschenproduktion. Das eine ist der Rezyklat-Anteil. Das andere ist in diesem Zusammenhang auch das Flaschengewicht. Es ist ein Unterschied, ob eine 1,5 Liter-Flasche aus 40 oder aus 25 Gramm besteht. Je nachdem, wie hoch das Gewicht ist, desto einfacher oder schwieriger ist es, einen hohen Rezyklat-Anteil einzusetzen. Beides hat natürlich auch ökologische Effekte. In der MEG, die zur Schwarz Produktion gehört, haben wir entschieden, beides zu optimieren. Aus diesem Grund haben wir – weil wir auch früh die Möglichkeit dazu hatten ins Recycling einzusteigen und Zugriff auf das Material bekamen – frühzeitig damit angefangen, eigene Forschung und Entwicklung zu betreiben. Wir haben dadurch eine ökologische Alternative zu anderen Systemen geschaffen.
Reise: Die Kollegen der Schwarz Gruppe sind in der Lage, die gesamte Wertstoffkette dazustellen. Das trifft allerdings nicht auf alle unsere Mitglieder zu, da diese nur bestimmte Abschnitte der Wertschöpfungskette abbilden. Ein wesentliches Anliegen unserer Gütegemeinschaft ist es deshalb, Kriterien zu definieren, die über den gesamten Prozess der Rezyklat-Herstellung und -Verarbeitung aufeinander aufbauen und die Qualität und Einsatzmenge des Rezyklates sichern. Somit muss ein Rezyklat-Hersteller bestimmte Kriterien erfüllen, um das Gütezeichen zu erhalten.
In anschließenden Prozessen wie der Flaschenherstellung kann dann auf diese gesicherte Vorstufe aufgebaut werden. Dadurch ist während des gesamten Werkstoffkreislaufes – unabhängig, ob das Mitglied ihn selbst komplett abbildet oder nur Teile davon – eine durchgängige Qualität des PET-Rezyklates gesichert, das für Getränkeflaschen genutzt wird.
Wie verbreitet ist das Gütezeichen und was muss getan werden, damit es vom Markt als Ganzes angenommen wird?
Reise: Es gibt immer wieder Anfragen und Interesse aus dem Handel, allerdings enden diese meist nicht in konkreten Maßnahmen. Der Handel steht etwas in der Hab-Acht-Stellung, denn er weiß, dass die Umsetzung der gesetzlichen Regelung kommen wird. Er ist sich durchaus darüber bewusst, dass er seine Lieferanten und Hersteller über Lieferkontrakte und -bedingungen an bestimmte Themen heranführen kann.
Allerdings beschränkt sich aus unserer Sicht eine Zertifizierung des Rezyklat-Einsatzes nicht nur auf die Frage des Anteils des Rezyklats in der Getränkeflasche. Wir reden über Flaschen, die gleichfalls die Funktion und Eignung als Lebensmittelverpackung erfüllen müssen – auch bei der anteiligen oder vollständigen Verwendung von bereits „gebrauchten Flaschen“. Es sind noch weitere Qualitätskriterien zu berücksichtigen.
Die vom Verbraucher erwartete Deklaration eines Rezyklat-Anteils der Getränkeflaschen wird dazu führen, dass dieser Anteil zu Recht hinterfragt wird. Mit dem Gütezeichen der RAL Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen e.V. ist es möglich, sich bezüglich des Anteils an lebensmitteltauglichem Rezyklat in Getränkeflaschen abzusichern, ihn zertifiziert nachzuweisen und darüber hinaus auch z.B. auf dem Flaschenetikett zu präsentieren.
Neumann: Für die MEG ist die RAL Gütegemeinschaft im Hinblick auf die Qualitätsstandards sehr wichtig. Wenn im Recycling-Prozess recycelte Flaschen von minderer Qualität auftauchen, trifft das nicht nur denjenigen, der das Material in Umlauf gebracht hat, sondern die ganze Branche. Deshalb brauchen wir Mindeststandards. Und nur, wenn alle diese Standards einhalten, bleibt der sehr wichtige Lebensmittelaspekt unbeschadet.
Reise: Um unsere Mitglieder, die ein RAL Gütezeichen führen, brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Sie haben gläserne Prozesse, die jeder Prüfung standhalten. Allerdings ist das für den Endverbraucher nicht sichtbar. Wenn der Konsument glaubt, dass Rezyklate zu irgendwelchen Nebenwirkungen führen oder der ausgelobte Rezyklat-Anteil nur Schwindel ist, dann ist die ganze Branche in Sippenhaft und nicht mehr glaubwürdig.
Das müssen wir unbedingt vermeiden. Wir wissen um die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft, des technischen Know-hows unserer Mitglieder und der Transparenz unser Gütekriterien. Dafür steht unsere RAL Gütegemeinschaft und diese Werte versuchen wir zu vermitteln.
Es ist immer wieder festzustellen, dass einige Umweltorganisationen die Unwissenheit der Verbraucher ausnutzen. Für die Deutsche Umwelthilfe ist es ein Skandal, dass die Discounter komplett auf Einweg setzen. Wie klären Sie Handel und Verbraucher auf?
Neumann: Das ist tatsächlich eine Sisyphusarbeit. Wir verwenden PET, weil wir das System ökologisch optimiert und zu einer guten Alternative entwickelt haben. Leider ist die selektive Wahrnehmung der NGOs sehr ausgeprägt. Wir befinden uns in einer Debatte, die stark emotionalisiert geführt wird – und da, wo sie überhaupt sachliche Argumente nutzt, häufig auf völlig veralteten Daten aufsetzt.
NGOs verwenden immer wieder die offiziellen Ökobilanzen. Doch die sind einige Jahrzehnte alt! Es ist schon etwas zweifelhaft, Werte aufzugreifen, die vor 20 Jahren ermittelt wurden. Da gab es kaum PET-Einwegflaschen, die Flaschengewichte waren anders und an Rezyklat-Anteile war noch überhaupt nicht zu denken. Die Realität, die sich in den vergangenen Jahren verändert hat, wird dennoch immer wieder ausgeblendet.
Um aktuelle Daten zu erhalten, haben wir die NGOs mehrfach gebeten, sich an neuen Ökobilanzen zu beteiligen. Der Rücklauf war jedoch nur sehr verhalten.
Deshalb versuchen wir mit verschiedenen anderen Maßnahmen entgegenzuwirken – nicht nur mit Aufklärungsarbeit in Richtung der Politik, sondern auch durch die Verbraucherkommunikation. Allerdings ist es sehr schwierig, mit Fakten gegen Emotionen anzugehen. Die Saskia-Kampagne bei Lidl in 2020 sowie auch die aktuelle Kampagne sind Beispiele, wie man das angehen kann. Die Kampagnen haben gut funktioniert, sind jedoch nur ein Schritt.
Reise: Es ist leider eine Tatsache, dass keine Faktendiskussion stattfindet, obwohl Fakten da sind. Es gibt durchaus Studien, die auf den Maßstäben des Bundesumweltministeriums fußen, die ein anderes, besseres Bild der PET-Getränkeflaschen aufzeigen. Die Ergebnisse dieser Studien passen jedoch nicht zu dogmatischen Ansichten gemäß dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“
Viele Unternehmen der Getränkebranche haben in den vergangenen Jahren den Rezyklat-Anteil von Getränkeverpackungen erhöht und gleichzeitig die Gewichte der Verpackungen gesenkt. Die damit verbundene Verbesserung des CO2-Footprint einer PET-Flasche ist enorm.
Wir müssen heute den Vergleich von PET-Einwegsystemen mit Glas-Mehrwegsystemen nicht scheuen.
Existiert das schlechte Bild der „bösen Kunststoffindustrie“ denn überall?
Reise: Wenn es darum geht, unsere Informationen an Verbraucher:innen zu bringen, haben wir durchaus positive Erfahrungen gemacht. Kurz vor Corona hatten wir einen Stand auf der Grünen Woche in Berlin. Die Jugendlichen, die uns dort besucht haben, waren sehr am Thema PET-Getränkeflaschen und Recycling interessiert, gut informiert und in Gesprächen sehr offen und ohne Vorurteile. Das Bild, welches ich von der Messe mitgenommen habe, war ein anderes viel heterogenes Bild, als das Mainstream-Bild „Alle sind gegen Kunststoff“.
Neumann: Wahrheiten sind komplex, sie sind nie einfach schwarz oder weiß. Die Schattierungen dazwischen, in denen wir uns befinden, sieht man leider nicht.
Reise: Das, was wir im Moment in der RAL Gütegemeinschaft machen, ist technologisch extrem herausfordernd – Hightech. Aber das für die Öffentlichkeit inszenierte Bild ist geprägt von Schmutz- und Plastikabfällen.
Recycling ist technologische Schwerstarbeit, aber es ist sinnvoll und auch wirtschaftlich möglich. Die Kunst liegt im Augenblick darin, den Kreislauf komplett darzustellen. Ein technisch gut aufgestelltes System existiert bereits seit mehr als zehn Jahren. Aber es gehört auch eine gute Logistik der Stoffkreisläufe und gesellschaftliche Akzeptanz dazu. Mit unserem gut funktionierenden Pfandsystem haben wir in Deutschland bereits sehr gute Voraussetzungen für eine Kreislaufwirtschaft für PET-Getränkeverpackungen geschaffen.
Was sind Ihre Forderungen an die Öffentlichkeit und auch an die Politik?
Reise: Mit der Einwegplastik-Richtlinie mit einer Mindestrezyklateinsatz-Quote von 25 und später auf 50 Prozent hat die EU die Ziele für die Zukunft definiert. Allerdings hat die Bundesregierung bei der gesetzlichen Verankerung im Verpackungsgesetz offengelassen, wie die Umsetzung und Einhaltung kontrolliert werden soll. Hier können wir uns mit der RAL Gütegemeinschaft PET-Getränkeverpackungen sehr gut einbringe. Denn wir können den Rezyklat-Gehalt kontrollieren und die Güte des Rezyklats anhand von klaren Kriterien bewerten. Die Politik sollte unsere Erfahrungen nutzen. Unser Gütezeichen schließt die Lücke zwischen den gesetzlichen Anforderungen und noch einzurichtenden Kontrollinstrumenten.
Gleichfalls wünschen wir uns eine fachgerechte Bewertung von PET-Getränkeverpackungen und der Kreislaufwirtschaft und den Mut, offen für Fakten zu sein. In der RAL Gütegemeinschaft haben wir sehr gutes, gebündeltes Wissen. Es würde manche Diskussion vereinfachen und zu den richtigen Ableitungen führen, wenn fachlich statt populistisch agiert werden würde.
Neumann: Man redet immer gerne über uns, aber nicht mit uns. Es geht uns um eine sachliche Diskussion und darum, anhand von Fakten bewertet zu werden, um aufzuzeigen, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern überwiegend Grau-Schattierungen. Bevor jemand eine regulatorische Entscheidung trifft und etwas bewertet, müssen erstmal die Fakten aufgezeigt werden.
Wie lässt sich denn Ihrer Meinung nach dieses Problem lösen?
Reise: Wir stellen die Tatsache, dass die Vermüllung der Weltmeere stattfindet, nicht in Abrede. Das ist eine traurige Tatsache. Aber die deutschen Einwegpfandflaschen sind nicht der Verursacher! Stattdessen haben wir mit einem funktionierenden Pfandsystem und der sich etablierenden Kreislaufwirtschaft Lösungen gegen die Vermüllung zu bieten. Wenn man diese Lösungen negiert und nicht anerkennt, werden wir auch für diese globalen Themen keine Lösungen finden. Wir können Lösungen anbieten, aber wir brauchen Partner, die diese auch erkennen, fördern, unterstützen und uns miteinbeziehen
Die aktuelle Rohstoffknappheit macht es sicherlich nicht einfacher für Sie. Ist überhaupt genügend hochwertiges Rezyklat verfügbar?
Neumann: Die letzte Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung zur Verwertung von PET-Flaschen zeigt, dass aktuell etwas mehr als 30 Prozent der PET-Flaschen wieder in Getränkeflaschen verwendet werden. Das heißt auch, es stehen noch zwei Drittel zur Verfügung, die in andere Anwendungen gehen – teilweise nicht mal in Lebensmittelverpackungen. Das ist die eigentliche Herausforderung.
Wir müssen uns anschauen, wohin diese Materialien gehen. Es ergibt eigentlich keinen Sinn, aus einer Flasche einen Fleece-Pullover herzustellen. Das ist ein lebensmitteltaugliches Material mit einem hohen Wert.
Reise: Wenn nicht ein Großteil der PET-Flaschen in die Wiederverwertung außerhalb des PET-Pfandkreislaufes fließen würde, bräuchten wir uns nicht über so viel Neuware aus Asien zu unterhalten. Hier muss der Handel als Besitzer der Pfandflasche Verantwortung übernehmen. Er kann entscheiden, was mit diesem wertvollen lebensmitteltauglichen Wertstoff passiert und wem er diesen Wertstoff zur Verfügung stellt.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei und bedanken uns für das Gespräch.
Über Thomas Reise
Thomas Reise, Vorstand Technik bei der Hansa-Heemann AG, ist Vorsitzender des Vorstandes der RAL Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen e.V.
RAL Gütegemeinschaft
Die 2014 gegründete RAL Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen e.V. fördert mit der Vergabe des RAL Gütezeichens die Weiterentwicklung von PET-Getränkeflaschen unter ökologischen Gesichtspunkten. Ziel ist es, einen positiven Beitrag zur
Ressourceneffizienz und zum Umwelt- sowie Klimaschutz zu leisten. Die Gütegemeinschaft ist lieferketten- und branchenübergreifend tätig. Sie unterstützt ihre Mitglieder dabei, den Einsatz von recyceltem PET in Getränkeflaschen stetig zu erhöhen und dabei nachhaltiges Handeln zu fördern und natürliche Ressourcen wie Wasser und Erdöl zu schonen. Zu den Mitgliedern zählen neben PET-Recyclern zur Herstellung von Rezyklaten für den Lebensmittelkontakt (food grade) auch Preform-Produzenten und Getränkehersteller (Abfüller) von Mineralwässern und Softdrinks.