„Wir müssen unseren Müll besser trennen
– das ist kinderleicht“
– das ist kinderleicht“
Im Dialog mit Axel Subklew, Initiative “Mülltrennung wirkt”
Die dualen Systeme haben mit „Mülltrennung wirkt“ eine Initiative gegründet, um die Bürger aufzuklären. Sie zeigt, wie Mülltrennung funktioniert – und was es bringt. Axel Subklew, Sprecher der Initiative, erläutert deren Ziele und räumt mit einigen Müllmythen auf.
Herr Subklew, warum wurde die Initiative Mülltrennung wirkt ins Leben gerufen?
Das Verpackungsgesetz hat zu ganz neuen Herausforderungen für das gesamte Recycling und explizit für das Kunststoffrecycling geführt.
Die neuen Quoten sind ein hohes, ambitioniertes Ziel. Ein Ziel, das ansteigt: Bei Kunststoffverpackungen zum Beispiel ist die gesetzlich vorgegebene Quote beim werkstofflichen Recycling von 36 Prozent auf 58,5 Prozent im Jahr 2019 gestiegen.
2023 wird die Quote noch einmal angehoben: auf 63 Prozent. Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir unseren Müll besser trennen.
Das heißt?
Von den in Deutschland jährlich rund 2,6 Millionen Tonnen im Gelben Sack und in der Gelben Tonne gesammelten Abfällen sind etwa 70 Prozent Verpackungen und durchschnittlich 30 Prozent nicht richtig entsorgter Müll.
Zu viel Restmüll in den Behältnissen erschwert oder verhindert aber ein effektives Recycling. Dadurch gehen dem Wertstoffkreislauf wichtige Materialien verloren.
Das gilt nicht nur für Kunststoff, sondern auch für alle anderen Verpackungssysteme. Die dualen Systeme betrachten es deshalb auch als ihre Aufgabe, die Bürger:innen über ihre wichtige Rolle im Recycling und die Bedeutung der Mülltrennung zu informieren.
Wie erreichen Sie die Verbraucher:innen und bewirken, dass das Sammeln und Mülltrennung selbstverständlich und Fehlwürfe eliminiert werden?
Unsere Initiative basiert auf zwei zentralen Säulen: motivieren und informieren. So wollen wir in den Köpfen verankern, dass jeder mit der richtigen Mülltrennung einen einfachen und effektiven Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.
Das Öko-Institut in Freiburg hat berechnet, dass sich durch das Recycling von Verpackungen aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne sowie von Glas und Papier/Pappe/Karton in Deutschland rund 3,1 Millionen Tonnen sogenannter CO2-Äquivalente im Jahr einsparen lassen. Das entspricht den jährlichen Emissionen einer Stadt in der Größe von Bonn.
Was ist Ihre wichtigste Botschaft?
Mülltrennung ist kinderleicht. Leere Verpackungen kommen in den Gelben Sack beziehungsweise die Gelbe Tonne. Außer Verpackungen aus Papier und Glas – die gehören in die jeweilige Altpapier- bzw. Altglassammlung.
Wichtig ist noch: restentleeren, nicht ausspülen. Nicht ineinander stapeln und wenn möglich in Einzelteile zerlegen. Das wars! Wenn das jeder verstanden hat und danach handelt, sind wir ein gutes Stück weiter.
Wo positionieren Sie Ihre Botschaften der Initiative?
Zum einen natürlich mit der klassischen Werbung. Wir kommunizieren unsere Botschaften mit hohem Werbedruck über alle für Verbraucher:innen relevanten Kanäle.
Der Mix umfasst ganzjährig TV- und Radio-Spots sowie eine aufmerksamkeitsstarke Präsenz in den Sozialen Medien – insbesondere Instagram und Facebook. Wir betreiben ein intensives Community-Management, füttern beide Kanäle permanent mit Posts, sichten Kommentare, bearbeiten und beantworten sie.
Dadurch wissen wir sehr gut, wie Menschen auf unsere Botschaften reagieren und was die Verbraucher:innen bewegt. Natürlich sind wir auch in direkten Kontakten mit Bürger:innen und Multiplikator:innen.
Alle Werbemaßnamen tragen jeweils das Thema „Trennung“ als zentrales Motiv der Initiative nach außen. Digital werden die Spots über unterschiedliche Kanäle ausgespielt und Endverbraucher:innen mit unterschiedlichen Grafiken zur korrekten Mülltrennung angeleitet.
Zudem ergänzen eine umfangreiche PR- und Pressearbeit sowie der direkte Kontakt zu Verbraucher:innen über alle Kanäle hinweg die Werbemaßnahmen.
Können Sie uns dazu mehr erzählen?
Wir haben über unsere Homepage und unsere Social-Media-Kanäle regen Kontakt zu den Verbraucher:innen. Dort stellen sie uns alle möglichen Fragen zum Thema, so dass wir mit ihnen auch in einen direkten Dialog treten können.
Das ermöglicht es uns, gezielte Fragestellungen ganz nah an unserer Zielgruppe zu erläutern und Transparenz für das Thema Mülltrennung zu schaffen. Zugleich haben wir über die Abfallberatungen in den einzelnen Kommunen auch die Möglichkeit, die Verbraucher:innen zu erreichen.
Daher gehören auch viele Online-Seminare für Abfallberater:innen zu unserem Angebot, in denen ich über Recycling und die damit verbundenen Irrtümer und Vorurteile aufkläre und die richtigen Botschaften, Fakten und Entwicklungen an die Hand geben kann.
Bemerken Sie schon eine Verbesserung durch Ihre Aufklärungsarbeit?
In jedem Fall sehen wir Fortschritte. Auch die Berichterstattung erscheint durchaus differenzierter. Durch unsere Ansprache in allen Kanälen bewegt sich dort etwas.
Immer wieder lesen wir vom Export unserer Abfälle aus dem Gelben Sack nach Asien. Ist da etwas dran, und wie viel Abfall wird wirklich exportiert?
Tatsächlich werden alle gebrauchten Verpackungen in Deutschland sortiert und der weitaus größte Teil in Deutschland und Europa verwertet.
Betrachtet man nur die Kunststoffe, so werden mehr als 97 Prozent der deutschen Kunststoffabfälle aus dem Gelben Sack bzw. der Gelben Tonne in Deutschland und anderen EU-Staaten verwertet.
Für das Recycling im Allgemeinen – also In-und Ausland – gilt: Unabhängig davon, wo Verpackungen aus dem Gelben Sack oder der Gelben Tonne sortiert und verwertet werden, müssen sich Anlagenbetreiber nach deutschen Richtlinien von Sachverständigen zertifizieren lassen und festgeschriebene Standards beim Recycling einhalten.
Mythen in Sachen Mülltrennung
Was sind Ihre Wünsche an die Kunststoffverpackungshersteller?
Wir brauchen mehr recyclingfähige Verpackungen. Da bewegt sich derzeit schon sehr viel in die richtige Richtung. Aber die beste recyclingfähige Verpackung ist im falschen Sammelsystem verloren.
Daher laden wir auch alle Teilnehmer aus der Wertschöpfungskette von Verpackungen ein, mit uns zusammenzuarbeiten, um das Wissen zur richtigen Mülltrennung zu verbreiten. Nur wenn jeder seinen Beitrag einbringt, können wir die zukünftig hohen Recyclingquoten knacken, wie beispielsweise die 63-Prozent-Quote bei Kunststoffverpackungen. Wir sind umso besser, je früher wir in der Wertschöpfungskette anfangen.
Was sagen Sie zu Zero-Waste?
Abfallvermeidung steht an erster Stelle der Pyramide, ist aber bei Verpackungen auch nicht immer leicht. Und Verpackungen, die sich nicht vermeiden lassen, müssen unbedingt richtig getrennt werden, damit wir sie bestmöglich recyceln können.
Wo stehen wir in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?
Ich halte unser System für sehr gut, da es seit langem gelernt ist und prinzipiell auch gut funktioniert. Natürlich haben wir hinsichtlich des Anteils an Restmüll in den Gelben Tonnen bzw. Gelben Säcken noch Luft nach oben. Daran arbeiten wir.
Generell lässt sich aber sagen, dass wir mit unserer Logik, den Quoten und den Ausbeuten auf einem guten Weg sind, mehr herauszuholen und mehr zu recyceln.
Herr Subklew, vielen Dank für das Gespräch!
Über Axel Subklew
Axel Subklew ist Sprecher der im März 2020 gestarteten Initiative „Mülltrennung wirkt“ der dualen Systeme. Der Diplom-Kaufmann blickt auf eine langjährige Berufserfahrung in der Abfallwirtschaft und bei dualen Systemen zurück. So war er – nach seiner ersten Berufsstation von 1997 bis 2006 beim Grünen Punkt – von 2006 bis 2020 als Regionalleiter der Reclay Group in Köln tätig.
Dort verantwortete er neben dem Vertragsmanagement auf der Entsorgungsseite auch die Durchführung von Informationsveranstaltungen und Schulungen zum Thema Recycling inklusive dessen Bedeutung für die Umwelt. In seiner neuen Funktion als Sprecher der Initiative „Mülltrennung wirkt“ berichtet er an das Steuerungsgremium der dualen Systeme für die Initiative.
Über die dualen Systeme
Die dualen Systeme organisieren mit ihren Dienstleistern aus der Entsorgungs- und Recyclingbranche die Sammlung, Sortierung und Verwertung gebrauchter Verkaufsverpackungen. Grundlage für ihre Arbeit ist das Verpackungsgesetz. An der bundesweiten Initiative „Mülltrennung wirkt“ sind aktuell zehn duale Systeme beteiligt. Gemeinsam wollen sie aufklären, mit Irrtümern und Müllmythen aufräumen und möglichst viele Menschen zum Mitmachen motivieren.