Immer leichtere Verpackungen, die weniger Material und Rohstoffe benötigen – und gleichzeitig verbrauchen wir pro Jahr immer mehr von ihnen. Wie kann das sein? Damit beschäftigt sich auch die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM). In einer aktuellen Studie untersucht sie die Entwicklung des Gesamtverbrauchs von Verpackungen zwischen 1991 und 2020 – und was sie beeinflusst. Denn zwischen 1991 und 2020 stieg die Verpackungsmenge um 14 Prozent (das entspricht 1 Million Tonnen) an.
8,7 Millionen Tonnen – so viele Verpackungen haben private Endverbraucher:innen 2020 verursacht. 6,5 Prozent ihres Verpackungsverbrauchs im Jahr 2021 stammt beispielsweise von Wasch-, Reinigungs- und Körperpflegemitteln. Die Verpackungsmenge dieser Produkte ist seit 1991 von 82.200 Tonnen auf 200.800 Tonnen gestiegen. Im Wesentlichen bestimmen drei Faktoren diese Entwicklungen: Mengen-, Struktur- und Gewichtseffekte. Das klingt kompliziert – lässt sich aber leicht erklären.
- Wir kaufen mehr
Veränderungen sind auch eine Folge des Konsumverhaltens. Kaufen wir mehr Waschmittel oder Handcreme in Kunststoffverpackungen, wirkt sich dies als Mengeneffekt auf die Verpackungsmenge aus. Damit tragen wir als Verbraucher:innen einen deutlichen Anteil an der steigenden Verpackungsmenge. Würden wir heute noch genauso viele Produkte konsumieren wie vor 30 Jahren, könnten wir auf 1,7 Millionen Tonnen Verpackungen verzichten. - Trend zu kleineren Packungsgrößen
Es gibt vermehrt Haushalte mit nur ein oder zwei Haushaltsangehörigen. Jeder von ihnen kauft für sich ein. In der Summe kaufen also mehr Personen mehr Produkte. Sie benötigen jedoch meist keine großen Mengen eines Produkts. Solche Struktureffekte erhöhen die Verpackungsmengen. Für dieselbe Produktmenge sind aufgrund der kleineren Portionsgrößen mehr Verpackungen nötig. Außerdem müssen die Produkte häufiger nachgekauft werden. - Das Gewicht zählt
Auch der Gewichtseffekt beeinflusst den Gesamtverbrauch. So werden etwa Flaschen und Kanister immer leichter. Denn die Industrie optimiert das eingesetzte Material, um in der Produktion weniger Rohstoffe zu verbrauchen. Andererseits gibt es immer mehr Sprühflaschen, deren Sprühpistolen mehr wiegen als ein reiner Schraubverschluss.
Die lieben Tierchen
2020 lebten in fast jedem zweiten Haushalt (47 Prozent) ein Haustier. Vor allem Hunde (in 21 % der Haushalte) und Katzen (in 26 % der Haushalte) sind beliebt. Seit 2000 ist die Katzenpopulation von 6,8 auf 15,7 Millionen Katzen angestiegen und die Zahl der Hunde hat sich verdoppelt (2020: 10,7 Millionen). Immer mehr Heimtiere bedeutet immer mehr Tiernahrung – der Mengeneffekt tritt auf. Hinzu kommt der Struktureffekt: Auch für Tiere gibt es eine immer größere Auswahl an Futter, aber vor allem kleine Snacks boomen. Zudem wird auch Heimtierfutter immer häufiger in kleineren Mengen abgefüllt, obwohl es auch den entgegengesetzten Trend zu großen Futtersäcken gibt. Statt einer großen Verpackung werden jedoch häufig kleine Multipacks angeboten.
Optimierungen für mehr Nachhaltigkeit
Struktur- und Mengeneffekte steigern also den Gesamtverbrauch von Verpackungen – das geht auf uns Verbraucher:innen zurück. Glücklicherweise kann die Industrie den Anstieg durch den Gewichtseffekt abfedern: Verpackungen sind seit 1991 dank Eco Design immer leichter und effizienter geworden. Sie verbrauchen immer weniger Material und weniger Rohstoffe. Ohne diese Optimierungen läge der Verpackungsverbrauch im Jahr 2020 nicht bei 8,7 Millionen, sondern bei 10,2 Millionen Tonnen.
Auch bei den Verpackungen für Heimtierfutter wird der positive Gewichtseffekt deutlich: Die Verpackungsmenge ist trotz des enormen Konsums und verändertem Angebot in den vergangenen 20 Jahren nur leicht gestiegen: von 99,9 Millionen Tonnen (2000) auf 103,4 Millionen Tonnen (2020). Hätte sich seit der Jahrtausendwende nichts am Verpackungsdesign verändert, hätten wir 2020 stattdessen ganze 246 Millionen Tonnen Verpackungen für Heimtierfutter verbraucht!
Verpackungen schützen
Ihr fragt Euch jetzt, wieso die Industrie weiterhin auf Kunststoffverpackungen setzt, wenn der Verpackungsverbrauch immer weiter steigt? Weil Verpackungen aus Kunststoff sinnvoll sind. Sie sind leicht, flexibel und schützen vor Feuchtigkeit, Sauerstoff und Stößen. Sie verhindern, dass Produkte verunreinigt werden oder an Qualität verlieren. Passiert dies, müssen sie ersetzt werden. Das belastet nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Klima und unsere Ressourcen. Die verpackten Produkte belasten das Klima nämlich um ein Vielfaches mehr als die Verpackungen.
Kunststoffverpackungen punkten gegenüber anderen Materialien wie Papier oder Glas außerdem damit, dass sie in der Produktion weniger Energie benötigen, weniger Transportaufwand und auch weniger CO2-Emissionen verursachen. Auch aus ökologischer Sicht ergeben Kunststoffverpackungen also Sinn.
Doch die nachhaltige Wirkung bleibt auf der Strecke, wenn der Fortschritt vom wachsenden Konsum ausgebremst wird. Ob Industrie, Handel und Verbraucher:innen: Es gibt nicht den einen Game Changer – Klimaschutz ist das Ergebnis verantwortungsbewusster Entscheidungen jedes Einzelnen. Dazu gehören auch unser Lebenswandel und insbesondere unser Konsumverhalten.
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Beitrags- und Titelbild: Pixel Shot / Adobe Stock