Erst mit dem Einstieg als Spezialistin Marketing und Kommunikation beim Branchenverband der Schweizer Kunststoffindustrie KUNSTSTOFF.swiss wurde Debora Rondinelli bewusst, in wie vielen Bereichen des Alltags Kunststoff eine Rolle spielt. Je mehr sie sich mit dem Werkstoff beschäftigte, desto stärker wuchs ihre Faszination – insbesondere für die Vielseitigkeit und sein bislang unterschätztes Potenzial in Sachen Nachhaltigkeit. Heute gibt sie ihre Begeisterung an Nachwuchskräfte weiter und rührt die Werbetrommel für die Berufe der Branche. Im Interview spricht sie über Videos, Vlogs und Berufsporträts, Nachwuchsgewinnung zwischen Social Media und persönlichen Kontakten sowie die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit in der Berufsorientierung. 

Welche Herausforderungen gibt es bei der Nachwuchsgewinnung in der Kunststoffindustrie?

Eine der größten Herausforderungen ist es, junge Menschen überhaupt auf die Kunststoffindustrie aufmerksam zu machen und sie dann im nächsten Schritt für eine Ausbildung in diesem Bereich zu gewinnen. Der Markt hat sich stark verändert: Früher bewarben sich Lernende um Lehrstellen, heute müssen sich die Betriebe um die Lernenden bemühen. Im Jahr 2023 blieben schweizweit 16Prozent der angebotenen Lehrstellen unbesetzt und das spüren auch unsere Mitgliedsfirmen. Zudem ist das Image der Kunststoffbranche teils von Vorurteilen geprägt. Deshalb setzen wir uns stark dafür ein, die Bedeutung der Branche sichtbar zu machen, sei es durch Einblicke in den Berufsalltag, durch faktenbasierte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit oder durch direkte Präsenz auf Berufsmessen. 

Über Debora Rondinelli:

Debora Rondinelli ist Spezialistin Marketing und Kommunikation bei KUNSTSTOFF.swiss. In ihrer Rolle schätzt sie besonders die Vielfalt der Aufgaben und den Kontakt mit vielen unterschiedlichen Zielgruppen: von Jugendlichen, die sie für die Ausbildungsberufe des Branchenverbands begeistern will, bis hin zu den Mitgliedern, also den Firmen aus der gesamten Wertschöpfungskette der Kunststoffindustrie. Jeder Tag bringt neue Themen und Perspektiven mit sich. Dieser Abwechslungsreichtum motiviert Debora Rondinelli. Ihr Ziel ist es, den Nachwuchs für die vielseitigen Berufe des Verbands und der Branche zu begeistern und diese sichtbarer zu machen. 

Portrait Heike Vesper © Kathrin Tschirner WWF

Portrait Debora Rondinelli Spezialistin Marketing und Kommunikation bei KUNSTSTOFF.swiss

Quelle: KUNSTSTOFF.swiss

Wie gelingt es, Berufe in der Kunststoffverarbeitung attraktiv und verständlich zu vermitteln?

Um Berufe in der Kunststoffverarbeitung attraktiv und verständlich zu vermitteln, ist es entscheidend, ihre Relevanz im Alltag sichtbar zu machen. Viele wissen nicht, dass in ihrem Handy, in Sportschuhen, in Autos oder im Spital Kunststoffteile stecken. Folglich wissen sie auch nicht, dass diese von Fachkräften in unserer Branche entwickelt und produziert werden. Genau hier setzen wir an. Mit authentischen Vlogs und Kurzvideos, die zum Teil von unseren Lernenden selbst stammen, machen wir diese Berufe erlebbar: Sie zeigen, wie spannend, technisch anspruchsvoll und sinnstiftend die Arbeit ist. Besonders gut funktionieren Formate, in denen Lernende direkt zur Zielgruppe sprechen persönlich, nahbar und mit Stolz auf das, was sie tun. 

Kunststoff und Volleyball: Doppelte Leidenschaft 

Ein Beispiel für eine solche persönliche Ansprache von Lernenden für Nachwuchskräfte ist Olivier, der neben seiner Lehre als Kunststofftechnologe parallel eine Karriere als Volleyballprofi verfolgt. Er zeigt, dass eine Ausbildung in der Industrie nicht nur Perspektiven, sondern auch Flexibilität und persönliche Entwicklung ermöglicht. Solche Erfolgsgeschichten machen neugierig und inspirieren. Hier geht es zum Blogbeitrag „Doppelte Leidenschaft: Wie Olivier Lehre und Volleyball erfolgreich vereint“. 

Aufnahmen von einer Kunststoff.swiss Behind The Scenes Kampagne mit Kunststoff Schwanden

Behind the scenes: Kampagne mit Kunststoff Schwanden. Copyright: KUNSTSTOFF.swiss

Aufnahmen von einer Kunststoff.swiss Behind The Scenes Kampagne Mit Ypsomed

Behind the scenes: Kampagne mit Ypsomed. Copyright: KUNSTSTOFF.swiss

Wie können Jugendliche heute am besten angesprochen werden – und welche Kanäle sind hierfür geeignet?

Die heutige Generation erreicht man nicht mehr über klassische Kommunikationswege allein. Laut einer aktuellen Studie von Yousty nutzen viele Jugendliche Plattformen wie TikTok, Instagram und Snapchat, um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren. Darauf reagieren wir mit einem klaren Fokus auf visuelle, digitale Formate. Auf TikTok etwa setzen wir auf kurze, authentische Videos, die aktuelle Trends aufgreifen und Lernende direkt zu Wort kommen lassen. Es geht darum, nicht nur zu informieren, sondern Emotionen zu wecken und Neugier zu fördern. Ausgespielt werden die Inhalte unter anderem über die größte Online-Lehrstellenplattform der Schweiz, yousty.ch. Gleichzeitig bleiben persönliche Kontakte wichtig, insbesondere um auch das persönliche Umfeld zu erreichen: Wir sind regelmäßig auf Berufsmessen oder bei Infotagen präsent. Die Kombination dieser Kanäle hat sich als besonders wirksam erwiesen, denn sie ermöglicht Aufmerksamkeit und bildet Vertrauen. 

Welchen Einfluss hat das persönliche Umfeld auf die Berufswahl?

Unsere jährliche Umfrage unter Lernenden zeigt deutlich: Das persönliche Umfeld, vor allem Eltern, Lehrpersonen und Freunde, spielt eine zentrale Rolle bei der Berufswahl. Denn junge Menschen orientieren sich stark an den Meinungen und Einschätzungen ihrer Vertrauenspersonen. Deshalb ist es uns wichtig, nicht nur die Jugendlichen selbst anzusprechen, sondern auch deren Umfeld gezielt einzubeziehen – etwa durch unsere Präsenz auf Berufsmessen, bei Informationsveranstaltungen oder über schulische Netzwerke. Denn nur wenn auch diese Bezugspersonen ein realistisches und positives Bild der Kunststoffberufe haben, können sie Jugendliche bei der Entscheidung für eine Ausbildung in unserer Branche wirksam unterstützen. 

KUNSTSTOFF.swiss führt jedes Jahr im ersten Semester eine Umfrage unter den Lernenden Kunststofftechnologen/-innen EFZ und Kunststoffpraktiker/-innen EBA durch, um sie besser zu verstehen und eine Grundlage für die Planung der Berufsmarketingaktivitäten zu bekommen. Im Fokus stehen insbesondere die Zufriedenheit mit der Ausbildung sowie der Weg zur Berufswahl. Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage 2025. 

@kunststoff.swiss Bock auf eine spannende Lehre als Kunststofftechnologe/-in? 🧑‍🔧👩‍🔧Offene Lehrstellen findest du über den Link in der Bio💼 #Lehrstelle #Kunststoff #Zukunft #Kunststofftechnologe #Yousty ♬ Originalton - KUNSTSTOFF.swiss
Aufnahme von einer Berufsmesse, bei der Kontakte bezueglich Berufen in der Kunststoffindustrie geknuepft worden sind.

Aufnahme Berufsmessen Kontakte Knuepfen

Berufsmessen: Kontakt mit Eltern und Lehrpersonen knüpfen. Copyright: KUNSTSTOFF.swiss

Aufnahmen von einer Informationsveranstaltung für Berufsberater von Berufen in der Kunststoffindustrie.

Aufnahmen Informationsveranstaltung Berufsberater

Informationsveranstaltungen für Berufsberater. Copyright: KUNSTSTOFF.swiss

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit in der Berufsorientierung bei jungen Menschen?

„Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit spielen bei der Berufswahl junger Menschen heute eine zentrale Rolle. Viele wollen nicht einfach einen beliebigen Job, sondern eine Tätigkeit mit gesellschaftlichem Mehrwert, mit Verantwortung und Zukunftsperspektive. Themen wie Umweltbewusstsein, soziale Gerechtigkeit und persönliche Anerkennung sind ihnen wichtig. Die Kunststoffbranche hat hier viel Potenzial. Genau deshalb ist es entscheidend, jungen Menschen zu zeigen, wie relevant Kunststoffe in vielen nachhaltigen Lösungen sind, etwa in der Medizintechnik, bei langlebigen Produkten oder im Leichtbau – beispielsweise bei Autos, damit sie weniger wiegen und dadurch weniger CO₂ ausstoßen.“ 

Wie kann die Branche sich an diese Erwartungen und Werte anpassen?

Wir reagieren darauf, indem wir nicht nur die Technik, sondern auch den Sinn dahinter in den Vordergrund stellen – sowohl in unseren Videos als auch in den Vlogs und Berufsporträts. Wir zeigen, dass die Menschen in der Kunststoffverarbeitung nicht nur Produkte herstellen, sondern an Lösungen für die Zukunft mitarbeiten. 

Über KUNSTSTOFF.swiss:

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Logo KUNSTSTOFF.swiss Blau

Quelle: KUNSTSTOFF.swiss

KUNSTSTOFF.swiss ist der Branchenverband der Schweizer Kunststoffindustrie. Er vertritt die Interessen von rund 800 Unternehmen mit etwa 34.000 bis 35.000 Mitarbeitenden, die gemeinsam einen Jahresumsatz von rund 15 Milliarden Franken erwirtschaften. Der Verband engagiert sich umfassend für deren wirtschaftlichen Erfolg, Innovationskraft und nachhaltige Entwicklung. Weitere Aufgabengebiete sind die Aus- und Weiterbildung, Öffentlichkeitsarbeit und die Möglichkeiten zum Netzwerken und Austausch. Die Geschäftsstelle befindet sich in Aarau im Kanton Aargau 

Die „Kunststoffverbesserer“:

Sie sind die aufstrebenden Talente in der Welt der Kunststoffverpackungen – jung, ambitioniert und mit Lust auf Transformation. Sie entwickeln neue Produkte, stehen für eine veränderte Unternehmenskultur und prägen die Branche maßgeblich, obwohl sie erst am Anfang ihrer Karriere stehen. Deshalb widmet die IK ihnen mit der Interview-Serie „Kunststoffverbesserer“ ein eigenes Format.