Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind wohl in allen Lebens- und Geschäftsbereichen einschneidend. Privat suchen wir nach Abwechslung und zeitgleich nach sicheren und kontaktlosen Alternativen, um mit Familie, Freunden und Bekannten in Kontakt zu treten. Im Geschäftsleben fragen sich Einzelhändler, wie sie es vermeiden, ihre Kunden “im Regen” stehen zu lassen – sprichwörtlich, aber auch wortwörtlich, wenn sich die Schlange bis auf die Straße zieht. Andere fragen sich, wie sie die Produktivität ihres Unternehmens aufrechterhalten können, ohne dabei das Wohl ihrer Mitarbeiter oder Kunden zu gefährden. Alle stehen vor neuen Herausforderungen, weil es gilt, Menschenleben zu schützen.
Und auch die Kunststoffbranche trägt ihren Teil bei und schafft flexible Lösungen zur Unterstützung von Ärzten, Pflegekräften, Patienten und der Gesellschaft insgesamt. Hinzu kommt die Aufgabe, den im Artikel “Plastomania” der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschriebenen Imagewandel des Wertstoffs Kunststoff aufzugreifen, um der Kunststoffdiskussion neue Impulse zu geben.
Auf der Suche nach tatsächlichen Alternativen zum Kunststoff
Da gibt es zum einen die Welt der Kunststoffbranche VOR Corona, zu dem auch der EU-Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft gehört. Zahlreiche betroffene Verbände und Initiativen nahmen dazu auf eu-recycling.com Stellung. Der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. positioniert sich klar und fordert hier, aber auch im Artikel “Bessere getrennte Sammlung von Kunststoffverpackungen” auf www.european-news-agency.de, den beschleunigten Ausstieg aus der Deponierung.
Die in erster Linie emotional motivierte Suche nach alternativen Verpackungslösungen stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Auf www.pressebox.de klärt Verpackungsexpertin und Nachhaltigkeitsspezialistin Carolina Schweig im Artikel Verpackung von Bio-Produkten: Wie nachhaltig ist sie tatsächlich? über Mythen in puncto Nachhaltigkeit auf.
Und auch der Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie Österreichs beleuchtet in seinem Beitrag die Ökobilanz von Mineralwasserflaschen. Und kommt zu dem Fazit, dass PET-Flaschen aufgrund ihrer Recycling-Möglichkeiten oftmals die bessere Initiative für die Umwelt sind. Wer weiß, dass dank des PET-Pool-Flaschen-Systems von Petcycle Mineralwasserflaschen aus 100 Prozent PET-Rezyklat bestehen können, ist darüber weniger verwundert.
Kunststoffinnovationen können Leben retten
Vor, während und nach Corona bleiben Innovationen Eckpfeiler der Weiterentwicklung des Wertstoffkreislaufs Kunststoff. So zum Beispiel, die von der Wattron GmbH entwickelten und vom BMU ausgezeichneten Thermoformprozesse, die 30 Prozent und mehr Kunststoff und Heizenergie beim Herstellen von Verpackungen wie Joghurtbechern einsparen. Oder die vom Fraunhofer-Institut initiierte Studie zur getrennten Sammlung von Verpackungsabfällen, mit dem Ziel der Reduzierung von Störgerüchen in Kunststoff-Rezyklaten.
Aktuell sind es, neben dieser ungebremsten Innovationskraft, Know-how, Tatendrang und Mut, die die Branche auszeichnen. Kombiniert mit den starken Eigenschaften des Kunststoffs kann die Branche in Zeiten von Corona Leben retten. Nur ein Beleg hierfür ist die Geschichte der Maschinenbauingenieure der Firma Issinova, welche in kürzester Zeit Ventile für Beatmungsgeräte mittels 3D-Druck entwickelt, erstellt und an ein örtliches Krankenhaus geliefert haben. Der eigentliche Hersteller konnte die Anfragen nicht mehr bedienen, wodurch die dringend benötigten Beatmungsgeräte nutzlos wurden – bis zur Lieferung des frisch gedruckten Zubehörs.
Auch die neue Plattform zur bundesweiten Notfallversorgung des Chemieverbandes (VCI) hat das Potential, Leben zu retten. Über einen digitalen Marktplatz soll vor allem die Hilfe für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen bundesweit effizient koordiniert werden.
Kunststoffe sind systemrelevant
Nich nur deshalb sind Produkten aus Kunststoff und Kunststoffverpackungen Teil einer systemrelevanten Lieferkette, wie der Artikel auf www.oberberg-aktuell.de erläutert oder das Fachmagazin K-Zeitung berichtet – und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) jüngst bestätigt hat. Zumal Lebensmittel und Verpackungen kein Übertragungsweg für Corona-Viren sind, wie das packaging-journal mit Bezug auf aktuelle Erkenntnisse der wissenschaftlichen Institutionen, dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterstreicht.
Auch Betriebe der Recycling-und Entsorgungswirtschaft sind als systemrelevant einzustufen. Das fordern jedenfalls die Verbände BDE, BDSV, BVSE und VDM in ihrem Schreiben an Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Denn in Zeiten von Corona droht das Müll-Chaos, so gelesen auf www.nordbayern.de.
Welche Folgen hat die Corona-Krise für die Verpackungsbranche?
Mit dieser Frage beschäftigt sich der neueste Beitrag im Blog von Alpla. In einem Interview mit Prof. Manfred Tacker, Fachbereichsleiter Verpackungs- und Ressourcenmanagement an der FH Campus Wien, äußert sich dieser zu den Veränderungen in der Verpackungsdiskussion, aber auch zu den Auswirkungen auf die Kreislaufwirtschaft und Wertschöpfungskette durch die Covid-19-Pandemie.
Noch ist unklar, wie die Corona-Pandemie die Kunststoffdiskussion und -branche verändert. Doch viel wichtiger, wie wir die aktuelle Krise in den Griff bekommen und dabei ihre Auswirkungen so klein wie nur möglich halten. Bis dahin gilt #zusammengegencorona