„Stoffströme müssen verringert und es muss eine konsequente Produktpolitik implementiert werden, damit mehr Rohstoffe im Kreislauf geführt werden können.“
Das sagt Prof. Vera Susanne Rotter im Umweltgutachten 2020: Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU). Weiterhin betont sie im Kapitel “Kreislaufwirtschaft: Von der Rhetorik zur Praxis”, dass die Abfallhierarchie zu einer Hierarchie der Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden muss. „Mit dem Rückenwind durch den Green Deal und dem dort verankerten New Circular Economy Action Plan hat Deutschland die Chance, wichtige Weichenstellungen zu initiieren und so die Kreislaufwirtschaft von der Rhetorik in die Praxis zu bringen“, so die Hoffnung der Autorin. Was davon in und nach der Corona-Krise möglich sein wird, ist schwer vorherzusagen. Doch Prof. Rotter ist überzeugt: „Unsere Forderungen nach Instrumenten, die Stoff- und Produktströme konsequent lenken und Abfallverwertung kostentransparent und umweltverträglich machen, werden durch die Krise in keinster Weise obsolet.“
Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. (BDE) sieht in dem Gutachten zudem eine „realistische Bestandsaufnahme mit einer klaren Agenda“. Und fordert in seiner Stellungnahme, die Zeit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft doch zum Anlass zu nehmen, um ein “Jahr der Kreislaufwirtschaft” auszurufen.
“Die Zeit ist reif für den Weg von einer linearen zu einer zirkulären Kunststoffwirtschaft”, betont auch der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Prof. Dr.-Ing. Eckhard Weidner, im Newsletter des Fraunhofer Cluster Circular Plastics Economy CCPE®.
Unternehmen rund um den Werkstoff Kunststoff bereits einen Schritt weiter
Blickt man auf die Einreichungen und nicht zuletzt auf die zehn Preisträger des PackTheFuture Award 2020, scheinen die Mitgliedsunternehmen des IK bereits einen Schritt weiter zu sein. Bereits zum fünften Mal wurden in diesem Jahr Unternehmen gekürt, die mit ihren innovativen und nachhaltigen Verpackungslösungen überzeugen konnten.
Einen Leitfaden für Verpackungshersteller, Lebensmittelverarbeiter sowie Handel, Politik und NGOs zur Reduktion von Lebensmittelabfällen durch Verpackungen mit dem Titel Stop Waste – Save Food wurde gerade auf www.kunststoff.swiss veröffentlicht.
Den Bedarf nachhaltiger Verpackungen, insbesondere aus Kunststoff, hat auch der VDMA erkannt. Mit seiner Initiative pack4sustainability und dem kürzlich veröffentlichten Wissensportal rund um das Thema Verpackung und Nachhaltigkeit will der VDMA einen Beitrag zu einer sachlichen Diskussion über Kunststoffverpackungen leisten.
Die Entwicklung nachhaltiger Rohstoffe ist auch das Ziel der Forschungskooperation zwischen Beiersdorf und Evonik. Beide Unternehmen sind auf der Suche nach neuen Rohstoffquellen, die zugleich den CO2-Fußabdruck der Firmen reduzieren.
Chemische Expertise für mehr Kreislaufwirtschaft bringt der Kunststofferzeuger Covestro in den Prozess ein. In einer Webkonferenz in dieser Woche erklärte CEO Markus Steilemann, welche Schritte auf diesem Weg entscheidend sind: Zusammenarbeit in der Wertschöpfung, mit Wissenschaft und Politik, auf internationaler Ebene in der Alliance to End Plastic Waste gemeinsam mit mittlerweile 47 Unternehmen, um Einträge von Plastikmüll in die Umwelt zu verhindern; dazu Innovationen beim Recycling, bei alternativen Rohstoffquellen, bei Energie- und Ressourceneffizienz und erneuerbaren Energien – überall hier ist das kunststofferzeugende Unternehmen aktiv. Kein Wunder, dass sich Covestro zusammen mit anderen Chemie-, Maschinenbau-, Energie- und weiteren Unternehmen für die Klimaschutzziele von EU und Deutschland ausspricht.
Auf dem Weg zu einer zirkulären Kreislaufwirtschaft sind Politik und Gesetzgeber gefragt
Damit diese Innovationen wirken, muss es ein Ziel sein, die Kreislaufwirtschaft rund um Kunststoffe nicht nur national, sondern global weiterzuentwickeln, unterstreicht PlasticsEurope in seiner Nachricht “Illegale Müllexporte stoppen – Vollzug bestehender Regelungen ist das A und O“.
Zu dem Schluss, dass abfallrechtliche Produktverbote auf nationaler Ebene in den meisten Fällen nicht den Anforderungen der Verhältnismäßigkeit genügen, kommt der Berliner Abfallrechts-Experte Stefan Kopp-Assenmacher in seinem Rechtsgutachten und zeigt damit verfassungsrechtliche Grenzen auf. Erfahren Sie mehr darüber im Interview zwischen Stefan Kopp-Assenmacher und Mara Hancker.
Verbraucher sind bei der Mülltrennung und -vermeidung gefragt
Neben den politischen Rahmenbedingungen spielen die Verbraucher eine Schlüsselrolle innerhalb der Kreislaufwirtschaft. Es muss also zunehmend darum gehen, Aufklärung in der Bevölkerung zu betreiben und unter anderem mit den 10 Mythen über PLASTIK – wahr oder falsch? aufzuräumen. Denn Gut verpackt bedeutet: gut geschützt, stellt der gleichnamige Artikel aus dem Druckspiegel heraus und wirft einen Blick auf das als „systemrelevant“ eingestufte Unternehmen Verpa. Mit recycelbaren und damit auch nachhaltigeren Verpackungen leisten Unternehmen ihren Beitrag zur CO₂-Reduktion. Besonders rund läuft es bereits beim PET-Flaschen-Kreislauf, der seit kurzem auch durch die Firma Toyobo mit Rundum-Etiketten aus Recycling-PET gestärkt wird.
Auch beim Thema Mülltrennung und Reduktion von Abfällen, sind Verbraucher gefragt. Wie sie auch in Krisenzeiten richtig trennen, erklärt die Altstoff Recycling Austria AG auf ihrer Website. Die Initiative “Gelbe Tonne” versucht dieses Wissen mit ihrem trennory spielerisch zu vermitteln.
Und auch kompostierbare Haushaltsabfälle müssen ordnungsgemäß in der Biotonne entsorgt werden, um eine gigantische Verschwendung von wertvollen Rohstoffen zu vermeiden. Infos hierzu finden Sie auf www.aktion-biotonne-deutschland.de.