„Jeder Deutsche produziert im Jahr fast eine halbe Tonne Hausmüll. Was wir – oft gedankenlos – so wegwerfen, ist für die Recycling-Branche ein lohnendes Geschäft. Doch wie entsorgen wir richtig? Und wer profitiert von dem, was wir wegwerfen?“
In dem sehr interessanten Feature erzählt der Autor Christian Blees im Deutschlandfunk Kultur von diesem Wertstoff-Recycling als einem „Müllionengeschäft“. Aber es gibt noch viel zu tun in puncto „Kreislaufwirtschaft zum Erfolg führen“.
Wertstoff-Recycling ist kein Selbstzweck
Laut Alexander Gosten, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft, ist Recycling kein Selbstzweck, sondern zielt darauf ab, den Einsatz neuer Rohstoffe zu verringern und durch Rezyklate zu ersetzen.
Die ökologische Bedeutung des Wertstoff-Recyclings unterstreicht ein Positionspapier des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft. Derzeit seien nur gut 14 Prozent der von der Wirtschaft eingesetzten Rohstoffe Recycling-Rohstoffe. „Dabei entlastet jede Tonne Primärrohstoffe, die wir nicht einsetzen, unsere Umwelt. Wir sparen Energie, vermindern CO2-Emissionen und schonen natürliche Rohstoffquellen. Wenn wir es schaffen, den aktuellen Wert von 14 Prozent zu verdreifachen, spart die Kreislaufwirtschaft genauso viele CO2-Emissionen ein wie die gesamte Branche der erneuerbaren Energien“, so der Verband.
Verantwortungsvoller Umgang mit Kunststoffabfällen notwendig
Im Unterschied zu Glas und Papier ist das Aufbereiten von Kunststoffabfall wegen der vielen verschiedenen Kunststoffsorten in einer einzigen Verpackung sehr kompliziert. „Wir haben ja ein sehr gutes Trenn- und Sammelsystem, die Gelben Tonnen und die Gelben Säcke. Das funktioniert ganz gut. Allerdings glaubt man ja immer, dass das, was wir da fein säuberlich verpacken oder in die Gelbe Tonne geben, recycelt wird. Das stimmt aber nicht. Das sind gerade mal 50 Prozent, die wirklich recycelt werden. Der Rest wird entweder verbrannt oder exportiert“, so Manfred Santen, Chemieexperte bei Greenpeace Deutschland, im Beitrag.
In Deutschland fallen fast 19 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an. Die Recyclingquoten schwankten laut Christian Blees hier zuletzt von 25 Prozent bei Holzverpackungen über 50 Prozent bei Kunststoffen bis hin zu jeweils knapp 90 Prozent bei Papier, Pappe und Glas.
Die EU hat für den Verpackungsmüll inzwischen Recyclingquoten vorgegeben. Für Plastikverpackungen liegt diese bei 63 Prozent. Henning Krumrey vom Berliner Entsorger Alba sagt dazu, dass sich die Recyclingquote letztlich nur erfüllen lasse, wenn Verbraucher besser darauf achten, was sie in die Gelbe Tonne werfen oder in den Gelben Sack stecken. Denn manche Abfälle ließen sich selbst bei aufwendigster Aufarbeitung schlicht nicht recyceln.
Wenn das Porsche-Cockpit aus der Gelben Tonne kommt
„Besser trennen, mehr recyceln, bewusster einkaufen“ – das sei die Devise. Dabei sieht sich Deutschland gerne als Vorreiter bei der Nachhaltigkeit. Doch die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache: Die Menge an Verpackungsmüll ist auf Rekordniveau gestiegen. Rechnerisch produziert jeder Deutsche pro Jahr mehr als 220 Kilogramm Verpackungsabfall – so die aktuellsten Zahlen des Bundesumweltamtes aus 2017.
Neben dem Online-Handel liege das an kleineren Verpackungen im Supermarkt und dem Trend zum Essen und Trinken to go. Vermeiden ist die umweltverträglichste Variante gegen Müllberge, doch auch beim Wertstoff-Recycling gibt es noch viel zu tun.
„Richtig geschafft haben wir es alle zusammen, wenn wir einen richtigen Imagewandel geschafft haben. Wenn es also schick ist und ein Werbevorteil, wenn man Recyclingmaterial verwendet“, sagt Henning Krumrey von Alba. Seine Idealvorstellung ist: „Wenn Porsche irgendwann mal sagt: ‚Dieses Armaturenbrett im tollen, neuen 11er — das war mal in der Gelben Tonne! Und wir haben ein Armaturenbrett für einen Super Sportwagen daraus gemacht.‘ Wenn wir so weit sind – dann haben wir das Projekt Kreislaufwirtschaft richtig zum Erfolg geführt.“