Der Verpackungsverbrauch in Deutschland nimmt weiter zu. 2018 stieg die Abfallmenge erneut auf 18,9 Millionen Tonnen, wie das Umweltbundesamt (UBA) mitteilte. Das sind 0,7 Prozent mehr als noch 2017. Pro Kopf entspricht dies durchschnittlich 227,5 kg Verpackungsabfall. Der Verbrauch von Kunststoffverpackungen hat im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent bzw. 51 kt zugenommen. Das zeigt der aktuelle UBA-Bericht zu Aufkommen und Verwertung von Verpackungen in Deutschland. Derweil wartet die Industrie eigentlich auf die viel wichtigeren Zahlen für 2019.
Dass die Recylingquote für Kunststoffverpackungen für 2018 als leicht rückläufig ausgewiesen werden, bedauert der Branchenverband IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, erwartet aber mit umso größerem Interesse die Zahlen für das Jahr 2019. Ab dann greift nämlich das neue Verpackungsgesetz mit seinen geforderten Recyclingquoten, die mit mindestens 58% deutlich höher liegen. “Die Kunststoffverpackungsindustrie arbeitet mit Hochdruck an Recyclingfähigkeit und Rezyklateinsatz. Bis 2025 haben wir uns ambitionierte Ziele gesetzt, denen wir uns auch unter schwierigen Pandemie-Umständen verpflichtet fühlen,” so IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt. “Um die Kreislaufwirtschaft stärker anzukurbeln, engagierte sich unser Verband in zahlreichen Kooperationen mit der Recyclingwirtschaft bzw. der gesamten Wertschöpfungskette, auch auf europäischer Ebene.”
Verpackungen sind Klimaschützer
Darüber hinaus ist der Gebrauch von Verpackungen nicht per se etwas Schlechtes. Im Gegenteil: “Wenn wir nicht nur den Ausschnitt Verpackungsabfall, sondern unseren gesamten Konsum betrachten, ändert sich das Bild schlagartig. Denn ohne Verpackungen wäre unser Konsum weniger nachhaltig und deutlich klimaschädlicher. Vor allem, weil wir viel wegwerfen müssten, was ohne Verpackung Schaden genommen hat. “Schauen wir also nicht so geringschätzig auf Verpackungsabfälle”, so Dr. Schmidt.
“Wo die besonderen Eigenschaften von Kunststoff nicht benötigt werden, sollten wir auch auf seinen Einsatz verzichten. Mehrwegkunststoff kann Einweglösungen ersetzen. Und: Wir sollten Plastik viel mehr für seine Leistung schätzen und auch unsere Verpackungsabfälle als Wertstoff begreifen. Wenn wir Plastikverpackungen noch besser sammeln, sortieren und recyceln, haben alle was davon: Verbraucher, Umwelt und Klima”, bringt Dr. Isabell Schmidt auf den Punkt.
“Wer als Verbraucher darauf achtet, Lebensmittelabfälle zu vermeiden und seine Verpackungsabfälle getrennt sammelt, braucht kein schlechtes Gewissen zu haben.”
Das Umweltbundesamt fasst seinen Bericht “Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2018” wie folgt zusammen:
Private Endverbraucher verursachen von der Gesamtmenge 47 Prozent, also über 8,9 Millionen Tonnen oder 107,7 kg pro Kopf. Das sind 1,0 Prozent mehr als im Vorjahr und 20,6 Prozent mehr als 2010.
Dirk Messner, Präsident des UBA: „Verpackungen sollten vermieden werden, bevor sie überhaupt anfallen. Mehrwegbecher beispielsweise für den Coffee-To-Go müssen die Regel werden, aber auch wer Essen mitnimmt, sollte dies in Mehrwegbehältern tun können. Die Flut an Pizzakartons und Kaffeebechern in Mülleimern und Parks hätte so ein Ende.”
Auch wenn Deutschland beim Recycling von Verpackungen weiterhin zu den Vorreitern gehört, gibt es noch Verbesserungspotential: Vom gesamten Verpackungsabfallaufkommen wurden 69 Prozent dem Recycling zugeführt, der Rest wurde größtenteils energetisch verwertet. Die erreichte Recyclingquote variiert bei den unterschiedlichen Materialien. Vergleichsweise hoch ist sie bei Glas (83,0 %), Papier/Karton (87,7 %), Stahl (91,9 %) und Aluminium (90,1 %). Bei Kunststoffen (47,1 %) und Holz (25,3 %) ist jedoch noch viel Recyclingpotential vorhanden. Dirk Messner: „Für angefallene Verpackungsabfälle ist das Recycling in der Regel die beste Verwertung. Deshalb sind auch die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und der Rezyklateinsatz entscheidende Aspekte einer Kreislaufwirtschaft. Wir müssen wieder zu steigenden Recyclingraten kommen.“ Ab 2019 greift das neue Verpackungsgesetz, das unter anderem von den dualen Systemen höhere Recyclingquoten verlangt. Seit 2019 liegt die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen bei 58,5 Prozent, 2022 steigt sie auf 63 Prozent. Außerdem müssen die dualen Systeme nun bei ihren Beteiligungsentgelten die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Rezyklateinsatz berücksichtigen.
Wesentliche Ursachen für zunehmenden Verpackungsverbrauch: Wirtschaftswachstum und Konsumgewohnheiten
Die Ursachen für den hohen Verpackungsverbrauch sind vielfältig. Ein wesentlicher Treiber ist das Wirtschaftswachstum, denn mehr Produkte führen auch zu mehr Verpackungen. Wie sich der Verpackungsverbrauch während der Corona-Pandemie entwickelt hat, ist noch unklar. Aufgrund der geschlossenen Geschäfte und Restaurants ist allerdings abzusehen, dass vor allem mehr Serviceverpackungen für Essen und Getränke verbraucht worden sind.
Auch Konsumgewohnheiten sind für mehr Verpackungsabfall verantwortlich. Ein Beispiel ist der Trend bei Einwegverpackungen hin zu wiederverschließbaren Verpackungen, Dosierhilfen und generell aufwendigeren Verschlüssen. Diese Funktionen können zwar dazu beitragen, Ressourcen durch zielgerichtetes Dosieren zu schonen oder Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Zusätzliche Funktionen sind jedoch häufig mit einem zunehmenden Materialverbrauch verbunden. Dirk Messner: „Hersteller sollten Umweltbelastungen durch Verpackungen verringern, indem sie auf unnötige Funktionen verzichten und Mehrwegverpackungen verwenden. Verpackungen sollten so einfach wie möglich gestaltet sein, auch damit sie leichter recycelt werden können. Am besten werden gleich recycelte Rohstoffe zur Herstellung verwendet.“
Außerdem setzten sich die Trends zu kleineren Portionen oder zum Online-Einkauf fort. Auch gab es 2018 weiterhin den Trend zu To-Go Essen und Getränken, die unterwegs, in der Arbeit oder zu Hause verzehrt werden.
Für Hersteller von Verpackungen, die als Abfall typischerweise bei privaten Endverbrauchern anfallen, bietet ein von der Zentralen Stelle Verpackungsregister und dem UBA veröffentlichter Mindeststandard für die Bemessung der Recyclingfähigkeit eine wichtige Orientierung, wie Verpackungen umweltschonend gestaltet werden können. Auf dieser Grundlage können sie die Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen ermitteln und optimieren.