Am 24. Juni, dem Johannistag, endet traditionell die Spargelzeit. Dann ist es vorbei mit cremiger Spargelsuppe oder Spargel mit leckerer Sauce Hollandaise.
Pro Kopf verzehrt laut Statista jede:r Deutsche etwa 1,7 Kilogramm Spargel pro Jahr. Rund 106.400 Tonnen Spargel wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge 2020 deutschlandweit geerntet. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass dieses Gemüse nur drei Monate Saison hat.
Besonders wichtig für den Spargelanbau sind Agrarfolien. Kunststoff und Natur? Wie passt das zusammen? Die Initiative ERDE (Erntekunststoffe Recycling Deutschland) zeigt, dass das kein Widerspruch sein muss.
Spargel unter Folien – Kunststoff mit Sinn und Verstand
Beim frühsommerlichen Feldspaziergang entdeckt man auf Spargelfeldern nicht nur die charakteristischen langen Erdhügel, die sogenannten Spargelbalken. Auch die Folien, die sie bedecken, fallen auf. Folien in der Landwirtschaft und damit Kunststoff in der Umwelt?
Durch die Agrarfolien kann der heimische Spargel früher, länger und mit höheren Erträgen geerntet werden. Dadurch wird weniger Spargel aus Europa importiert. Mittels der schwarz-weißen Wendefolien können die Landwirte die Temperatur in den Spargelbalken optimieren und sie gegen die Witterung schützen. Eine Folie kann acht bis zwölf Jahre lang zum Anbau genutzt und wiederverwendet werden.
Da sich im Dunkeln unter den Spargelfolien kaum Unkraut oder Schädlinge ansiedeln, können die Landwirte auf Pflanzenschutzmittel verzichten. Spargelfolien werden trotzdem immer wieder kritisch hinterfragt. Denn für viele Spaziergänger sind sie auf den ersten Blick nur weiterer unliebsamer Kunststoff in der Umwelt.
Was liegen bleibt, wird zum Problem
Wir alle kennen die Bilder von verschmutzten Rastplätzen oder Waldwegen. „Littering“ nennt man dieses achtlose Wegwerfen von Kunststoffabfall in der Natur. Jedoch ist Littering mit 650 bis 2500 Tonnen eine der kleineren Ursachen der bis zu 255.500 Tonnen Kunststoff pro Jahr, die in der Umwelt landen.
Der weitaus größte Teil davon entsteht durch Reifenabrieb und den Baubereich, wie eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zeigt. In landwirtschaftlich genutzte Böden werden pro Jahr geschätzte 19.000 Tonnen Kunststoff eingetragen. Davon verursacht laut Fraunhofer-Institut die Landwirtschaft aber nur 19 Prozent selbst.
Nachhaltige Landwirtschaft fördern, Kunststoffabfall reduzieren
Die Studien heben gleichzeitig wirksame Maßnahmen gegen den Kunststoff in der Umwelt hervor.
Eine davon ist die Initiative ERDE der kunststoffverarbeitenden Industrie. Sie engagiert sich bereits seit 2013 aktiv für die Reduzierung von Kunststoffabfall in der Landwirtschaft und damit für nachhaltige Agrarwirtschaft: ERDE nimmt deutschlandweit Erntekunststoffe zurück und verwertet sie.
Neben sechs weiteren Agrarfolienarten, darunter Silofolien oder Rundballennetze, können Landwirte seit diesem Jahr auch ihre Spargelfolien recyceln lassen.
Die Spargelfolien werden meist direkt auf dem Hof abgeholt. Sie werden anschließend gewaschen, zerkleinert und zu Granulat eingeschmolzen, dem Kunststoffrezyklat. Dieses wird zum Beispiel zu neuen Agrarfolien oder auch Gartenmöbeln weiterverarbeitet.
Gute Perspektiven
Die Initiative ERDE macht die Landwirtschaft erfolgreich nachhaltiger. Über 50 Prozent der gebrauchten Silo- und Stretchfolien werden bereits alleine über die Initiative ERDE eingesammelt und recycelt. Damit werden rund 30.000 Tonnen CO2 eingespart – so viel, wie über zwei Millionen Bäume in einem Jahr binden würden.
Damit sich der Rohstoffkreislauf weiter schließt, soll die Sammlung bis 2022 auf 65 Prozent aller Agrarfolien ausgeweitet werden. Die beteiligten Hersteller, Landwirte und Sammelstellen-Betreiber sind optimistisch dieses Ziel zu erreichen.
Titelbild: iStock.com/taikrixel