Spätestens seit der Fridays-for-Future-Bewegung hat vermutlich jede:r von Euch schon einmal Bilder einer Klimaschutzdemonstration gesehen – oder vielleicht sogar selbst an einer teilgenommen. Fester Bestandteil aller Demonstrationen sind Schilder und Plakate mit teils humorvollen, teils provokanten Behauptungen und Forderungen. Sie sollen Gesellschaft und Politik zum Nachdenken anregen.
Kunststoffe und Verpackungen tauchen häufig als Bösewichte auf den Schildern auf. Sie gelten als Umweltsünder und klimaschädlich. Entsprechend vehement setzen sich die Demonstrant:innen gegen sie ein. Wir haben uns die Plakate mal näher angeschaut und uns konstruktiv mit den Inhalten auseinandergesetzt:
„Plastik ist voll 90er“
Seit den 90er-Jahren hat sich viel getan. Dank innovativer Materialien sind Kunststoffverpackungen bis heute um ein Viertel leichter geworden und besser recycelbar. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung wird übrigens immer mehr und besser recycelt: Die Recyclingquote liegt bereits bei über 60 Prozent – Tendenz steigend.
Kunststoff ist außerdem alles andere als uncool – auch, wenn Demonstrant:innen das auf ihren Plakaten behaupten. Ohne ihn gäbe es zum Beispiel keine Energiewende, denn Solarzellen und Rotorblätter von Windrädern bestehen teilweise aus Kunststoff. Kliniken und Ärzte hätten Probleme, da Spritzen, Schläuche oder OP-Besteck Kunststoff enthalten. Ohne Kunststoff gäbe es übrigens auch keine Smartwatches oder Laptops. Eure Lebensmittel würden ohne Kunststoffverpackungen schneller verderben und Transportwege nicht so gut überstehen.
Entsorgen, aber richtig!
Verpackungen am Straßenrand oder Plastik im Ozean: Das geht gar nicht. Natürlich sieht das auch die kunststoffverarbeitende Industrie so. Deshalb engagieren sich 80 Kunststoffverbände aus 43 Ländern in über 350 Initiativen und Projekten – etwa der Global Plastic Alliance (GPA) – für mehr Bildung und Forschung zu Kunststoffen und Umweltschutz. Sie tragen das Thema in die Politik und tauschen sich über Best-Practices oder innovatives Kunststoff-Recycling aus. Doch auch wir sind gefragt: Wir sind selbst dafür verantwortlich, wie wir unseren Verpackungsabfall entsorgen.
„Weniger Verbrauch hilft auch“
Die Kunststoffindustrie folgt dem Motto „So viel Verpackung wie nötig, so wenig wie möglich“. Wo es keinen Schutz braucht, sollten wir Verpackungen weglassen. Wo es sie braucht, sollten wir sie mehr schätzen und besser recyceln. Kunststoffverpackungen sind dabei oftmals sogar nachhaltiger als Papier oder Glas: Ersetzen wir Kunststoffverpackungen durch anderes Material, verursacht das über dreimal mehr Abfall, der Energieverbrauch verdoppelt sich und die CO2-Emissionen wären fast dreimal so hoch.
Gemeinsam gegen den Klimawandel
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind so wichtig wie nie zuvor – das spiegelt auch der Koalitionsvertrag unserer neuen Ampel-Regierung wider. Dabei ist die Politik genauso wie die Industrie und jede:r Einzelne gefordert. Dabei dürfen wir uns jedoch nicht auf einzelne Sündenböcke festlegen. Klimaschutz hat viele Facetten und jede Verpackung hat Vor- und Nachteile.