In Zeitungspapier, speziellen Sammelbehältern im Küchenschrank oder direkt in der Tonne – wie sammelt Ihr Euren Bioabfall? Oft gibt es einen Haken: Papier weicht durch und reißt, eine Sammlung ohne Beutel führt zu verschmutzten, unhygienischen Sammelbehältern im Haus und wer Bioabfall direkt in der Biotonne sammelt, geht pro Woche – oder auch pro Tag – unzählige Male dort hin. Kunststofftüten sind deshalb eine naheliegende Lösung: Sie sind reißfest, wasserdicht, belastbar. Aber Vorsicht, nicht jede Tüte ist für die Biotonne geeignet.
Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff
Normale Plastiktüten aus dem Einzelhandel, einfache Abfallbeutel, gelbe Säcke oder dünne Kunststoffbeutelchen aus der Gemüseabteilung sind meist nicht biologisch abbaubar und dürfen auf keinen Fall in der Biotonne landen. Sie gehören in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne. Nutzt Ihr solche Beutel für Bioabfall, geht Biomasse verloren, denn Anlagenbetreiber sortieren sie vor der Kompostierung aus. Dabei ist Kompost wichtig für unsere Landwirtschaft, denn mit seinen Nährstoffen wirkt er sich positiv auf Pflanzen und Umwelt aus. Außerdem wird aus Bioabfall Bioenergie in Form von Biogas gewonnen, das wiederum zur Stromerzeugung genutzt wird.
Weniger Material, schnelleres Verrotten
Die Verwendung von Bioabfallbeuteln aus Kunststoff war ebenfalls lange umstritten. Für die Betreiber von Kompostieranlagen dauerte das Verrotten der Beutel im Vergleich zu den organischen Abfällen zu lange. Die Obst- und Gemüsereste wurden also schneller zu Kompost als die Beutel. Die Hersteller haben sich der Problematik angenommen und ihre Beutel weiterentwickelt. Das Ergebnis: Dünnere Biobeutel, die in nur sechs Wochen vollständig verrotten – doppelt so schnell, wie die europäische Norm vorschreibt. Möglich ist das durch Kunststoff, der nur halb so dünn ist wie ein menschliches Haar.
Neues Siegel als Erkennungszeichen
Im Februar 2022 hat sich der Bundesrat mit den Abfallbeuteln beschäftigt und festgestellt: Zertifizierte Bioabfallbeutel aus Kunststoff stärken die separate Sammlung von Bioabfall und eignen sich gut für sie Sammlung organischer Abfälle. Ihr erkennt geeignete Bioabfallbeutel am blau-roten Siegel „DINplus Bioabfall-Beutel“. Das neue Zertifizierungszeichen ergänzt den bereits bekannten grünen „Keimling“, der den biologischen Abbau des Beutels auf dem Kompost und die Unbedenklichkeit des Kunststoffs garantiert. Das stellt sicher, dass kein Mikroplastik im Kompost verbleibt.
Mehr getrennte Bioabfälle – weniger Restmüll
Aktuell landen etwa 5 Millionen Tonnen Bioabfälle in der Restmülltonne. Was dorthin gelangt, wird überwiegend verbrannt und geht dem Kreislauf für immer verloren. Zertifizierte Bioabfallbeutel tragen dazu bei, dass wertvolle Biomasse sicher in der Biotonne landet. Eine durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Studie des nova-Instituts aus Köln überbringt zudem gute Nachrichten aus Italien: Dort sorgt die breite Verwendung von Bioabfallbeuteln bereits dafür, dass im Vergleich zu Deutschland viel weniger nicht biologisch abbaubare Beutel im Kompost landen. Mülltrennung wirkt – das gilt nicht nur für Bioabfall, sondern auch für die Trennung von Restmüll, Glas, Kunststoffen und Papier, die wichtige Wertstoffe im Recyclingkreislauf hält.