Kleine Taten, große Wirkung: Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die an einer Kunststoffverpackung verändert werden müssen, um ihre Recyclingfähigkeit zu verbessern. Vom Austausch des Etiketts bis hin zu einer neuartigen Materialzusammensetzung ist theoretisch alles möglich. Der Markt hat in den letzten Jahren spürbar dazugelernt und Innovationen vorangetrieben. Im ersten Teil unserer Beitragsserie habt Ihr erfahren, wie sich die Recyclingfähigkeit von Haushaltsverpackungen entwickelt hat. Jetzt geht es ans Eingepackte – wir stellen Euch einige der innovativen Verpackungen vor, die den Weg zu 90 Prozent recycling- oder mehrwegfähigen Verpackungen bis 2025 ebnen.
Kein Käse!
Anstelle einer nicht recycelbaren PET-Schale mit Rezyklat-Anteil stellte Hochland bei seinem „Grünländer“-Käse auf eine recyclingfähige Schale aus Polypropylen (PP)/Polyethylen (PE) um. Hochland ersetzte auch gleich das Papieretikett, das als fremdes Material das Recycling erschwert, durch ein Polypropylen-Etikett. Die Käseverpackung besteht damit nur noch aus einem einzigen Material, lässt sich im Kunststoffkreislauf recyceln und schützt den Inhalt trotzdem bestmöglich.
Erst Verpackung, dann Blumentopf
Auch Rügenwalder Mühle setzt bei seinen Snacks und Aufstrichen auf Deckel und Becher aus transparentem Polypropylen (PP). In ihrem zweiten Leben werden sie dann beispielsweise zu Blumentöpfen recycelt. Andere Produkte der Firma warten ebenfalls in Bechern aus PP auf die Verbraucher:innen, während die Deckel aus PET und rPET bestehen. In einzelne Bestandteile getrennt entsorgt ist dieser Materialverbund vollständig recycelbar. Das Papieretikett bleibt vorerst bestehen, ist jedoch so designed, dass es sich im Recyclingprozess problemlos ablösen lässt.
Apropos Blumentöpfe: Rußbasierte Farbstoffe, die Kunststoffen für eine dunkle Farbe beigemischt werden, sind ein Problem für die Sortieranlagen. Sie erkennen die Farbstoffe nicht und sortieren die Verpackung als Restmüll aus – und sie geht dem Kreislauf dann verloren. Dabei geht es auch ohne diese störenden Farbstoffe, wie Pöppelmann zeigt: Bei seinen dunklen Pflanztöpfen verzichtet der Hersteller genau darauf, was die Töpfe sortierfähig und damit vollständig recyclingfähig macht. Keine schönen Blumen, aber schöne Haut versprechen die Produkte von Nivea. Auch der Kosmetikhersteller ersetzt rußbasierte Farbstoffe, die in einigen Sortimentsverpackungen enthalten waren, durch rußfreie Pigmente. Da freut sich die Sortiermaschine!
Von Barrieren und Silikonplatten
Kunststoffverpackungen verfügen manchmal über kleine Extras. Einige besitzen eine Barriereschicht, die beispielsweise Fruchtsäfte länger frisch hält. Diese Barrierestoffe sind allerdings nur schlecht recycelbar. Eckes-Granini setzt bei seiner Marke „hohes C“ neben recycelbaren Flaschen aus 100 Prozent rPET auch auf eine innovative Sauerstoffbarriere aus chemisch reinem Glas. Diese hauchdünne Beschichtung ist vollständig recyclingfähig, denn sie lässt sich während des Recyclings problemlos abwaschen. Gut versteckt ist auch die Innovation von BERICAP: Die Verschlusslösung für Ketchup, Mayonnaisen und Aufstriche ist zu 100 Prozent silikonfrei und verhindert so die Verunreinigung der Recyclingströme durch nicht recycelbare Silikone.
Alle sind gefragt
In den letzten Jahren eroberten bereits viele innovative Verpackungen den Markt – weitere sind in der Entwicklungsphase. Ob sich recyclingfähige Verpackungsvarianten durchsetzen, hängt allerdings auch von der Akzeptanz der Produkthersteller, des Handels und der Endverbraucher:innen ab. Es ist aber durchaus realistisch, dass bereits 2025 mehr als 90 % aller Kunststoffverpackungen, die in deutschen Haushalten anfallen, entweder recycling- oder mehrwegfähig sein werden.
Bildquelle: gvm | Alexander Reitz