Dem Innovationsgeist der Verpackungsindustrie sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Unermüdlich entwickeln die Unternehmen neue Verpackungslösungen, die mithelfen, Lebensqualität zu erhöhen, Produkte zu schützen und Kreislaufwirtschaft zu stärken – und so auch den Wünschen der Konsument:innen nach mehr Nachhaltigkeit zu entsprechen.
Doch das allein genügt nicht. Denn Kreislaufwirtschaft funktioniert nur dann, wenn auch die Verbraucher:innen mitspielen – achtlos weggeworfener Abfall passt dazu nicht. Wo ist unser Verantwortungsgefühl geblieben?
Zum nachhaltigen Konsum leistet die Verpackungsindustrie einen wichtigen Beitrag, sie sorgt dafür, dass Verpackungen leistungsstark und immer besser recycelbar sind. Auch der Handel und die Hersteller tun das ihre, indem sie ihre Produkte so produzieren und anbieten, dass diese den Ansprüchen einer Kreislaufwirtschaft mehr und mehr gerecht werden.
Hersteller leisten ihren Beitrag
Die Kunststoffverpackungshersteller in Deutschland setzen ein klares Zeichen zur Kreislaufwirtschaft und zum Rezyklateinsatz. Denn der Einsatz von recycelten Kunststoffen in Verpackungen verringert nicht nur die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, sondern auch die CO2-Emissionen bei der Verpackungsherstellung.
Eine gute Nachricht: Der Rezyklateinsatz in der deutschen Verpackungsproduktion ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und liegt aktuell bei 475.000 Tonnen (11%). Die Hersteller haben es sich entsprechend der EU-Ziele zur Aufgabe gemacht, die Nutzung von Rezyklaten in Kunststoffverpackungen bis 2025 auf eine Million Tonnen zu steigern. Auch in puncto Recyclingfähigkeit werden die Verpackungen immer besser: 2020 waren 81 Prozent aller haushaltsnah anfallenden Kunststoffverpackungen recycling- oder mehrwegfähig.
Nur: Recycling funktioniert erst dann, wenn die Verbraucher:innen ihren Abfall auch korrekt sammeln und entsorgen. Im öffentlichen Raum funktioniert das leider allzu oft nicht.
Alle tun´s, aber keiner war´s
Ein Beispiel ist achtlos weggeworfener Kleinabfall, sogenanntes Littering. Einige Menschen schmeißen ihren Müll weg, wo sie gerade gehen und stehen. Leider ein gewohntes Bild, schaut man einmal genauer auf Bürgersteige und öffentlichen Plätze. Doch nicht nur dort, sondern auch in der Natur, auf den Bergen, an den Seen und den vielen Wanderwegen.
Doch wie kommen Menschen, die zuhause ihre Abfälle entsorgen und sortieren, darauf, diesen unterwegs einfach so fallen zu lassen? Ein Aspekt ist sicherlich die als klein empfundene Abfallmenge. Gerade das Kaugummi oder der Plastiklöffel vom To-Go-Genuss scheinen subjektiv oft keinen Unterschied zu machen, flattern sie einem (fast) unbemerkt aus der Hand.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Laut Bundesumweltamt zahlen die Städte und Gemeinden in Deutschland pro Jahr rund 700 Millionen Euro, um Parks und Straßen von Zigarettenkippen, To-Go-Bechern und anderen Produkten zu reinigen sowie öffentliche Abfallbehälter zu leeren und die Abfälle zu entsorgen.
Es betrifft alle
Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit – das sind laut einer Studie der Berliner Humboldt-Universität die Hauptgründe für das leider allzu verbreitete achtlose Wegwerfen von sogenanntem Kleinstmüll. Und ist dieses Fehlverhalten einer bestimmten Altersgruppe zuzuordnen? Leider nicht: Jeder macht mit.
Ein Schwerpunkt lässt sich bei den 20- bis 30-Jährigen ausmachen. Das passt, denn schließlich ist diese Gruppe tendenziell mobiler und mehr in Parks oder auf öffentlichen Plätzen unterwegs.
Die Corona-Pandemie hat schließlich das ihre dazu beigetragen, das Problem zu verschärfen.
Als Restaurants, Bars und Kinos geschlossen blieben, verlagerte sich das Sozialleben ins Freie. Dorthin wanderte auch ein Teil des Abfalls, nur leider oft nicht in den vorgesehenen Eimer.
Wo Eigensinn das Gemeinwohl gefährdet
Manch einer unterstellt den Litter-Schuldigen sogar, sich mit dem widerrechtlichen Wegwerfen des Abfalls gegen als zu streng empfundene Regeln der Obrigkeit aufzulehnen. Eine gewagte These.
Wahrscheinlicher ist, dass es vielen an Verantwortungsbewusstsein mangelt. Warum jeder wegwirft, lässt sich beispielsweise in Ansätzen mit der „Broken Windows“-Theorie erklären. Wo Menschen ihren Abfall hinterlassen, wirft man leicht noch etwas dazu – der öffentliche Raum wird nicht als schützenswert wahrgenommen. Die Stadtreinigungen kennen das nur zu gut.
Hier muss sowieso wieder gereinigt werden
Gerne wird die Verantwortung auch auf andere abgewälzt. Schließlich werden „die“, also die Stadtreinigung, die Fläche doch ohnehin sauber machen.
Konfrontiert man Einzelne mit ihrem Fehlverhalten, reden sich manche sogar damit heraus, dass ohne ihr Zutun viele Reinigungskräfte beschäftigungslos wären. Und außerdem zahlt man ja sowieso zu viele Steuern, so der Eindruck vieler.
Es mangelt also an Wertschätzung. Nicht nur in Bezug auf die Reinigungsdienste. Es geht um die Ressource selbst – der Becher, aus dem der Kaffee oder Tee getrunken wird, der Pappkarton, aus dem die Pizza gegessen wird, oder die Plastikfolie, die das Sandwich beim Transport schützt.
Dass es sich hierbei nicht um Wegwerfprodukte, sondern um wertvolle Ressourcen handelt, aus denen nach einem Recycling Neues entsteht, haben viele Menschen nicht auf dem Schirm.
Abfall als wertvollen Rohstoff begreifen
Hier gezielt aufzuklären, ist wichtig – aber nur ein Teil der Erfolgsstrategie. Dazu gehört auch eine stärkere Getrenntsammlung im öffentlichen Raum. Denn leider ist alles, was in den Restmülltonnen in den Fußgängerzonen landet, für das Recycling verloren. Verschiedene Sammelbehälter schaffen zusätzliches Bewusstsein im Umgang mit Ressourcen.
Und genau das ist für die Ziele „saubere Umwelt“ und „mehr Recycling“ unabdingbar. Verantwortung liegt in den Händen der Konsument:innen selbst. Sie sind es, die ein Bewusstsein für wiederverwertbare Ressourcen entwickeln – und dies vor allem in die Tat umsetzen müssen.
Stichwort Kulturwandel
Damit sich dauerhaft etwas ändert, braucht es anscheinend einen umfassenden Kulturwandel, ein Umdenken, das zweifellos Hersteller und Händler leben müssen – Stichwort Design for Recycling –, aber eben auch die Verbraucher:innen.
Trägheit zählt zu den Todsünden, Rücksichtslosigkeit nicht. Das könnte einen ziemlich frustrieren, gäbe es nicht auch immer mehr Menschen, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und in ihrer Freizeit den Abfall anderer beseitigen – beim Plogging beispielsweise. Das ist Müllsammeln beim Jogging.
Plogging kommt vom schwedischen Wort „Plocka upp“, was übersetzt „aufheben“ bedeutet. Zusammen mit „Jogging“ ergibt sich „Plogging“.
In diesem Trend kommen zwei urbane Lebensstile zusammen: Bewegung an der frischen Luft für die Fitness auf der einen Seite, und das Gefühl, etwas Gutes für die Umwelt zu tun, auf der anderen Seite. Plogger gibt es mittlerweile deutschlandweit, die Aktionen werden über soziale Medien wie Instagram und Facebook verbreitet. Damit haben die sportlichen Aktivisten auch eine Vorbildfunktion und setzen ein Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Abfällen.