EU-Kommission, EU-Parlament und die österreichische Ratspräsidentschaft haben sich auf eine Einwegplastik-Richtlinie geeinigt. Bestimmte Einwegprodukte wie Strohhalme aus Kunststoff sind in Europa künftig verboten.
Damit will die Europäische Union die Verschmutzung der Weltmeere eindämmen und die Umwelt besser schützen.
Ob die nun vorgesehenen Maßnahmen wirklich zum Ziel führen können, beleuchtet DIE WELT in ihrem Online-Artikel “Wenn ich keine isolierenden Schalen mehr bekomme, wird mein Essen kalt”.
Viel Symbolik statt wirklicher Umweltnutzen
Nicht nur die Kunststoffverpackungs-Industrie sieht die in ungewöhnlichem Eiltempo durchgepeitschte Richtlinie für Einwegplastik kritisch. “Wir bedauern, dass wenig Zeit und Raum für sachlich fundierte Gespräche und Entscheidungen geblieben ist”, wird Mara Hancker von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zitiert.
Von “plumper Symbolpolitik” spricht in dem Artikel auch Umweltexperte Moritz Bonn vom Centrum für Europäische Politik (CEP). “Die EU wolle vor der Europawahl im Mai Handlungswillen und -kraft zeigen” fasst auch der WELT-Artikel die hinter vorgehaltener Hand erzählte Strategie dahinter zusammen.
Dabei ist der Umwelt viel mehr geholfen, wenn das achtlose Wegwerfen jeglicher Materialien weltweit reduziert würde. Sinnvoll wäre auch die Aufklärung und stärkere Information der Verbraucher. Und auch der Transfer von Know-how beim Thema Recycling und Kreislaufwirtschaft könnte dazu beitragen, die Umwelt und insbesondere die Meere vor Abfalleinträgen zu schützen. Beispiele dafür gibt es bereits in Südafrika oder Indien.
Nicht leicht zu vermitteln: Umweltschutz heißt auch CO2-Reduktion
Der Nutzen für die Umwelt aus dem nun im Fokus stehenden Verbot von Einwegplastik darf zumindest stark bezweifelt werden. Zwar könnte die Vermüllung zurückgehen, aber dafür könnte das CO2-Problem in Europa größer werden. Laut Bundesumweltamt sei zum Beispiel die Umweltbilanz von kompostierbaren Kunststoffen jedenfalls nicht besser als die von herkömmlichem Plastik. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) äußert sich kritisch zu vermeintlichen Alternativen. “Wenn Einweg-Plastikgeschirr und Lebensmittelverpackungen aus Polystyrol zukünftig verboten werden, muss es Mehrwegalternativen geben. Ein Ersatz von Wegwerfartikeln durch solche aus anderem Material ist nicht sinnvoll”, erklärt die DUH in ihrer Pressemeldung.
Auch IK-Vertreterin Hancker gibt zu bedenken: „Wenn ich keine isolierenden Schalen mehr im Imbiss bekomme, wird mein Essen eben kalt. Diese kunststoff-spezifische Leistung erbringt kein anderes Material. Und mit vermeintlichen Alternativen zum Einweggeschirr wie beschichteter Pappe oder Aluminium wäre auch ökologisch nichts gewonnen.“ Bereits im Jahr 2011 hat denkstatt in einer Studie zu Verpackungen aufgezeigt, was ein Wechsel von Kunststoff auf andere Materialien wie Pappe oder Aluminium ökobilanziell bedeuten würde.
Wenn Kunststoffverpackungen durch andere Materialien ersetzt würden:
- wäre die Masse der entsprechenden Verpackungen im Schnitt um einen Faktor 3,6 höher
- würde der Energieverbrauch um einen Faktor 2,2 pro Jahr ansteigen. Das entspräche 20 Mio. geheizten Haushalten
- würden die ausgestoßenen Treibhausgase um einen Faktor 2,7 ansteigen. Das entspricht zusätzlichen 21 Mio. Autos auf der Straße oder den gesamten CO2-Emissionen von Dänemark.