Wohin geht die Reise für die Kunststoffindustrie in Deutschland? Das aktuelle Trendbarometer des Branchendienstes „KI – Kunststoff Information“ deutet darauf hin, dass sich das konjunkturelle Klima für Kunststofferzeuger und -verarbeiter etwas eintrüben könnte.
Unternehmen der Branche mit verhaltenem Ausblick auf 2019
Kannte die Branche in den zurückliegenden Jahren nur eine Richtung, nämlich die nach oben, scheint es nun zu einer leichten Trendwende zu kommen. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer Umfrage bei 545 Unternehmen der Kunststoffindustrie im deutschsprachigen Raum hin. Demnach hat ein gewichtiger Teil der befragten Industrievertreter lediglich zurückhaltende Erwartungen an das erste Halbjahr 2019.
Die Angaben speisen sich dabei unter anderem aus den Erfahrungen aus dem zurückliegendem Jahr: So verliefen die Geschäfte in der Kunststoffbranche bei lediglich 27 Prozent der an der Umfrage teilgenommenen Unternehmen im zweiten Halbjahr 2018 besser als im ersten Halbjahr desselben Jahres; schlechter lief es hingegen bei immerhin 35 Prozent der befragten Firmen. Dies spiegelt sich in den Erwartungen an das laufende Jahr: Während 29 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung ihrer Geschäfte erwarten, gehen 23 Prozent von einer gegenteiligen Entwicklung aus.
Fachkräftemangel und Handelspolitik bremsen
Ein wichtiger Grund für die eingetrübte Binnensicht ist der Fachkräfte- bzw. Personalmangel. Über 50 Prozent der befragten Unternehmen sehen hier das aktuell größte Hemmnis für eine positive wirtschaftliche Ausrichtung.
Im Zusammenspiel mit zunehmenden Protektionismus-Tendenzen in der Weltwirtschaft – zu nennen sind hier unter anderem der Brexit und die restriktive US-amerikanische Handelspolitik – ergibt sich ein eher negatives Bild für Wachstum und Beschäftigung in der deutschsprachigen Kunststoffindustrie.
Erzeugerverband sieht Zukunftschancen für die Kunststoffbranche
Ähnlich sieht auch Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer beim Kunststofferzeugerverband PlasticsEurope Deutschland e.V., die aktuelle Entwicklung: „Das zu beobachtende Abschwächen der Weltkonjunktur beeinflusst die Wachstumsaussichten der Kunststoffbranche.
Damit einher geht ja ein Rückgang des Konsums mit weniger verkauften Autos, Elektrogütern und anderen Waren – Produkten, bei denen Kunststoffe eine wichtige Rolle spielen. Doch es gibt auch positives: Wachstumsmärkte in Afrika, Asien und Südamerika gewinnen zunehmend an Bedeutung, zudem erschließen sich Kunststoffe überall auf der Welt weiter neue Einsatzfelder.“
Sorgen bereiten Dr. Baunemann die abnehmende gesellschaftliche und politische Akzeptanz von Werkstoff und Kunststoffbranche: „Fragen zu Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz einzelner Produkte beschäftigen die Menschen immer mehr, dabei sollte allerdings nicht der Blick auf den ganzheitlichen ökologischen Fußabdruck eines Materials verloren gehen. Kunststoff hat gerade hier viel zu bieten, sei es als Leichtbaumaterial für die Automobilindustrie, als schützende Hülle für Lebensmittel, Elektro- und andere Konsumgüter oder als Innovationstreiber in der Umwelttechnologie.“
Umfrage zur Kunststoffkonjunktur
Der Branchendienst „KI – Kunststoff Information“ aus Bad Homburg befragt seit 2001 im halbjährlichen Rhythmus Führungskräfte der Kunststoffindustrie zu Geschäftsverlauf und -erwartung, Investitionen und Beschäftigung. An der aktuellen Befragung zu den wirtschaftlichen Aussichten für das erste Halbjahr 2019 beteiligten sich 545 Unternehmen. Mehr Details zu den Ergebnissen der Umfrage gibt es hier.