Die Kunststoffverpackungsindustrie begrüßt den Dialog und wünscht eine differenzierte Diskussion
Bundesumweltministerin Svenja Schulze diskutiert heute gemeinsam mit großen Supermarktketten, Lebensmittelkonzernen sowie Umwelt- und Verbraucherverbänden an einem Runden Tisch die Möglichkeiten zu Vermeidung von Plastikverpackungen im Einzelhandel. Zentrale Themen werden – wie schon im vergangenen Herbst im Fünf-Punkte-Plan des BMU vorgestellt – der Verzicht auf Verpackungen, deren Mehrwegfähigkeit, Recyclingfähigkeit und die Nutzung von recycelten Materialien sein.
Mit einem Mix aus gesetzlichen Vorgaben wie dem neuen Verpackungsgesetz, freiwilligen Vereinbarungen und Aufklärungsmaßnahmen sollen eine deutliche Reduktion des Abfalls und eine noch besser funktionierende Recycling-Wirtschaft weiter vorangetrieben werden.
Was erwartet die Verpackungsindustrie vom Runden Tisch zur Plastikvermeidung?
Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen begrüßt den Dialog, weist aber darauf hin, dass eine Fokussierung auf Plastikvermeidung unter ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten sehr viel differenzierter zu diskutieren ist. Wo Verpackungen egal welchen Materials vermeidbar sind, sollten sie vermieden werden – aber immer unter der Voraussetzung, dass dies gesamtökologisch wirklich sinnvoll ist.
„Die Vermeidung von Kunststoffverpackungen darf unserer Erwartung nach nicht dazu führen, dass gesamtökologisch schlechtere Alternativen gewählt werden. Zum Beispiel ist die Ökobilanz einer Kunststofftragetasche in der Regel besser als die einer Papiertragetasche, vorausgesetzt dass sie richtig entsorgt wird. Auch „unverpackt“ ist ökologisch nicht immer die bessere Alternative, denn es können mehr Produktabfälle entstehen und/oder die Logistik muss angepasst werden (sprich häufigere Lieferungen, mehr Kühlung etc.), was ebenfalls ökologische Nachteile hat. All das muss im Einzelfall gegeneinander abgewogen werden. Grundsätzlich gilt: So wenig Verpackung wie möglich, aber so viel wie nötig, damit die Ware ausreichend geschützt wird,“ meint Dr. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin – IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V.
„Die vielerorts diskutierte und teilweise begonnene Einführung von speziellen Mehrwegsystemen für Verpackungen im Handel oder im Bereich der To-Go-Gastronomie halten wir für einen guten Weg, vorausgesetzt die Anforderungen bzgl. des Schutzes der Waren und der gesetzlichen Hygienevorschriften können eingehalten werden.“
Die Kunststoffverpackungsindustrie ist bereits seit Jahren aktiv
Seit Einführung der Verpackungsverordnung in Jahr 1991 ist es der Kunststoffverpackungsindustrie gelungen, die Materialeffizienz derart zu steigern, dass Kunststoffverpackungen im Schnitt um etwa 25 Prozent leichter geworden sind. Diese Materialeinsparung konnte trotz gestiegener Ansprüche an die Verpackung realisiert werden wie z.B. Wiederverschließbarkeit, Portionierbarkeit, mehr Sprühkappen etc. Ermöglicht wurde das durch die Verringerung von Wand- und Folienstärken, verbesserte Materialeigenschaften sowie andere Formgebung und Verarbeitungstechniken.
„Auch die Anforderungen der seit Januar 2019 geltenden Regelungen der neuen Verpackungsgesetzgebung werden wir im Zusammenspiel mit der gesamten Kreislaufwirtschaft erfüllen. Hier sind nicht nur die Kunststoffverpackungsindustrie, sondern auch die Lebensmittelindustrie, der Handel, die Verbraucher und die Recycling-Wirtschaft gefordert.“ ergänzt IK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Bruder. „Wir begrüßen außerdem den von Bundesumweltministerin Svenja Schulze gewählten Weg eines ausgewogenen Mix aus gesetzlichen Vorgaben und freiwilligen Vereinbarungen.“
Der Erfolg des Pfands für PET-Einwegwegflaschen, die mittlerweile ein Recyclingquote von 97 Prozent vorweisen, ist nur ein Beispiel für erfolgreiche Abfallvermeidung.
Zudem hat die IK Industriegemeinschaft Kunststoffverpackungen im Herbst vergangenen Jahres weitreichende, freiwillige Ziele für die weitere Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Haushaltsverpackungen und die Nutzung von Rohstoffstoffen aus Recyclingmaterial formuliert. Der Anteil von recycelbaren oder mehrwegfähigen Verpackungen soll bis 2025 von 75 auf 90 Prozent steigen und die Menge an eingesetzten Recyclaten soll um 150 Prozent auf eine Million Tonnen erhöht werden.
Innovationen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft
Aus Sicht der IK Industriegemeinschaft Kunststoffverpackungen sind Innovationen der Schlüssel für die Entwicklung einer umfänglich funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Nicht zuletzt deshalb hat die Industrievereinigung bereits im Jahr 2014 den „Runden Tisch Eco Design Kunststoffverpackungen“ mit Vertretern aus der Kunststoffverpackungsindustrie, von Markenherstellern, Handel und Recycling-Unternehmen sowie Wissenschaftlern und Verbraucherschützern ins Leben gerufen.
Im Rahmen der Initiative geht es um gemeinsame Lösungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und die Entwicklung von Innovationsprozessen für leistungsfähige, nachhaltige Verpackungslösungen, die über weniger Ressourcenverbrauch und verbesserte Recyclingfähigkeit zur Lösung der Abfallproblematik beitragen.
„Aus unserer Sicht geht es nicht primär darum, Kunststoff zu vermeiden, sondern für jeden Zweck die umweltfreundlichste Verpackungslösung zu verwenden und dafür Sorge zu tragen, dass Abfälle gesammelt und möglichst hochwertig verwertet werden. Oftmals ist die Ökobilanz einer Kunststoffverpackung besser als die alternativer Verpackungslösungen, wenn sie richtig entsorgt und recycelt wird.“ so Dr. Jürgen Bruder. „Die Verantwortung für die Bewältigung der anstehenden Fragen über einen funktionierenden Wertstoffkreislauf liegt in Händen aller handelnden Akteure.
Die Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums zum “Plastikgipfel” am 27.2.2019 finden Sie hier: Weniger überflüssige Verpackungen im Supermarkt