Verdreckte Fußwege und Straßen, Müll in Grünanlagen und Flüssen: Wo viele Menschen auf engstem Raum zusammen leben, steigert sich naturgemäß auch die Abfallmenge – und nicht alles davon wird von Passanten, Touristen, Messegästen und anderen ordnungsgemäß entsorgt.
Viel Müll landet – häufig achtlos entsorgt – auf Bürgersteigen, in Parks und an Gleisanlagen. Eine Konferenz in Hamburg hat sich nun dieses Themas angenommen. Fachleute aus Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft stellten Lösungen gegen das vermehrte Littering und für mehr Sauberkeit in Städten und Gemeinden vor. Ein wichtiges Fazit der Veranstaltung: Es kommt auf jeden Einzelnen an, etwas zu verändern – aber auch Kommunen und Wirtschaftsverbände sind gefordert, Bürgerinnen und Bürger über den Nutzen eines effizienten Abfallmanagements aufzuklären, lokale Lösungen anzustoßen und Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Um das Erscheinungsbild von deutschen Städten ist es nicht immer zum Besten gestellt. Je mehr Menschen in die Ballungsgebiete strömen, desto enger, lauter und insgesamt stressiger wird es. In all der Hektik und Anonymität gelingt es nicht jedem, seinen Müll richtig zu entsorgen. Welche neuen Ansätze und Ideen braucht es also, will man den gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen wachsender Städte beim Kampf gegen die zunehmende Vermüllung begegnen? Antworten hierauf suchte die Fachkonferenz “Die saubere Stadt”, die Mitte März 2019 in Hamburg stattfand.
Blickwinkel der Kommunen aus das Thema saubere Stadt
Von Seiten der kommunalen Müllentsorger wurde deutlich, dass hier ein zuletzt kräftig gewachsenes Problem die Städte beschäftigt. Gerade bei mildem Wetter haben die zuständigen Stellen damit zu kämpfen, Straßenränder, Park- und Rastplätze, Grünstreifen, Böschungen und touristische Hotspots von Müll zu befreien. Gefunden wird dabei fast alles – von Fastfood-Verpackungen über Einmalgrills bis hin zu Getränkedosen und zersplitterten Glasflaschen.
Die Beseitigung solcher Abfälle ist aufwendig und teuer. Dass die Menge des ignorant entsorgten Abfalls trotz aller Anstrengungen mehr oder weniger stagniert, führen die Kommunen auch auf veränderte Konsumgewohnheiten zurück. Verpackungen to go, die in den vergangenen Jahren immer beliebter wurden, würden aufgerissen und nach dem Verzehr der darin enthaltenen Produkte gnadenlos weggeworfen.
Blickwinkel kunststofferzeugende Unternehmen
Um der Problemlösung näher zu kommen, wurden verschiedene technische Lösungen, Organisationskonzepte sowie lokale und nationale Kampagnen und Projekte vorgestellt. Mittendrin in der Diskussion war auch der Verband der Kunststofferzeuger mit dem Fachreferenten für Umweltfragen. In seinem Vortrag wies Dr. Ingo Sartorius darauf hin, dass insbesondere Plastikabfälle aktuell das augenscheinlichste Zeichen für Littering, also die Verschmutzung des öffentlichen Raums durch achtlos entsorgten oder liegen gelassenen Müll, seien.
Dr. Sartorius erklärte auch, dass viele Alternativen zu Plastik wie beispielsweise eine Papiertüte oder der Verzicht auf Kunststoffprodukte wie Verpackungen mitnichten immer umweltfreundlicher seien, eher im Gegenteil. So müssten Papiertüten im Vergleich zu Einmal-Plastiktüten bis zu 30 mal häufiger eingesetzt werden, um den gleichen ökologischen Fußabdruck zu erreichen.
Entscheidend sei, Plastikprodukte am Ende ihrer Nutzenphase gut und sauber zu trennen und so wertvolle Rohstoffe wiederzuverwerten oder für die Erzeugung von Energie und Wärme zu nutzen. Dies sei aus zweierlei Gründen wichtig: Erstens gehe es darum, öffentliche Plätze und Räume sowie Flora und Fauna vor Schäden und Verschandelung zu bewahren. Zweitens, so Dr. Sartorius, helfe diese Art der Kreislaufwirtschaft bei der Einsparung von CO2-Emissionen und der Schonung natürlicher Ressourcen.
Ziel müsse es daher sein, echte geschlossene Kreisläufe zu schaffen. Aus diesem Grund mahnte Dr. Sartorius auch Verbesserungen bei der Verwertung an. So würden zwar große Mengen des hiesigen Plastikmülls einer geregelten Versorgung zugeführt – in Deutschland bei gesammelten Post-Consumer-Abfällen etwa 99 Prozent – jedoch würden derzeit lediglich ungefähr 12 Prozent davon wieder als Rezyklat für neue Kunststoffprodukte eingesetzt.
Aufklären – sensibilisieren – anpacken
Hier besser zu werden, ist ein Ziel der gesamten Kunststoffindustrie. Die Kunststofferzeuger beteiligen sich bereits seit längerem daran, das Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Abfällen jeglicher Art zu schärfen und so der Vermüllung von Parks, Straßen und Gehwegen entgegenzuwirken. Umweltbildung mittels Müllsammelaktionen, Aufklärung an Schulen sowie Gewässerschutzprojekte sind hier einige der zu nennenden Aktionen und Projekte.
Und auch die Verarbeiterseite ist alles andere als untätig, wie aktuelle Selbstverpflichtungen des Kunststoffverpackungsverbands hinsichtlich höherer Rezyklatmengen bei Plastikprodukten eindrucksvoll belegen.
An die eigene Nase packen
Dass das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für das Problem von Meeresmüll steigt, zeigt eine repräsentative Umfrage des Deutschen Verpackungsinstituts: Demnach gaben 45 Prozent der mehr als 1050 befragten Frauen und Männer an, sie seien als Konsumenten selbst hauptverantwortlich für Plastikmüll in den Ozeanen. Allerdings: Lediglich 18 Prozent zeigten eine Bereitschaft, den eigenen Konsum entsprechend umzustellen, also einen umweltbewussteren Lebensstil zu pflegen. Es bleibt also abzuwarten, wie sich das Plastikmüllproblem in den Städten künftig entwickeln wird.
Hier gibt es weitere Informationen zum Programm und den Referenten der Fachtagung “Die saubere Stadt”.