Materialneutrale Lösungen als Gegenvorschlag
Plastiksteuer gefährdet Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Mittelstand
Die Bundesregierung hat zum Stopfen des Haushaltslochs auch eine Plastikabgabe für nicht recycelte Verpackungen ausschließlich aus Kunststoff in Höhe von 1,4 Milliarden Euro pro Jahr angekündigt. Begründet wird dieser Vorschlag mit dem Hinweis auf die sogenannte „EU-Plastikabgabe“, die seit 2021 gilt und nun auf die „Verursacher“ umgelegt werden soll. Die zumeist mittelständischen Hersteller von Kunststoffverpackungen in Deutschland sehen ihre Produkte zu Unrecht an den Pranger gestellt und warnen vor den negativen Folgen einer Plastiksteuer für Klima, Verbraucher und Arbeitsplätze.
Die Position der Kunststoffverpackungs-Industrie in aller Kürze:
Die von der Bundesregierung geplante Plastiksteuer:
- lässt Abfallmengen und CO2-Emissionen steigen durch das Ausweichen auf bekanntlich weniger effiziente Materialien[1]
- leistet weniger recyclingfähigen Papierverbunden wissentlich Vorschub[2]
- bestraft mittelständische Unternehmen und ihre Beschäftigten mit unfairen und zusätzlichen Belastungen
- wälzt 1,4 Milliarden Euro auf die Verbraucher/Verbraucherinnen ab.
[1] GVM und ifeu 2023 „Materialeffizienz von Packstoffen im Vergleich“
[2] GVM 2021 „Substitution von Kunststoffverpackungen durch papierbasierte Verbunde“
Plastiksteuer gefährdet Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Mittelstand
Materialneutrale Lösungen als Gegenvorschlag
Die Bundesregierung hat zum Stopfen des Haushaltslochs auch eine Plastikabgabe für nicht recycelte Verpackungen ausschließlich aus Kunststoff in Höhe von 1,4 Milliarden Euro pro Jahr angekündigt. Begründet wird dieser Vorschlag mit dem Hinweis auf die sogenannte „EU-Plastikabgabe“, die seit 2021 gilt und nun auf die „Verursacher“ umgelegt werden soll. Die zumeist mittelständischen Hersteller von Kunststoffverpackungen in Deutschland sehen ihre Produkte zu Unrecht an den Pranger gestellt und warnen vor den negativen Folgen einer Plastiksteuer für Klima, Verbraucher und Arbeitsplätze.
Die Position der Kunststoffverpackungs-Industrie in aller Kürze:
Die von der Bundesregierung geplante Plastiksteuer:
- lässt Abfallmengen und CO2-Emissionen steigen durch das Ausweichen auf bekanntlich weniger effiziente Materialien[1]
- leistet weniger recyclingfähigen Papierverbunden wissentlich Vorschub[2]
- bestraft mittelständische Unternehmen und ihre Beschäftigten mit unfairen und zusätzlichen Belastungen
- wälzt 1,4 Milliarden Euro auf die Verbraucher/Verbraucherinnen ab.
[1] GVM und ifeu 2023 „Materialeffizienz von Packstoffen im Vergleich“
[2] GVM 2021 „Substitution von Kunststoffverpackungen durch papierbasierte Verbunde“
Kunststoffverpackungen im Wandel für mehr Umwelt- und Klimaschutz
Die Hersteller von Kunststoffverpackungen in Deutschland haben den Weckruf vor Jahren gehört und vor allem das Lebensende ihrer Produkte in den Fokus gerückt. Mit Erfolg: Die Recyclingquote wurde von 42 Prozent im Jahr 2018 auf über 67 Prozent im Jahr 2022 gesteigert. Die Recycling- und Mehrwegfähigkeit von Haushaltsverpackungen liegt bereits bei 81 Prozent und soll bis 2025 auf 90 Prozent steigen. Und immer mehr recycelte Kunststoffe ersetzen fossile Neuware.
Quelle: Zentrale Stelle Verpackungsregister
Auch bei der Materialeffizienz überzeugt Kunststoff. Das Material leistet viel und erzeugt dabei im Vergleich oftmals deutlich weniger CO2 als beispielsweise Papier, das trotz hohem Energie, Wasser- und Chemieeinsatz von einem grünen Image profitiert. Das kritisieren auch NGOs wie der NABU oder WWF. Die Fortschritte beim Kunststoff und auch vergleichende Ökobilanzen sind der Politik seit langem bekannt. Und trotzdem bedient die Bundesregierung mitten im erfolgreichen Wandel zur Kreislaufwirtschaft mit der Plastiksteuer längst überholte Vorurteile in der Gesellschaft und hofft damit auf Zustimmung – auch wenn das Klima Schaden nimmt. CO2 ist nun einmal unsichtbar für Wählerinnen und Wähler. Die Auswirkungen dagegen sind katastrophal!
Plastikabgabe schadet Kreislaufwirtschaft und Klimazielen
Hersteller von Kunststoffverpackungen warnen außerdem, dass eine Plastiksteuer den Trend hin zu beschichteten Papierverpackungen massiv befeuern könnte. Sie brauchen zwar weniger Kunststoff, können aufgrund des Materialverbunds aber kaum recycelt werden und treiben durch ihr höheres Gewichts auch das Aufkommen an Verpackungsabfällen in die Höhe. Vor einer Fehlsteuerung zu beschichteten Verpackungen warnen deshalb nicht nur die Zentrale Stelle Verpackungsregister und das Umweltbundesamt, sondern auch die grüne Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) gemeinsam mit dem ifeu-Institut bestätigt: Kunststoffverpackungen sind im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien besonders ressourceneffizient. Würde nur ein Zehntel der Kunststoffverpackungen durch andere Verpackungsmaterialien ersetzt, würde das Verpackungsabfallaufkommen in den Haushalten um 10 bis 20 Prozent steigern. Und nicht nur das. Auch die Treibhausgasemissionen würden um 10 bis 14 Prozent steigen. Mit den Ziele der Bundesregierung zum Klimaschutz ist eine Plastiksteuer deshalb nicht vereinbar.
Plastikvermeidung schadet Verpackungsreduktion und Kreislaufwirtschaft
Hohe Investitionen in Kreislaufwirtschaft – Belastungsgrenze der Unternehmen ist erreicht
Das ehrgeizige Ziel einer Kreislaufwirtschaft für Verpackungen, das sich die EU und Deutschland gesetzt haben, erfordert bis 2030 Milliardeninvestitionen in eine verbesserte Recyclingfähigkeit von Verpackungen, die Verarbeitung von recycelten Kunststoffen und den Aufbau von hochwertigen Recyclinganlagen. In Deutschland leisten die Inverkehrbringer von Verpackungen bereits heute im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung einen wesentlichen finanziellen Beitrag zur Sammlung und Verwertung der Haushaltsverpackungsabfälle. Hinzu kommt ein äußerst effektives Pfandsystem für Einweg- und Mehrweg-Getränkeflaschen, das weltweit Vorbildcharakter hat.
Die notwendigen Investitionen in die Kreislaufwirtschaft werden zunehmend durch staatliche Abgaben, wie beispielsweise die Einweg-Kunststoff-Sonderabgabe oder kommunale Verpackungssteuern ausgebremst. Die jüngste Ankündigung einer Plastikabgabe hat nun zu einem vollständigen Stillstand geführt: Investitionsentscheidungen wurden gestoppt und stattdessen die Planungen für eine Verlagerung der Produktion ins Ausland beschleunigt. Denn für die zumeist mittelständisch geprägten Unternehmen gibt es nach Energiekostenexplosion und inmitten einer Wirtschaftskrise keine Möglichkeit, weitere Kosten durch Einsparungen zu kompensieren. Die Produktion in Deutschland rechnet sich für viele Unternehmen nicht mehr. Mit der Verlagerung der Produktion würden aber auch die Investitionen in die Kreislaufwirtschaft in anderen Ländern stattfinden. Deutschland würde bei der Kreislaufwirtschaft abgehängt.
Für Umlage der EU-Plastikabgabe gibt es keinen Grund
Wir halten es für irreführend, dass die Bundesregierung den Eindruck erweckt, als müsste die sogenannte EU-Plastikabgabe auf die Unternehmen umgelegt werden. Denn bei der EU-Plastikabgabe handelt es sich eben nicht um eine Steuer oder Abgabe, sondern lediglich um eine Berechnungsmethode für den EU-Mitgliedsbeitrag. Solche Mitgliedsbeiträge werden von sämtlichen EU-Mitgliedstaaten aus dem nationalen Haushalt beglichen. Eine „Umlage“ dieses EU-Beitrags ist weder erforderlich noch sinnvoll. Insbesondere sehen wir keinen Grund, warum Unternehmen der Wertschöpfungskette für Kunststoffverpackungen für die Folgen des Brexit im EU-Haushalt und der verfassungswidrigen Haushaltsführung der Bundesregierung haften sollen.
Zusätzliche staatliche Abgaben bremsen notwendige Invesitionen
Quelle: https://publications.europa.eu/ Grafik M. Engelmann
Verbraucher werden mit 1,4 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich belastet
Eine Plastiksteuer hat großen sozialen Sprengstoff, denn während bei einer Finanzierung der EU-Plastikabgabe über den Bundeshaushalt – also aus Steuermitteln wie bisher – anteilig vor allem die oberen Einkommensschichten der Bevölkerung in Anspruch genommen werden, wäre es bei einer Plastiksteuer genau umgekehrt: Weil eine Plastiksteuer von den Unternehmen auf die Produktpreise aufgeschlagen wird, trifft sie anteilig vor allem die unteren Einkommensschichten, weil diese im Vergleich einen weitaus höheren Anteil ihres Einkommens für Konsumprodukte ausgeben. Mehrbelastungen der Verbraucher in Höhe von 1,4 Milliarden Euro wären die Folge. Gerade die Preise für verpackte Lebensmittel würden durch die Steuer abermals unter Druck geraten, denn Verpackungen aus Kunststoff sind hier oftmals unverzichtbar.
Die rechtlichen Anforderungen an eine Plastiksteuer machen die Weitergabe an die Endverbraucher zwingend erforderlich: Denn weil die Einnahmen aus einer Plastiksteuer in den Bundeshaushalt fließen sollen, kommt lediglich eine sogenannte “Verbrauchsteuer” in Frage. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass eine Verbrauchsteuer darauf angelegt sein muss, dass sie auf die Endkonsumenten übergewälzt wird, wirtschaftlich also von diesen getragen wird, während sich die Steuerlast für die Unternehmen nur als durchlaufender Posten darstellt.
Eine Plastiksteuer hat großen sozialen Sprengstoff, denn während bei einer Finanzierung der EU-Plastikabgabe über den Bundeshaushalt – also aus Steuermitteln wie bisher – anteilig vor allem die oberen Einkommensschichten der Bevölkerung in Anspruch genommen werden, wäre es bei einer Plastiksteuer genau umgekehrt: Weil eine Plastiksteuer von den Unternehmen auf die Produktpreise aufgeschlagen wird, trifft sie anteilig vor allem die unteren Einkommensschichten, weil diese im Vergleich einen weitaus höheren Anteil ihres Einkommens für Konsumprodukte ausgeben. Mehrbelastungen der Verbraucher in Höhe von 1,4 Milliarden Euro wären die Folge. Gerade die Preise für verpackte Lebensmittel würden durch die Steuer abermals unter Druck geraten, denn Verpackungen aus Kunststoff sind hier oftmals unverzichtbar.
Die rechtlichen Anforderungen an eine Plastiksteuer machen die Weitergabe an die Endverbraucher zwingend erforderlich: Denn weil die Einnahmen aus einer Plastiksteuer in den Bundeshaushalt fließen sollen, kommt lediglich eine sogenannte “Verbrauchsteuer” in Frage. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass eine Verbrauchsteuer darauf angelegt sein muss, dass sie auf die Endkonsumenten übergewälzt wird, wirtschaftlich also von diesen getragen wird, während sich die Steuerlast für die Unternehmen nur als durchlaufender Posten darstellt.
Ökologische Kriterien statt pauschaler Plastiksteuer
Im Gegensatz zu einer Plastiksteuer hätte eine materialneutrale Abgabe basierend auf ökologischen Kriterien eine wesentlich bessere Lenkungswirkung. Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Studie im Auftrag des Umweltbundesamts: Sie bewertet die Wahrscheinlichkeit einer ökologischen Fehllenkung durch eine Verringerung des Kunststoffeinsatzes als hoch (Seite 25). Ökologisch zielgerichteter wären demgegenüber eine materialneutrale Lenkung zur Reduzierung des Materialeinsatzes in Verpackungen, zur Verringerung der CO2-Emissionen oder zur Steigerung der Recyclingfähigkeit.
Die Branche schlägt deshalb vor, dass bereits im Koalitionsvertrag vereinbarte Fondmodell für stärkere finanzielle Anreize nach ökologischen Kriterien schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. Einen entsprechenden konkreten und durchfinanzierten Vorschlag hatte die IK gemeinsam mit anderen Branchenverbänden bereits Anfang 2023 vorgelegt.
Im Gegensatz zu einer Plastiksteuer hätte eine materialneutrale Abgabe basierend auf ökologischen Kriterien eine wesentlich bessere Lenkungswirkung. Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Studie im Auftrag des Umweltbundesamts: Sie bewertet die Wahrscheinlichkeit einer ökologischen Fehllenkung durch eine Verringerung des Kunststoffeinsatzes als hoch (Seite 25). Ökologisch zielgerichteter wären demgegenüber eine materialneutrale Lenkung zur Reduzierung des Materialeinsatzes in Verpackungen, zur Verringerung der CO2-Emissionen oder zur Steigerung der Recyclingfähigkeit.
Die Branche schlägt deshalb vor, dass bereits im Koalitionsvertrag vereinbarte Fondmodell für stärkere finanzielle Anreize nach ökologischen Kriterien schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. Einen entsprechenden konkreten und durchfinanzierten Vorschlag hatte die IK gemeinsam mit anderen Branchenverbänden bereits Anfang 2023 vorgelegt.