Das Thema Abfallexporte aus Deutschland und anderen Industrienationen, insbesondere nach Südost-Asien, wird derzeit von verschiedensten Medien sehr umfassend aufbereitet.
So sind unter anderem das ZDF Magazin “Frontal 21” und die Wirtschaftswoche bei ihren Recherchen auf Mülldeponien in Malaysia gestoßen. Dort fanden die Reporter sowie Mitarbeiter von Greenpeace auch Plastikabfälle deutscher Herkunft auf wilden Deponien.
Ohne eine Aufbereitung oder Verwertung landet dieser Plastikmüll zwangsläufig in der Umwelt. “Das ist ein Missstand, unter Umständen auch kriminell, da muss man dagegen vorgehen“, sagt im Interview mit der WiWo Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Recht hat er.
Zusätzlich zu Export-Kontrollen und einem verstärkten Reycling in Europa muss vor allem in Asien ein Abfallmanagement aufgebaut werden.
Wir alle bemühen uns darum, in Deutschland und Europa, möglichst viele Wertstoffe zu recyceln. Da kann es uns nicht egal sein, wenn im Rest der Welt, große Mengen in die Umwelt gelangen. Erst recht nicht, wenn es sich um unsere eigenen Abfälle handelt. Was können wir tun?
Je mehr Abfall in Europa recycelt wird, desto weniger Plastikmüll wird exportiert
Die Kunststoffverpackungsindustrie sieht im neuen Verpackungsgesetz in Deutschland mit seinen ambitionierten Recyclingquoten große Potenziale für die Kreislaufwirtschaft in Deutschland. Investitionen in die Sortierung und das Recycling wurden angestoßen, neue Anlagen entstehen bereits. Innovationen werden vorangetrieben – sei es beim Recycling oder bereits am Beginn der Kette, beim Verpackungsdesign.
Zusätzlich zu den Impulsen aus dem Verpackungsgesetz und den Vorgaben der EU hat auch Chinas Importstopp von Plastikmüll nicht nur den Druck auf Europa erhöht, sondern auch gleichzeitig Mengenpotenziale eröffnet. So sieht es der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.
Zum Schlüsselbegriff ist Design for Recyling geworden. Nicht nur die Funktion der jeweiligen Verpackung muss gewährleistet sein, sondern auch ihre Eignung für ein qualitativ hochwertiges Recycling.
Ein gutes Beispiel für die Dynamik entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist der Runde Tisch Eco Design. Hier kommen Verpackungshersteller, der Verbraucherschutz, Rewe und tegut, Henkel, Nestlé und weitere Experten zusammen, um Verpackung weiterzudenken.
In Summe bedeutet das: Eine noch stärkere Kreislaufwirtschaft in Deutschland, mehr Nachfrage nach Recyclinmaterial, mehr Verwertung in Europa.
Mehr Recyclingmaterial in deutschen Verpackungen
Die besondere Kompetenz und Einflussmöglichkeit der Hersteller von Kunststoffverpackungen liegt in der Gestaltung und Fertigung von Verpackungen, die den verschiedenen Anforderungen des Marktes, z.B. seitens des Produkt- und Verbraucherschutzes, gerecht werden.
Die Verpackungshersteller können daher ihren Beitrag zum verbesserten Plastikrecycling leisten, indem sie innovative Verpackungen entwickeln und zur Marktreife bringen, die besser recyclingfähig sind und mehr Recyclingkunststoffen beinhalten.
Dazu hat die Kunststoffverpackungsbranche sich Recyclingziele bis 2025 gesetzt. Die Hersteller wollen bis 2025 eine Million Tonnen Recyclingmaterial einsetzen und 90 Prozent ihrer Verpackungen recycling- oder mehrwegfähig gestalten.
Nur was wirklich recycelt wird, darf in die Recyclinguote fließen
Der Export von Plastikmüll aus Deutschland unterliegt strengen Rechtsnormen und ist nur zum Zweck der Verwertung möglich. Sollen exportierte Kunststoffabfälle auf inlandische Recyclingquoten angerechnet werden, so ist auch im Ausland der Nachweis einer werkstofflichen Verwertung nach europäischen Standards zu führen.
“Dass einzelne Teilnehmer am globalen Abfallmarkt gegen geltendes Recht verstoßen, spricht nicht für einen Mangel an Gesetzen in Deutschland sondern für einen Mangel an wirksamem Vollzug in den betroffenen Ländern”, bezog GKV-Geschäftsführer Dr. Oliver Möllenstädt erst kürzlich Stellung. Der GKV ist der Spitzenverband der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Deutschland.
Abfallexporte unterliegen den Vorgaben aus dem Basler Übereinkommen. Lizenzierungen, Kontrollen und Sanktionen sollen die rechtskonforme Umsetzung sichern. Die Bilder aus Malaysia dokumentieren jedoch Missstände, die möglicherweise krimininellen Ursprungs sind. Dagegen gilt es vorzugehen.
Abfallmanagement in Asien und Afrika
Zusätzlich muss in Asien und Afrika als den Hauptverursachern von Marine Litter eine Infrastruktur zum Abfallmanagement aufgebaut werden. Abfälle müssen einen Wert erhalten – durch Recyclingoptionen oder auch die Möglichkeit Energie zu gewinnen.
Die erste Müllverbrennungsanlage in Afrika ist ein solcher Schritt. Aber auch die Allianz der Großkonzerne gegen Einträge von Plastikmüll in die Umwelt zielt darauf ab, das Problem bei der Wurzel zu packen. Der Konsum muss zusammen mit der Abfallverwertung wachsen.
Auszüge aus der WiWo-Reportage im Heft vom 15.2.2019 zu Abfalldeponien in Malaysia lassen sich online nachlesen. Die Beiträge von Frontal 21 zu diesem Thema finden sich auch online. Ebenfalls empfehlenswert: Die Süddeutsche Zeitung hat in einer sehr gut gemachten Dokumentation das Thema „Verschiebung der Müllströme auf dem Globus und teilweise illegale Entsorgung“ umfassend behandelt.