„Nur 24 Kunststofftüten hat jeder Deutsche 2018 verbraucht.“ – Das sind 64 Prozent weniger Plastiktüten als noch 2015 führt der recyclingsnews.de-Artikel auf. Dem Umweltministerium geht das nicht weit genug, heißt es in der Meldung der Welt “Umweltministerium will Plastiktüten ab 2020 ganz verbannen.” und weiter “Ab dem kommenden Jahr sollen Plastiktüten im Handel verboten sein. Das gilt sogar für biologisch abbaubares Material.”.
“Plastikbashing war gestern”
Hauptgeschäftsführer der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. Dr. Jürgen Bruder bezog dazu direkt Stellung: „Leider verläuft die Auseinandersetzung mit Kunststofftragetaschen seit Jahren weitgehend oberflächlich und wenig an Fakten orientiert“ und er erklärt weiter „Nach Auskunft der Bundesregierung wird der Verbrauch anderer Tragetaschen nicht einmal erfasst, Ökobilanzen werden bei der Bewertung nicht herangezogen. Eine solche Entscheidungsfindung kann man nur Symbolpolitik nennen.“
Plastiktütenverbot ist Symbolpolitik – Wirkliche Lösungen sind komplizierter
Das bestätigt unter anderem auch der Tagesspiegel in seinem Artikel: “Die Plastiktüte hat die bessere Klimabilanz.” und stellt klar: Alternativen wie die Papiertüten oder den Baumwollbeutel benötigen entweder einer enormen aufwändigen chemischen Aufbereitung oder müssen 50 bis 150 Mal verwendet werden, um die Klimabilanzwerte der Plastiktüte erreichen zu können.
Auch Experten aus Industrie und Wirtschaft warnen vor dem geplanten Verbot. So beschreibt es Werner Eckert, Korrespondent des SWR, in seinen Artikel auf tagesschau.de als “Plastiktüten-Pillepalle“. Und führt dabei weiter aus: Es vermittelt nur das trügerische Gefühl, einen Coup gelandet zu haben. Ändern wird sich dadurch wenig. Wirkliche Lösungen sind komplizierter.
Aufklärung im Bereich der Getränkeflaschen
Die symbolische Diskussion um die Plastiktüte, lässt sich auch in den Bereich der Kunststoffgetränkeflasche und seiner Alternativen spiegeln. In beiden Bereichen fällt auf, dass sich die Diskussionen zunehmend versachlichen. So setzt die Wirtschaftswoche ihr Fazit zur Getränkeflasche direkt in die Headline: „Mehrweg-Plastikflaschen haben die bessere Ökobilanz“ und führt als Begründung das ausgereifte Rückgabesystem und die kurzen Transportwege bei der Wiederverwertung an.
Nicht Verbote sind die Lösung, sondern Innovationen und Weiterentwicklung
Dr. Maximilian Hempel, Abteilungsleiter im Bereich Umweltforschung und Naturschutz bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt bringt es im Interview mit recyclingnews.de auf den Punkt. Er spricht nicht von Verboten, sondern sagt: „Wir brauchen Innovationen für ein zirkuläres System“. Dass die chemisch-pharmazeutische Industrie hier bereits auf dem richtigen Weg ist, bestätigen die veröffentlichten Zahlen im Artikel „Rekordinvestition 2018: Chemie und Pharma investieren fast 12 Milliarden Euro in Forschung“.
Auch „Der Runde Tisch Eco Design von Kunststoffverpackungen“ kann mit seinem Management-Leitfaden zur Lösung des Klimaproblems beitragen.
Wertstoffkreisläufe ausbauen und optimieren
Denn das Verbannen von Kunststoff-Lösungen ist in vielen Bereichen undenkbar. Das stellt Lebensmittelexpertin Sonja Pannenbecker im Interview mit dem evangelischen Pressedienst heraus: “Plastik-Verpackungen haben auch einen Sinn“. Darin beschreibt die Expertin neben den essentiellen Schutzeigenschaften auch die Funktion der Kennzeichnung und den Informationstransfer auf Verpackungen und betont, dass Alternativen beispielsweise aus Papier oder Öko-Plastik nicht zwangsweise eine besser Ökobilanz aufweisen. Das unterstreicht der Artikel “Sauerkraut” nicht ohne Plastik“ noch einmal und betont dabei, dass das primäre Ziel die Weiterentwicklung der Wertstoffkreisläufe sein muss. Und erwähnt als positive Beispiel die Initiative ERDE.
Fazit: Man kann feststellen, dass die Stimme der Kunststoffindustrie zunehmend gehört wird. Und selbst, wenn der Artikel „Plastikpanik“ aus dem Managermagazin in erster Linie eine subjektive Kontra-Plastik-Sicht auf die Anstrengungen der Industrie darstellt, stellen wir fest, dass viele der darin aufgeführten Fakten aus dem Geschäftsbericht von Plastics Europe stammen.
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