Hintergundinformation zur wirtschaftlichen Entwicklung der Kunststoffverpackungsindustrie
Allgemeine Wirtschaftslage
Die deutsche Wirtschaft vermittelte im vergangenen Jahr ein durchmischtes Bild. Das Bruttoinlandsprodukt legte preisbereinigt 1,5 Prozent zu. Das Wachstum lag damit unter dem Plus des Vorjahres (+2,2 Prozent). Positive Wachstumsimpulse kamen 2018 vor allem aus der Binnenwirtschaft: Sowohl private als auch staatliche Konsumausgaben waren höher als im Vorjahr. Die Beschäftigung erreichte 2018 erneut Rekordniveau. Die Knappheit am Arbeitsmarkt führte zu steigenden Löhnen, bremste aber auch den Beschäftigungsaufbau. So stieß der Aufschwung mehr und mehr an seine Grenzen.
Deutsche Exporte stiegen im Jahresdurchschnitt 2018 weiter: Die preisbereinigten Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen waren um 2,4 Prozent höher als 2017. Die Einfuhren nahmen im gleichen Zeitraum mit 3,4 Prozent stärker zu.
Der Aufschwung in Deutschland geriet allerdings in der zweiten Jahreshälfte 2018 zunehmend ins Stocken. Im dritten Quartal ging die Wirtschaftsleistung zum ersten Mal seit drei Jahren zurück. Sonderfaktoren wie Probleme mit dem neuen WLTP-Zulassungsverfahren beim Fahrzeugbau und Produktionsbeeinträchtigungen aufgrund des Niedrigwassers im Rhein spielten hier eine große Rolle. Auch der Anstieg der politischen Unsicherheit durch Handelskonflikte mit den USA, die Unklarheit über die Modalitäten des Brexit, sowie die Konjunkturabschwächung in China verunsicherten vor allem die auf Export ausgerichtete deutsche Industrie.
Die Weltkonjunktur hat im zweiten Halbjahr 2018 spürbar an Schwung verloren und ist schwach in das neue Jahr gestartet. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich das BIP im ersten Quartal 2019 nur um 0,6 Prozent. Im zweiten Quartal schrumpfte das BIP sogar minimal um 0,1 Prozent. Einen großen Anteil daran trägt nicht zuletzt auch die weltweit hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit. Die Experten gehen allerdings davon aus, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion wieder anziehen wird. Neben einer weiterhin positiven Entwicklung des privaten Konsums rechnen die Experten auch mit einem Anstieg der Exporte. Die Erwartungen an Unternehmensinvestitionen sind angesichts der eingetrübten Aussichten dagegen eher mau, mehr und mehr Unternehmen planen die Zahl der Beschäftigten zu reduzieren. Hinzu kommt der anhaltende Fachkräftemangel. Die Prognosen für das Wachstum 2019 schwanken zurzeit zwischen 0,5 und 1,0 Prozent.
Der Verpackungsmarkt legt weiter zu
Der Verpackungsmarkt verzeichnete im Jahr 2018 weiter stabile Wachstumszahlen. Nach Angaben des Gemeinschaftsausschusses Deutscher Verpackungshersteller (GADV) wurden in Deutschland rund 20 Millionen Tonnen Packmittel hergestellt. Damit steig die Produktionsmenge um 4,9 Prozent. Der Umsatz legte um 4,3 Prozent auf knapp 35 Milliarden Euro zu. Wie in den Jahren zuvor stellten die Kunststoffverpackungen mit einem Anteil von knapp 44 Prozent den größten Anteil am Umsatz. Mengenmäßig liegen die Verpackungen aus Papier, Karton und Pappe mit rund 48 Prozent weiterhin an der Spitze. Kunststoffverpackungen machen nur gut 22 Prozent der Produktionsmenge aus. Vor allem der Markt für Konsumverpackungen aus Kunststoff (Lebensmittel- Pharma- und Kosmetikverpackungen) konnte 2018 weiter zulegen. Industrieverpackungen wurden in der zweiten Jahreshälfte deutlicher von der außenpolitisch getriebenen, schwächelnden Konjunktur getroffen.
Kunststoffverpackungsbranche hält sich stabil
Die Kunststoffverpackungsindustrie in Deutschland konnte 2018 nach dem erfreulichen Vorjahr wieder sehr gute Entwicklungen aufweisen. Der Umsatz wuchs um 3,2 Prozent auf rund 15,2 Milliarden Euro, mengenmäßig konnte die Branche 2,7 Prozent auf knapp 4,5 Millionen Tonnen zulegen. Vor allem die Konsumverpackungen profitierten mehrheitlich von der Entwicklung des privaten Konsums. Das zurzeit schwierige Image von Kunststoffverpackungen hatte bisher wenig direkte Auswirkungen auf die Branche. Kunststofftragetaschen sind jedoch weiterhin deutlich vom aktuellen Kunststoffvermeidungstrend betroffen. Ihr Verbrauch sank im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent. Insgesamt wurden 0,6 Milliarden Kunststofftragetaschen weniger in Umlauf gebracht als noch 2017.
Die Entwicklung des Markts für Industrieverpackungen verlief 2018 zwar weniger stabil als der für Konsumverpackungen, entwickelte sich jedoch trotzdem positiv. Die außenpolitischen Unsicherheiten machten sich im zweiten Quartal 2018 bemerkbar, ebenso die schwächelnde Automobilindustrie und das Niedrigwasser im Rhein.
Im ersten Halbjahr 2019 sank der Produktionsindex für Halbzeuge und Packmittel aus Kunststoff um -3,18 Prozent (-4,75 Prozent) im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018. Diese Entwicklung erklärt sich zum größten Teil aus der aktuellen Schwäche der Konjunktur und insbesondere der Außenwirtschaft.
In aktuellen Branchenbefragungen und im Rahmen von IK-Fachgruppensitzungen äußerten sich besonders mit der Automobilindustrie eng verknüpfte Unternehmen besorgt über aktuelle Absatzentwicklungen. Viele Mitgliedsunternehmen berichten zunehmend über sich ändernde Anforderungen im Kundenkontakt – es werde vermehrt nach Recyclingfähigkeit und Rezyklateinsatz in Verpackungen gefragt. Gleichzeitig herrsche hersteller- wie kundenseitig große Unsicherheit über gesetzliche Rahmenbedingungen.
Die deutschen Kunststoffhersteller in einem herausfordernden Umfeld
Der Abschwung bei den Abnehmerbranchen und der Weltwirtschaft hat sich auch auf die Kunststofferzeugung ausgewirkt. So war es der kunststofferzeugenden Industrie 2018 aufgrund des schwierigen Marktumfeldes nicht möglich an die gute Entwicklung der Vorjahre anzuknüpfen.
Die deutsche Produktion von Kunststoffen schrumpfte um 3,1 Prozent auf 19,3 Mio. Tonnen. Der Umsatz stieg dabei moderat um 1,1 Prozent an. Die Kunststoffexporte fielen 2018 gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent auf 13,3 Millionen Tonnen (davon etwa 73 Prozent innerhalb Europas). Nach Deutschland importiert wurden im gleichen Zeitraum 10,4 Millionen Tonnen ein Zuwachs von 4,1 Prozent (knapp 86 Prozent davon kommend aus Europa). Die Verpackungsbranche war zuletzt 2017 mit einem Anteil von 30,5 Prozent nach wie vor wichtigster Abnehmer für Kunststoff in Deutschland, gefolgt von Bau- und KfZ-Industrie.
Weltweit stieg die Produktion von Kunststoffen ist im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent auf 359 Millionen Tonnen. Die Hälfte der Kunststoffe wurde in Asien hergestellt – fast ein Drittel in China.
Fakten zur Kreislaufführung von Kunststoffen:
Das Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017
Eine wichtige Grundlage für Diskussionen um die „Circular Economy“ liefert die im Jahr 2018 neu aufgelegte Analyse „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017“. Wichtigster Einsatzbereich für Kunststoffe ist weiterhin die Verpackungsbranche: 30,5 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Kunststoffmenge wird für Verpackungen eingesetzt. Der Bausektor folgt mit 24,5 Prozent auf dem zweiten Rang. Weitere wichtige Branchen sind die Fahrzeugindustrie mit 11,2 Prozent sowie Elektro- und Elektronikgeräte mit 6,3 Prozent.
Neben der Produktion von neuen Kunststoffen liefert die Studie erstmals auch Details zur Erzeugung und Verarbeitung von Rezyklaten. Das Ergebnis zeigt, dass Recyclingkunststoffe mittlerweile ein wichtiger Rohstoff für neue Kunststoffprodukte sind. 12,3 Prozent der verarbeiteten Kunststoffe sind schon heute Rezyklate (Gesamtmenge Kunststoffe 14,4 Mio. Tonnen, davon 1,8 Mio. Tonnen Rezyklate). Diese finden in allen Anwendungsbereichen ihren Einsatz – in hoch technischen Anwendungen wie dem Fahrzeugbau oder dem Elektro/Elektronikbereich sowie verstärkt im Baubereich (ca. 43 Prozent der gesamten verarbeiteten Rezyklatmenge), im Verpackungssektor (23 Prozent) und in der Landwirtschaft (11 Prozent).
Die Studie belegt außerdem, dass stoffliche und energetische Kunststoffverwertung hierzulande weiter auf hohem Niveau funktionieren. Im Jahr 2017 wurden über 99 Prozent der haushaltsnahen Kunststoffverpackungen in Deutschland verwertet: 53 Prozent werkstofflich, 2 Prozent rohstofflich und 45 Prozent energetisch. Die werkstoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen insgesamt erreichte im Jahr 2017 ihren bisher höchsten Wert und liegt mit ca. 2,8 Mio. Tonnen 35 Prozent höher als zehn Jahre zuvor im Jahr 2007.
Das Stoffstrombild ist eine in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft anerkannte Studie und trägt einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der oft sehr emotional geführten „Plastik“-Diskussion. So wird die Studie nicht nur in der Fachpresse sowie in Print- und elektronischen Medien, sondern auch von Behörden, NGOs, und Parteien genutzt. Dies bekräftigt den Anspruch und das Selbstbild der IK mit glaubwürdigen Fakten und Zahlen für die Industrie der Kunststoffverpackungen einzustehen.
Für die Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017“ wurden mehr als 2.000 Unternehmen aus Kunststofferzeugung, -verarbeitung und -verwertung befragt sowie amtliche und weitere Statistiken herangezogen. Erstellt wurde die Studie von der Conversio Market & Strategy GmbH, Auftraggeber sind die BKV GmbH sowie PlasticsEurope Deutschland e.V., der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V., der bvse Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., der Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA, die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V., der KRV Kunststoffrohrverband e. V., die AGPU Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e. V., der GKV Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. mit seinen Trägerverbänden AVK Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e. V., FSK Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e. V., GKV/TecPart – Verband Technische Kunststoff-Produkte e. V. und pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V. sowie die IG BCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie.
Weitere Informationen zu den Aufgaben, Engagements und Zielen der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. entnehmen Sie bitte dem IK Jahresbericht 2018/19: