Kunststoffe und Kunststoffverpackungen leisten schon in der Nutzungsphase einen Beitrag zum Klimaschutz. Sie schützen Produkte und verursachen im Vergleich zu anderen Materialien oftmals deutlich weniger CO2-Emissionen.
Noch besser wird ihre Bilanz, wenn Kunststoffe nach Gebrauch wieder und wieder ihren Einsatz finden. Denn das Recycling von Kunststoffabfällen und der Einsatz von Kunststoffrezyklaten in Neuprodukten schonen nicht nur Primärrohstoffe, sondern sparen gegenüber der Produktion aus Rohöl auch Energie und CO2-Emissionen ein.
Unter anderem deswegen sind die Ziel-Vorgaben für das Recycling von Kunststoffverpackungen sehr ambitioniert und ein Erreichen ist nicht automatisch zu erwarten. Und doch ist es im Jahr 2019 in einem gemeinsamen Kraftakt gelungen, den Anteil der werkstofflich verwerteten Kunststoffverpackungen um sage und schreibe 50 Prozent zu steigern.
Das ist eine erfreuliche Entwicklung bei der Verwertung von Kunststoffen. Und damit erfüllt die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen auch die aktuell gesetzliche Vorgabe von 58,5 Prozent.
Kunststoff-Recycling holt auf
Die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) und das Umweltbundesamt sprachen bei der Vorstellung ihres „Jahresberichtes zur Transparenz beim Verpackungsrecycling“ im November 2020 sogar von einer Trendwende. Das Engagement auf Hersteller- und Verbandsseite, aber auch gesetzliche Bestimmungen, wie das 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz, haben zu dieser Entwicklung beigetragen.
Der Wert ist Bestätigung und Ansporn, weiter kreativ zu denken, um noch besser zu werden. Jetzt heißt es trotz Corona-Einflüssen: dranbleiben. Denn die Ausweitung des Rezyklateinsatzes stellt eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft dar.
Verpackungsgesetz und duale Systeme sorgen für Aufwärtstrend
Das 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz schreibt neben Recyclingquoten für jeden Materialstrom auch die Registrierung der in Umlauf gebrachten Verpackungen vor.
Laut Gunda Rachut, Vorstand der ZSVR, treiben zwei Entwicklungen die Steigerung des Rezyklateinsatzes: Zum einen schreibe das Verpackungsgesetz höhere Verwertungsmengen vor, zum anderen steige die Menge an Verpackungen, die an den dualen Systemen beteiligt werden.
Was genau sind Rezyklate?
Das Wort ist ein Übergriff und bezeichnet Stoffe, die im Recyclingprozess entstehen. Rezyklate gibt es in verschiedenen Formen – als Mahlgut, Regranulat oder Regenerat.
Mahlgut wird durch das Mahlen von Kunststoff gewonnen. Um Regranulat handelt es sich, wenn aus dem Mahlgut mit Hilfe eines Schmelzprozesses Granulat gewonnen wird.
Regenerat wird ebenfalls über einen Schmelzprozess hergestellt. Um die Eigenschaften des Materials zu verbessern, gibt man Additive hinzu. Anders als Mahlgut haben Regenerat und Regranulat eine einheitliche Korngröße und enthalten keinen Staub.
Konsumenten unterstützen
Aber auch die Verbraucher:innen, die Verpackungen im ersten Schritt sammeln und sortieren, haben ihren Beitrag geleistet.
Sie sind ein wichtiger Garant dafür, dass die dualen Systeme jährlich rund 6,2 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle erfassen. 2,5 Millionen Tonnen davon sind Leichtverpackungen. Sie gelangen über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne in den Wiederverwertungskreislauf.
Die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen im privaten Endverbrauch beträgt somit sogar 61,7 Prozent der beteiligungspflichtigen Verpackungen und Pfand-Flaschen.
Mülltrennung wirkt
Damit die Sammelqualität und folglich auch die Steigerung des Rezyklateinsatzes weiterhin einem Aufwärtstrend folgen, haben die dualen Systeme die Kampagne „Mülltrennung wirkt“ ins Leben gerufen.
Sie soll die Verbraucher:innen über korrekte Abfalltrennung informieren und so weiter das Bewusstsein für einen funktionierenden Stoffkreislauf und Kunststoffmüll als Ressource stärken.
Axel Subklew, Sprecher der Kampagne „Mülltrennung wirkt“, sagt: „Nur mit der richtigen Trennung der Abfälle können wir die Recyclingquoten verbessern. Und die aktuellen Zahlen zeigen deutlich: Mülltrennung wirkt!“
Einen entscheidenden Schritt vorwärts geht auch die IK-Initiative ERDE (Erntekunststoffe Recycling Deutschland). Sie verpflichtet sich, 65 Prozent aller in Deutschland auf den Markt gebrachten Silo- und Stretchfolien aus dem Agrarbereich bis zum Jahr 2022 zu sammeln und zu recyceln.
Offensive bei Pfandflaschen wirkt
Ein weiterer wichtiger Baustein in Richtung Kreislaufwirtschaft ist die jüngste Novelle des Verpackungsgesetzes. Mit ihr wurde nun auch die Pfandpflicht bei Getränkeflaschen erweitert. Und der gesetzlich vorgeschriebene Anteil von Recyclingkunststoff in PET-Getränkeflaschen wird höher.
Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass bestimmte Einweg-Kunststoffgetränkeflaschen aus PET ab 2025 zu mindestens 25 Prozent aus Rezyklaten bestehen. Ab 2030 steigt der Anteil auf 30 Prozent.
Die Industrie geht hier mit Initiativen voran: So fördert die RAL Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen e.V. mit der Vergabe des RAL-Gütezeichens die Weiterentwicklung von PET-Getränkeflaschen unter ökologischen Gesichtspunkten. Die Zielmarke sieht vor, dass PET-Getränkeflaschen mit RAL-Gütezeichen bis 2022 zu 50 Prozent aus Recyclingmaterial bestehen sollen.
Eco Design
Trotz der erreichten Erfolge gilt es auch weiterhin, Ideen zu entwickeln und Innovationen umzusetzen, mit denen die Quote weiter gesteigert werden kann. Mit einer Strategie für Eco Design können Hersteller hier die richtige Richtung einschlagen.
Die gesamte Kunststoff-Wertschöpfungskette ist daran beteiligt, Verpackungen schon bei der Entstehung so recyclingfähig wie möglich zu entwerfen.
Gut ist noch nicht gut genug
Eine hohe Qualität der Rezyklate unterstützt die Weiterverarbeitung. Dies erfordert allerdings eine optimierte Getrennthaltung der Abfälle sowie einen Ausstieg aus der Deponierung.
Laut Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Deutschland, müssen verbindliche und verlässliche Qualitätsstandards für den Einsatz von recycelten Kunststoffen aufgestellt werden, damit diese umfassender genutzt werden können als bisher.
Mehrere Organisationen und Verbände setzen sich dafür ein, die Weichen für mehr Rezyklateinsatz nach marktkonformen Grundsätzen zu stellen. Beispielsweise fordern AGVU und IK in einem gemeinsamen Diskussionspapier Grundsätze zur wirkungsvollen und marktkonformen Regulierung, um den Rezyklateinsatz in Kunststoffprodukten zu steigern.
Die Politik geht an dieser Stelle ähnliche Wege: So hat die Umweltministerkonferenz die Einrichtung einer Sonderarbeitsgruppe „Rezyklateinsatz stärken“ beschlossen.
Auch der Verband der Maschinenhersteller VDMA will Kreisläufe neu denken und hat kürzlich sein Diskussionspapier zur Kreislaufwirtschaft „Wie die Lücke bei Kunststoffen geschlossen werden kann“ veröffentlicht.
Fortsetzung folgt …
In Teil 2 lesen Sie, wie weit Unternehmen schon beim Recycling sind und wie die Industrie das Recycling weiter stärken will.