Die Europäische Kommission prüft aktuell verschiedene Regulierungsoptionen zur Steigerung des Rezyklatanteils in Kunststoffverpackungen. Die Kunststoffverpackungshersteller in Deutschland, organisiert in der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V., bekennen sich klar zur Kreislaufwirtschaft und zum Rezyklateinsatz. Der Einsatz von recycelten Kunststoffen in Verpackungen verringert schließlich die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und damit die CO2-Emissionen bei der Verpackungsherstellung.

Dr Isabell Schmidt Geschaeftsfuehrung IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen Plastikgipfel

Dr. Isabell Schmidt

„Recyclingkunststoffe sind für das Erreichen der angestrebten Klimaneutralität unabdingbar“, erläutert IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt.

Der Rezyklateinsatz in der deutschen Verpackungsproduktion ist in den letzten Jahren stark gewachsen und liegt aktuell bei 475kt (11%). Die IK-Mitgliedsunternehmen streben in Übereinstimmung mit den Zielen der EU an, den Einsatz von Rezyklaten in Kunststoff-verpackungen bis 2025 auf eine Million Tonnen zu steigern. Dieses Ziel ist mit den heute verfügbaren Rezyklatqualitäten unter Inkaufnahme gewisser Einschränkungen technisch realisierbar, wie eine aktuelle GVM-Studie zeigt. Um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, benötigt die Verpackungsindustrie zusätzlich über 500kt Rezyklate (PCR) in spezifischen Qualitäten.

IK Recyclingziele Rezyklat V2

IK – Recyclingziel 2025 – Mehr Rezyklat im Einsatz

„Die Versorgung mit hochwertigen Rezyklaten hat oberste Priorität, um die Sicherheit und Qualität von Verpackungen zu gewährleisten.“, so Schmidt. Dies gilt im Besonderen für Lebensmittelverpackungen, die 44% des Marktes ausmachen. Damit die Recyclingwirtschaft die benötigten Sekundärrohstoffe liefern kann, sind massive Investitionen entlang der gesamten Kreislaufkette nötig. Unterstützend fordert die IK von der Politik neben EU-weit einheitlichen Vorgaben an die Recyclingfähigkeit auch ein EU-weites Deponieverbot, den Ausbau der getrennten Sammlung von Kunststoffabfällen, ein-schließlich Pfandsystemen, und die Zulassung von Rezyklaten für den Lebensmittelkontakt.

Wettbewerb der Technologien ohne ideologische Scheuklappen

Die IK begrüßt Innovationen im Recycling und setzt sich für einen offenen und fairen Wettbewerb der Technologien ohne ideologische Scheuklappen ein. „Um die Schließung des Kreislaufs so wirtschaftlich und klimaeffizient wie möglich zu gestalten, setzen wir im Verpackungsbereich vor allem auf den weiteren Ausbau des etablierten werkstofflichen Recyclings durch entsprechendes Design-for-Recycling und eine hochwertige Sammlung und Sortierung von Abfällen. Doch auch das chemische Recycling hat seinen Platz in der Kreislaufwirtschaft, wenn es stark vermischte und verschmutzte Abfälle verwertet, die nicht in wirtschaftlicher Weise werkstofflich recycelt werden können, und Rezyklate in Neuwarequalität bereitstellt. Keinesfalls aber dürfen die Anstrengungen zum Ausbau der Getrenntsammlung und des Design-for-Recycling in der Hoffnung zurückgestellt werden, dass neue Technologien sie in absehbarer Zeit überflüssig machen.

Rezyklatquoten mit Augenmaß

„Gesetzliche Ziele zum Rezyklateinsatz müssen auf technischen Potentialanalysen beruhen und mit Augenmaß definiert werden“, erklärt die Kreislaufexpertin. Denn Rezyklateinsatzquoten können bei unzureichender Verfügbarkeit zu unverschuldeten Qualitätsmängeln und sogar Marktverboten führen. Zur Absicherung dieser Risiken fordert die IK daher ein „Sicherheitsnetz“: Für den Fall, dass Unternehmen nachweisen können, dass sie trotz Ergreifung aller angemessenen Maßnahmen nicht ausreichend Rezyklate beschaffen konnten, müssen sie von ihrer Verpflichtung befreit werden.

Vorschlägen zu einer pauschalen Rezyklatquote erteilt die Schmidt allerdings eine Absage: „Das technische Potential für den Rezyklateinsatz unterscheidet sich sehr je nach Verpackungstyp. Außerdem dürfen die Risiken des Strukturwandels nicht einseitig den Verarbeitern aufgebürdet werden. Kreislaufwirtschaft gelingt nur in geteilter Verantwortung: Deshalb müssen Rezyklatquoten immer auch die Verpflichtung der Kunststofferzeuger enthalten, einen entsprechend hohen Anteil an Rezyklaten auf den Markt zu bringen“, fordert Isabell Schmidt.