Am 11. Februar hat sich der Bundesrat mit Änderungen der Bio-Abfall-Verordnung beschäftigt und festgestellt: Zertifizierte Bio-Abfallbeutel aus Kunststoff stärken die Getrenntsammlung und sind für Sammlung organischer Abfälle gut geeignet.
Ein Siegel und eine DIN Norm schaffen Klarheit
In der Vergangenheit wurde der Einsatz von Bioabfallbeuteln aus Kunststoff diskutiert und oftmals auch kritisiert. Für die Betreiber von Kompostieranlagen dauerte das Verrotten der Beutel zu lange für den im Vergleich kürzeren Verrottungsprozess der organischen Abfälle in den Anlagen. Kurz gesagt: die Obst- und Gemüsereste wurden schneller zu Kompost als die Beutel. Die Hersteller haben sich daraufhin der Problematik angenommen und ihre Beutel weiterentwickelt.
Das Ergebnis: Biobeutel, die in nur 6 Wochen vollständig verrotten. Damit wird die europäische Norm DIN EN 13432, die maximal 12 Wochen einräumt, um die Hälfte unterschritten. Möglich wird diese durch noch weniger Wandstärke. Für die DIN Norm wurden Beutel mit einer Wandstärke von 100 bis 150 Mikrometern getestet. Heute ist die Wandstärke bei den Biobeuteln allerdings zumeist dünner als 25 Mikrometer, also 0,025 Millimeter oder halb so dünn wie ein menschliches Haar.
Für den Nachweis der kurzen Rottzeiten wurde die Zertifizierungsstelle DIN CERTCO (TÜV Rheinland) vom Verbund kompostierbare Produkte e.V. mit der Entwicklung des Zertifizierungssystems „DINplus Bioabfall-Beutel“ beauftragt. Das Siegel begrenzt den maximalen Zeitraum, der kompostierbaren Bioabfall-Beuteln zur vollständigen Verrottung gegeben wird, auf eben jene 6 Wochen.
Strenge Vorgaben gegen Mikroplastik im Kompost
Das neue Zertifizierungszeichen gilt ausschließlich für Bioabfall-Beutel und ergänzt den bereits etablierten „Keimling“, welcher die Erfüllung der Norm DIN EN 13432 garantiert. Die europäische Norm fordert nicht nur den biologischen Abbau von Materialien, vergleichbar zu natürlichen Substanzen wie Cellulose, sondern beinhaltet auch strenge Kriterien bezüglich chemischer Inhaltsstoffe und Schwermetalle, sowie verpflichtende ökotoxikologische Tests. “Nur durch dieses Paket an Vorgaben kann eine vollständige Unbedenklichkeit von Materialien zur Sammlung von Bioabfällen nachgewiesen werden. Somit wird sichergestellt, dass kein Mikroplastik im Kompost verbleibt”, erklärt der Verbund kompostierbarer Produkte.
Plastik ist nicht gleich Plastik: Aufklärung ist gefragt
Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihre Bioabfälle separat sammeln, kämpfen häufig mit der Handhabung und Logistik. Papiertüten weichen durch und reißen auf dem Weg zur Biotonne, eine einfache Sammlung ohne Beutel führt zu verschmutzten und unhygienischen Sammelbehältern. Hier ist regelmäßiges Auswaschen gefragt. Der Griff zur Kunststofftüte ist deshalb für viele eine naheligende Lösung.
Aber nicht jede Tüte ist für die Biotonne geeignet. Normale Plastiktüten aus dem Einzelhandel, einfache Abfallbeutel, gelbe Säcke oder auch dünne Hemdchenbeutel aus der Gemüseabteilung des Supermarktes sind für gewöhnlich nicht bioabbaubar und dürfen daher auf keinen Fall in der Biotonne landen. Eine weitere Konsequenz nicht geeigneter Beutel ist der Verlust von Biomasse. Denn Anlagenbetreiber sortieren Plastiktüten – auch bioabbaubare – direkt zu Beginn der Kompostierung aus. Die enthaltenen organische Abfälle gehen damit für die Kompostierung verloren.
Mit Informationen, kommunaler Abfallberatung, DIN Kennzeichnung und neuem Siegel soll die Aufklärung der Verbaucherinnen und Verbraucher gestärkt werden, damit zukünftig nur noch geeignete Biobeutel im Kompost landen.
Mehr getrennte Bioabfälle – weniger Restmüll
Mit kompostierbaren Beuteln, die den Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger an eine hygienische und einfache Getrenntsammlung entsprechen, können zukünftig auch jene Bioabfälle für die Kompostierung genutzt werden, die heute noch im Restmüll landen. Der Verbund geht davon aus, dass aktuell 5 Millionen Tonnen Bioabfälle, die zu 70 Prozent aus Wasser bestehen, in die Restmülltonne wandern. Dabei können aus diesen Bioabfällen wertvoller Kompost und Biogas gewonnen werden. Zertifizierte Bioabfallbeutel können dazu beitragen, dieses Potenzial in Zukunft auszuschöpfen und den Restmüllanteil noch weiter zu reduzieren.
Auch Expertengremium bestätigt: Bioabfallbeutel aus Kunststoff sind sinnvoll
Zu diesem Ergebnis kam auch eine durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Studie des nova-Instituts aus Köln. Für das Projekt „BioSinn – Steckbriefe sinnvoller biologisch abbaubarer Produkte“, haben Expertinnen und Experten untersucht, ob es Anwendungen und Produkte gibt, für die der biologische Abbau eine sinnvolle oder sogar die beste End-of-Life-Option darstellt. Das Ergebnis ist eine Broschüre mit 25 Produktsteckbriefen und umfangreicher Hintergrundinformation zum Thema biologischer Abbau. Auch hier schneidet der Bioabfallbeutel sehr gut ab. In ihrem Bericht verweisen die nova-Experten auch auf die Erfahrungen in Italien: Dort sorgt die breite Verwendung Bioabfallbeuteln dafür, dass in Italien im Vergleich zu Deutschland viel weniger nicht-bioabbaubare Beutel im Kompost landen.