Mode aus Ozeankunststoff: Ein schicker Weg, die Meere zu retten?

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Quelle: iStock_1191651034 (FF lizenziert)

„Nachhaltig, bio und fair steht Dir und der Erde besser“: Der Earth Day am 22. April rückt nachhaltige Mode in den Fokus und formuliert den Anspruch sich in puncto Kleidung  mit den Themen Ressourcen-Schonung und Klimaschutz auseinandezusetzen.

Nachhaltigkeit verspricht auch Mode aus Recyclingkunststoff. Das Versprechen der Marken: Die Meere von Kunststoffabfall befreien, diesen in Kleidung umwandeln und so gleichzeitig weniger neue Kunststoffe für Kleidung verbrauchen. Laut einer im Magazin „Science“ erschienen Studie gelangen jährlich zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Kunststoff unkontrolliert ins Meer – ein echtes Problem. Kann Mode aus Recyclingkunststoff ein Teil der Lösung sein?

Marine Litter Weltkarte - Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll über 80 Prozent AsienKleidung aus PET-Flaschen und Fischernetzen

An Ideen mangelt es nicht: Immer mehr Firmen bringen Kollektionen aus „Ocean Plastic“ auf den Markt. Kunststoffabfälle aus dem Meer werden gesammelt, gereinigt, zu Kunststoffgranulat – Rezyklat – zerkleinert und zu feinem Garn geschmolzen. So bestehen zum Beispiel T-Shirts und Sweater eines Berliner Modelabels zu 40 Prozent aus recyceltem Polyester aus PET-Flaschen und zu 60 Prozent aus recycelter Bio-Baumwolle. Für Badebekleidung oder Strumpfhosen wird recyceltes Nylon verwendet.

Clevere Lösung oder verlagertes Problem?

Trotzdem ist das Recycling für solche Mode aufwändig und noch nicht ausgereift. Und obwohl die Ökobilanz beispielsweise für recyceltes Nylon im Vergleich zu herkömmlichen Chemiefasern oder auch konventionell erzeugter Baumwolle etwas besser ausfällt, da weniger Energie und Wasser verbraucht werden, bleibt sie insgesamt fraglich.

Es ist zudem gar nicht so einfach, ausreichend Abfall für ganze Modelinien aus den Meeren zu sammeln. Manchmal ist dieser zudem stark verschmutzt oder nicht sortenrein, sodass er sich nicht recyceln lässt. Auch deshalb ist recycelter Ozeankunststoff manchmal nur in geringem Anteil in der Recyclingkleidung enthalten. Die restlichen Recyclingfasern stammt aus Kunststoffen, die nie im Meer schwammen – oder sogar extra für die Textilbranche produziert wurden. Außerdem fehlen die PET-Flaschen aus dem Meer weiterhin im PET-Recyclingkreislauf, sie müssen neu hergestellt werden. Recyclingmode verschiebt das Problem also eher, als dass sie es löst.

Eco Design logoIntelligente Lösungen und Eigenverantwortung

Ihr macht nichts falsch, wenn Ihr Mode aus Recyclingfasern kauft. Doch den verschmutzten Ozeanen hilft das eher wenig. Die nachhaltigste Lösung ist weniger Konsum: Weniger Kleidung kaufen, sie länger tragen, reparieren statt neu kaufen. Am Ende ihrer Lebensdauer gehört sie dann in die Wiederverwertung. Das gilt auch für andere Produkte, nicht nur für Mode. Wenn Modelabels – genau wie andere Produkthersteller auch – Nachhaltigkeit voranbringen wollen, sollten sie neue Produkte so intelligent entwerfen, dass all ihre Bestandteile recycelt sind und sie selbst recycelt werden können. Auf diese Weise landen diese gar nicht erst als Kunststoffabfall in der Umwelt. So viel nötig, so wenig wie möglich: Was die Kunststoffindustrie durch EcoDesign bei Kunststoffverpackungen bereits erfolgreich umsetzt, ist auch ein guter Ansatz für andere Industrien.

Bildnachweis:

Beitrags- und Titelbild: istock.com / master1305

 

22. April, 2022|
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