„In der Kunststoffindustrie kann man selbst die Veränderung sein, statt sie nur von anderen einzufordern“

Der Werkstoff des 21. Jahrhunderts und die nachhaltige Entwicklung der Branche liegt in ihren Händen: die jungen „Kunststoffverbesserer“, die Lust auf Veränderung und Transformation haben, die Kunststoffe bzw. Verpackungen weiterentwickeln und dabei erst am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Einer von ihnen ist Jonathan Kort. Der 27-Jährige arbeitet bei Storopack, einem Familienunternehmen für Schutzverpackungen, im Produktmanagement für Luftpolster (AIRplus) sowie Verpackungschips (Loose Fill). Er gehört zu den zahlreichen Ideengeber:innen und Umsetzer:innen der Branche, die kontinuierlich an und mit innovativen Produkten arbeiten.

Allrounder im Produktmanagement

Storopack Jonathan Kort

© Jonathan Kort

Dass Jonathan Kort einmal in der Kunststoffbranche arbeitet, war nicht vorherbestimmt: Nach dem Abitur leistete er zunächst ein Freiwilliges Ökologisches Jahr sowie freiwilligen Wehrdienst. Schon immer interessiert an wirtschaftlichen und politischen Themen, folgte anschließend ein Bachelorstudium im Bereich Volkswirtschaftslehre. Im Praxissemester kam er zum ersten Mal mit Produktmanagement in Kontakt. Nach dem Studium folgte der direkte Berufseinstieg bei Storopack, wo er seit zwei Jahren tätig ist. „Für Storopack habe ich mich aus zwei Gründen entschieden: Weil es ein Familienunternehmen ist, bei dem der Mensch an erster Stelle steht. Und weil ich hier aktiv Teil der Veränderung sein kann. Man ist nicht nur ein Rädchen unter Tausenden, sondern hier kann man etwas bewegen und damit eine positive Auswirkung auf die Umwelt haben“, beschreibt Kort. Die Kunststoffindustrie ist jedoch keineswegs nur ein Zwischenstopp für ihn: „Ich möchte noch viele Erfahrungen sammeln, was bei Storopack sehr gut möglich ist – in einem familiären Umfeld, mit tollen Kollegen und abwechslungsreichen Aufgaben“, so Kort weiter.

Gemeinsam mit seinem Team managt er die beiden Produktreihen „AIRplus“ und „Loose Fill“ weltweit. Dabei ist er von der Idee eines neuen Produkts über die Entwicklung, Marketing und Vertrieb bis hin zum Phase-out bzw. Marktausstieg eingebunden. „Im Fokus steht für uns der Kunde mit seinen Anforderungen, sowie der nachhaltige Erfolg unserer Produktreihen. Das ist manchmal herausfordernd, weil weltweit viele verschiedene Kulturen und ihre Anforderungen aufeinandertreffen. Aber gerade das macht meine Aufgaben so interessant und vielfältig“, erzählt Kort begeistert.

Herr Kort, was begeistert Sie an Kunststoffen?

J. Kort: „Ihre Vielfältigkeit, denn mit Kunststoffen ist nahezu alles möglich. Auch finde ich spannend, dass es auch nach so vielen Jahren, in denen wir Kunststoffe bereits nutzen, immer wieder neue Entdeckungen und neue Einsatzmöglichkeiten gibt. Zum Beispiel bei biobasierten Kunststoffen: Es finden sich immer wieder neue Wege, diese aus Bio-Abfall herzustellen statt aus Nutzpflanzen. Damit stehen sie nicht mehr in Konkurrenz zu Lebensmitteln oder müssen importiert werden, wodurch sich auch ihr ökologischer Fußabdruck deutlich verbessert.“
Infografik Biobasierte Kunststoffe - Nachhaltigkeit der Kunststoffindustrie

 

Was macht die Kunststoffbranche für Nachwuchskräfte interessant?

J. Kort: „Durch die vielfältigen Anwendungen von Kunststoffen gibt es ein genauso vielfältiges Berufsangebot für Nachwuchskräfte, ob Familienunternehmen oder die größten Unternehmen Deutschlands, Entwicklung oder Vertrieb. Die Branche hat Zukunft: Wir können heute nicht mehr auf Kunststoffe verzichten. Im Gegenteil, ihr Anwendungsbereich wird immer größer. Statt Veränderungen und Lösungen immer nur von anderen zu erwarten, kann man in der Kunststoffbranche selbst die Veränderung sein. Sie mitzugestalten und direkt zu beeinflussen sollte immer das Ziel sein.“

Was bedeutet Innovation und Transformation für Sie im Kontext von Kunststoffen bzw. Kunststoffverpackungen?

J. Kort: „Innovation bedeutet für mich in erster Linie, Lösungen zu finden. Zum Beispiel neue Rohmaterialien, effizienterer Materialeinsatz oder völlig neue Verpackungsarten. Eine Transformation sehen wir vor allem hin zu nachhaltigen Lösungen: Recyceltes Plastik wird immer populärer. Langfristig wird es, sofern technisch möglich, „Virgin Plastic“ aus fossilen Rohstoffen ohne Qualitätsverlust in vielen Anwendungen ersetzen können. Besonders spannend und vielfältig ist, dass es die „eierlegende Wollmilchsau“ nicht gibt: Jede Anwendung ist eine eigene Herausforderung, für die wir eine spezifische Lösung finden müssen.“

 

Innovation und Nachhaltigkeit gehören zusammen

Nachhaltigkeit ist eng mit Innovation sowie Fortschritt und damit unweigerlich mit Jonathan Korts Arbeit verbunden. Die Produkte, für die er zuständig ist, gehören bereits zu den Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit: Mit „AIRplus® 100% Recycled“ stellt Storopack als erstes Unternehmen Luftkissen ausschließlich aus recyceltem Kunststoff ohne Additive oder Zusätze her.

Entwicklung Recyklat Nachfrage DeutschlandAuch die Verpackungschips bestehen zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Sie haben darüber hinaus einen PCR-Anteil von circa 80 Prozent. Mit den ebenfalls nachhaltigen bio-basierten und kompostierbaren Verpackungschips aus Maisstärke stellt das Familienunternehmen seinen Kunden im Bereich Verpackungschips zwei verschiede Optionen für mehr Nachhaltigkeit zu Wahl. Auf diese Weise unterstützt Storopack seine Kunden dabei, ihre Produkte so nachhaltig und sicher wie nur möglich zu schützen. Wichtig ist dabei Individualität, denn eine Universallösung für alle Anwendungen gibt es nicht.

 

Wie unterstützen Sie einen bewussten Umgang mit Kunststoffen?

J. Kort: „Im privaten Bereich versuche ich zum Beispiel bewusst, unnötige Extra-Verpackungen zu vermeiden und effiziente Verpackungen zu bevorzugen. Beruflich komme ich regelmäßig in Kontakt mit unseren Kunden. Diese haben oft ein falsches Halbwissen, was Kunststoffe angeht. Durch Erklärungen und Aufzeigen der Fakten kann ich hier jedoch viel zum Positiven verändern. Schwieriger ist es, die Endkunden zu erreichen. Zu ihnen haben wir leider keinen direkten Kontakt, obwohl die Aufklärung dringend notwendig wäre.“

Welche Vorurteile begegnen Ihnen hier beispielsweise?

J. Kort: „Es gibt leider zu viele, um sie alle aufzulisten. Das Problem ist, dass es Gegner von Kunststoffen regelmäßig in die Medien schaffen, während sich darin nur selten ein Bericht über die Fortschritte oder die positiven Seiten von Kunststoff findet. Da ist ein schlechtes Image nicht verwunderlich. Darüber hinaus zeigen viele Verbände und Organisationen, die gegen Kunststoffe sind, auf ihren Websites zwar die korrekten Fakten auf, ziehen dann aber die falschen Schlüsse. Wenn beispielsweise fehlende Abfallentsorgungssysteme für 85 Prozent des Plastikmülls in der Umwelt verantwortlich sind, kann die Lösung nicht sein, Plastik zu verbieten, sondern ein funktionierendes Entsorgungssystem einzurichten.“

Wie spiegeln sich Vorurteile und fehlendes Hintergrundwissen in ihrer Arbeit wider?

J. Kort: „Häufig möchten Kunden von Luftpolstern auf Papierpolster wechseln, um nachhaltiger zu werden. Dabei ist das meistens gar nicht der Fall. Denn es wird viel mehr Papier benötigt als Plastik, um das gleiche Produkt zu schützen. Mithilfe eines speziell entwickelten Ökobilanz-Tools können wir in solchen Fällen unsere Produkte vergleichen und dem Kunden dann das nachhaltigste Produkt aufzeigen. Manchmal entscheiden sie sich dann trotz der Fakten dagegen. Nämlich dann, wenn sie befürchten, dass ihre Kundschaft sich gegen die Entscheidung wehrt, weil sie Kunststoff enthält.“

Viele Blicke richten sich in Sachen Nachhaltigkeit auf die Industrie. Was können Verbraucher:innen oder die Politik ändern, um den Umgang mit Kunststoffverpackungen nachhaltiger zu gestalten?

J. Kort: Verbraucher haben durch ihre Kaufentscheidung eine Macht, die sie häufig unterschätzen. Wenn wir sie aufklären, können sie die richtigen Entscheidungen treffen und somit Nachhaltigkeit fördern. Die Politik kann diese Aufklärung unterstützen oder sich zumindest faktenbasiert mit dem Thema auseinandersetzen. Denn bestimmte Kunststoffprodukte pauschal zu verbieten, hat keine Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit von Kunststoffen. Das ist reine Scheinpolitik. Die Industrie muss die notwendigen Lösungen anbieten. Das gelingt jedoch nur, wenn Kunden die Lösung auch als solche erkennen. Um die Branche nachhaltiger zu machen, braucht es also ein Zusammenspiel aller Akteure. Einer allein kann diese Aufgabe nicht bewältigen.“

 

Frischer Wind kombiniert mit langjähriger Erfahrung

Um die Kunststoffbranche weiterzuentwickeln und sie noch besser für eine nachhaltige Zukunft aufstellen, setzt die Industrie auf Mitarbeiter:innen mit langjähriger Erfahrung und auf ihren Nachwuchs mit frischen Ideen gleichermaßen. Zahlreiche Ausbildungen und Studiengänge öffnen jungen Talenten die Türen in die Branche. Dort können sie sich aktiv einbringen und an der Entwicklung fortschrittlicher Kunststoffe und Kunststoffverpackungen mitarbeiten, die den Bedürfnissen der Verbraucher:innen sowie den Anforderungen an zuverlässige Verpackungen und an Umwelt- und Klimaschutz gerecht werden.

 

15. November, 2023|
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