Ein Umsatzrückgang von etwa sechs Prozent auf 72,5 Milliarden Euro verzeichnete die Kunststoff verarbeitende Industrie 2023 und auch die Erwartungen der Unternehmen für dieses Jahr sind verhalten. „Die Ursachen der aktuellen Wirtschaftskrise in Deutschland sind überwiegend struktureller Natur“, ist sich Verbandspräsidentin Dr. Helen Fürst sicher. Sie forderte auf der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV) am Aschermittwoch in Frankfurt eine zukunftsorientierte Wachstumsagenda. Denn nur so sei die Industrie in Deutschland in der Lage, in zwei bis drei Jahren wieder Fahrt aufzunehmen.
Vier Treiber für mehr Wachstum
Damit die Wachstumsagenda die dringendsten Probleme unserer Wirtschaft lösen könne, muss sie laut Dr. Fürst die vier Themen Energie, Bürokratie, Investitionen und Digitalisierung vorantreiben. Denn Unternehmen werden künftig nur Investitionen am Standort Deutschland tätigen, wenn sie eine langfristige Perspektive für sich sehen. Gerade in punkto Energie und den damit verbundenen Kosten bestehe Handlungsbedarf. Zwar sei die Stromsteuer auf den europäischen Mindestsatz gesenkt, allerdings auf zwei Jahre befristet. Gleichzeitig haben die Netzbetreiber drastische Steigerungen der Netzentgelte angekündigt, die einen großen Teil der Entlastung wieder zunichte machen.
Bürokratieabbau dringend notwendig
Auch die ständig steigende Flut an neuen, immer detaillierteren Rechtsvorschriften und Meldepflichten sei für die meisten mittelständischen Unternehmen kaum noch zu bewältigen. Hinzu kämen zusätzliche Berichts- und Nachweispflichten und – möglicherweise – noch eine neue EU-Verordnung gegen Kunststoffgranulat-Verluste. Diese zunehmende Bürokratie sorge nicht für Innovationen, sondern gefährde die Existenz von Unternehmen.
Denn trotz Wirtschaftskrise befänden die Steuereinnahmen des Bundes weiter auf Rekordniveau. Während der Staat viel konsumiere, würden für die Transformation der Wirtschaft wichtige Förderprogramme gestrichen. Und ab 2025 sollen Verbraucher auch noch eine zusätzliche Plastiksteuer zahlen. Der Griff in die Tasche der Verbraucher werde aber weder für die Wirtschaft noch für die Umwelt etwas verbessern. Daher fordert Dr. Fürst auch, dass die Bundesregierung auf eine Plastiksteuer verzichtet.
Chance der Digitalisierung nutzen
Vielmehr müsse Deutschland die Chancen der Digitalisierung konsequenter als bisher nutzen. Aktuell bestehe die Gefahr, dass Deutschland bei der Digitalisierung international den Anschluss verliere. Digitale Technologien und künstliche Intelligenz ermöglichen es der mittelständischen Industrie, dem bestehenden Arbeitskräftemangel entgegenzutreten und mit deutlich weniger Arbeits- und Fachkräften auszukommen. Die Industrie 4.0 werde aber nur dann neue Impulse für Wachstum und Innovation senden, wenn sie den Weg von den Modellfabriken in den industriellen Mittelstand schafft und Unternehmen dabei helfen, wieder international wettbewerbsfähig zu sein. Basis hierfür sei es, die Rahmenbedingungen konsequent mit einer Digitalisierungsstrategie für den Mittelstand zu stellen.
Dr. Helen Fürst ist überzeugt davon, dass diese Wachstumsagenda die dringendsten Probleme unserer Wirtschaft lösen könne, Verlässlichkeit und verlorenes Vertrauen wiederherstelle und den Menschen in Deutschland neue Zuversicht gebe.
Hier finden Sie die Pressmeldung zur Jahres-Wirtschaftspressekonferenz des GKV.