Nur, wenn die Ware am Ende im Einkaufskorb landet, haben Produkte die Konsument:innen tatsächlich überzeugt. Neben dem Produkt selbst und dem Preis beeinflussen auch eine Reihe von emotionalen Faktoren die Kaufentscheidung am Point of Sale (PoS). Dazu gehören neben sozialen und persönlichen Faktoren auch das Vertrauen in die Marke, sowie die Herkunft und die Nachhaltigkeit eines Produktes.

Am Point of Sale entscheiden auf zahlreiche emotionale Faktoren über Kauf oder Nicht-Kauf. Obwohl Kunststoffverpackung insbesondere Lebensmittel vor dem Verderb schützen, lassen sich Verbraucher häufig von vermeintlich nachhaltigeren Verpackungsalternativen beeinflussen.

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Bei Verpackungen spielt für Verbraucher:innen neben einer Anmutung, das zum Zugreifen anregt, vor allem der Produktschutz sowie Convenience und auch die Verzehrsituation eine entscheidende Rolle. Die Nachhaltigkeit einer Verpackung kann aber als Kaufverstärker und als Nachkaufargument dienen. Das bestätigt die Studie „Intuitives nachhaltiges Packaging“, die das rheingold Institut in Zusammenarbeit mit Red Rabbit und Tilisco durchgeführt hat. Sie zeigt auf, wie Nachhaltigkeit zum Kaufanreiz wird, wenn sie zur Produktkategorie, Marke und zum Verwendungskontext passt.

Wann ist eine Verpackung gefühlt nachhaltig – und wann ist sie es faktisch?

Was verstehen Verbraucherinnen und Verbraucher eigentlich unter einer nachhaltigen Verpackung? Auch hierauf gibt das Studienprojekt Antworten: Unabhängig von ökologischen Fakten sollte eine Verpackung demnach möglichst wenig Kunststoff nutzen, dafür aber gerne aus Papier bestehen. Und recycelter Kunststoff kommt besser an als recycelbarer Kunststoff. Was aber nützt beispielsweise die Abkehr von Kunststofftüten, wenn die Alternative aus Papier über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg mehr Treibhausgasemissionen verursacht? Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Denn wie eine gemeinsame Arbeit der Experten Fanran Meng, Miguel Brandão und Jonathan M Cullen mit McKinsey, die im Environmental Science & Technology veröffentlicht wurde, bestätigt, verursacht in 15 der 16 Anwendungen ein Kunststoffprodukt weniger Treibhausgasemissionen als seine Alternativen. In diesen Anwendungen setzen Kunststoffprodukte über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg 10 bis 90 Prozent weniger Emissionen frei. Einer der Hauptgründe: Die Alternativen zu Kunststoffen sind schwerer und verursachen so während der Produktion und der Verwendung mehr Emissionen – und auch beim Transport. Außerdem benötigen andere Materialien in der Produktion ebenso fossile Rohstoffe, als chemische Elemente im Herstellungsprozess oder als Energiequelle.

Schutzfunktion von Lebensmittelverpackungen

Kunststoffverpackungen punkten zudem mit ihren Einsatzmöglichkeiten. Denn es gibt bei einigen Anwendungen, wie beispielsweise Lebensmittelverpackungen, keine geeignete Alternative zu Kunststoffen. Eine Auswertung von 20 gängigen Lebensmittelkategorien zeigt, dass in sechs Kategorien (Frühstücksflocken, Joghurt, Käse, stilles Wasser sowie frisches und gefrorenes Fleisch) bei mehr als 90 Prozent der verkauften Produkte Kunststoffverpackungen verwendet werden. In weiteren acht Kategorien (Milch, Speiseöl, Schokolade, Nuss-/Samenmischungen, Süßgebäck, abgepacktes Brot, Saft und Reis) sind mehr als 50 Prozent der verkauften Produkte in Kunststoffverpackungen enthalten. In den verbleibenden sechs Kategorien (Speiseeis, kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke, Nudeln, Marmelade und Konfitüre, Suppe und eingelegte Produkte) werden Kunststoffe in weniger als 50 Prozent der verkauften Verpackungen verwendet, da es für Kunststoffe in diesen Fällen praktikable Alternativen gibt.Nachhaltiger konsumieren durch Produktschutz - Die Verpackung macht nur den Bruchteil der CO₂-Emissionen eines verpackten Lebensmittels aus.

Kunststoff ist oft alternativlos, weil er insbesondere beim Schutz von Lebensmitteln vor dem Verderben eine erhebliche Rolle spielt. Denn moderne Kunststoffverpackungen können dazu beitragen, Lebensmittel länger haltbar zu machen und Verluste zu vermeiden. Inwieweit Lebensmittelverpackungs- und Lebensmittelverarbeitungslösungen zu einer verbesserten Produtkqualität, optimiertem Produktschutz und weniger Lebenmittelabfällen führen kann, wurde in einem dreijährigen Projekt ermittelt. Dabei wurde unter anderem nachgewiesen, dass sich die CO2-Emissionen pro Kilogramm Frischware durch optimierte Verpackungen um 270 Gramm reduzieren lassen. Die Ergbnisse des Projektes „Stop Waste – Save Food“ sind in dem Leitfaden „Lebensmittel Verpackungen Nachhaltigkeit“ zusammengefasst.

Bessere Aufklärung von Konsument:innen

Leider kennen viele die zahlreichen nachhaltigen Eigenschaften nicht, die Kunststoffverpackungen tatsächlich bieten, wie Dr. Fang Luan, Leiterin des Referats Referats Verbraucherschutz und Qualitätsmanagement bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. bestätigt: „Menschen, die sich nicht so sehr mit dem Thema beschäftigen, sind sich dieser Schutzfunktion nicht immer bewusst.“ Aber nicht nur Unkenntnis beeinflusse die Konsument:innen am PoS, erklärt Dr. Fang Luan: „Verbraucher:innen werden häufig durch fehlerhafte Berichte in den Medien verunsichert. Als Chemikerin bin ich manchmal schon empört, welche komplett falschen Aussagen und Informationen die Medien an die Öffentlichkeit herausgeben. Hier ist insgesamt noch sehr viel Aufklärungsarbeit notwendig.“

Dies trägt dazu bei, dass Kunststoffverpackungen oft als weniger nachhaltige Option gelten. Mit der Kampagne „Wozu greifst Du?“ greift die IK diese Mythen auf und klärt auch mit Fakten und Hintergrundwissen rund um Verpackungen auf. So sollen Verbraucherinnen und Verbraucher am PoS eine Wahl für mehr Umwelt- und Klimaschutz, zum Erhalt der Produkt- und Verbrauchersicherheit sowie der Hygiene- und Versorgungsstandards treffen – indem sie bewusst zur Kunststoffverpackung greifen.