„WE MAKE BOTTLES“ – unter diesem Claim entwickelt und produziert EPROPLAST seit rund 25 Jahren innovative und individuelle PET-Flaschen und deren Preforms. Wir haben mit Modesto M. Pesavento, Geschäftsführer der EPROPLAST GmbH, unter anderem über die Vorteile von PET-Verpackungen gesprochen und warum er empfiehlt, auf einen rPET-Anteil von 50 Prozent zu setzen, statt pauschal 100 Prozent anzubieten.
Herr Pesavento, Ihre PET-Flaschen sind zu 100 Prozent aus Monomaterial. Welche Fortschritte in der Materialentwicklung und Prozessgestaltung haben den Übergang zu einem vollständig auf Monomaterial ausgerichteten Portfolio ermöglicht?
Monomaterial hat sich als Standard etabliert. Der Vorteil von PET liegt in der Homogenität der Material- und Verarbeitungseigenschaften, da es keine so unterschiedlichen Materialtypen gibt, wie beispielsweise bei der Extrusion von PP und PE. Die Hersteller von PET Flaschen im Streckblasverfahren bezeichnen die verwendeten Typen der unterschiedlichsten Rohstoffhersteller einfach als „bottle grade“, die im Recyclingstrom problemlos aufbereitet werden können.
Von Anfang an legte EPROPLAST Wert auf den gezielten Einsatz von funktionellen Zusätzen, die man z.B. als UV- oder Sauerstoffblocker bei sehr sensiblen Anwendungen findet. Unsere Investitionen in Forschung und Entwicklung in diesem Bereich haben sich ausgezahlt, sodass wir maßgeschneiderte Lösungen anbieten können. Wir sind flexibel in der Dosierung spezieller Additive, die sowohl recyclingfähig sind, als auch den Stoffkreislauf nicht verunreinigen. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass Farbstoffe zur besseren Detektierbarkeit im Recycling keinen Ruß enthalten.
Welche Anwendungsbereiche und Branchen profitieren besonders von PET?
Unser Fokus liegt auf Nischenmärkten wie der Lebensmittel-, Haushaltschemie- und Kosmetikindustrie sowie auf Honigflaschen. Einzig kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke zählen nicht zu unserem Portfolio. Durch unsere linearen Blasmaschinen können wir flexibel auf die Anforderungen unserer Kunden reagieren.
Sie empfehlen, recyceltes PET (rPET) bis zu einem Anteil von 50 Prozent einzusetzen. Dennoch bieten Sie auch PET-Flaschen an, die zu 100 % aus rPET bestehen. Warum?
Wir empfehlen einen maximalen Mengenanteil von 50 Prozent, weil eine ausgewogene Mischung aus neuem PET und rPET die optimale Balance zwischen Nachhaltigkeit, Funktionalität und Optik bietet. Der vollständige Einsatz von rPET ist aus Sicht der Kreislaufwirtschaft nicht ideal. Zwar ist es derzeit unproblematisch, da ausreichend rPET auf dem Markt verfügbar ist. Wenn jedoch jeder ausschließlich 100 Prozent rPET verwenden würde, könnte das Kreislaufsystem langfristig beeinträchtigt werden. Daher plädieren wir dafür, maximal 50 Prozent einzusetzen, um die Funktionsfähigkeit des Systems zu erhalten.
Wenn ein Kunde trotzdem einen rPET Anteil über 50 Prozent einsetzen möchte und es aus technischer und optischer Sicht auch möglich ist, dann liegt es oft daran, dass der Kunde den durchschnittlichen Recyclinganteil seines Gesamtsortiments erhöhen möchte. So kann er Flaschen aus seinem Lieferprogramm „kompensieren“ – womöglich sogar aus PP/PE oder PET-G – bei denen kein oder nur ein geringer Recyclinganteil einsetzt werden kann.
Es kursieren viele Missverständnisse und falsche Annahmen im Hinblick auf PET-Verpackungen. Welchen begegnen Ihnen am häufigsten?
Das sind die Themen, die beim BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) gelistet sind, wie beispielsweise hormonähnliche Substanzen. Solche Stoffe sind bei uns jedoch kein Thema, da wir kein PVC verarbeiten und unsere Recyclingkreisläufe entsprechend sauber sind. Gleiches gilt für Bisphenol A, das aus Polycarbonat oder Kleberrückständen stammen kann. Ein weiteres Problem ist die öffentliche Wahrnehmung, die Glas oft als universelle Lösung betrachtet. Dabei weisen selbst Glasflaschen Rückstände auf, insbesondere bei Behälterglas vs. pharmazeutisches Glas. Mikroplastik und Littering sind ebenfalls wiederkehrende Diskussionsthemen.
Das Auffinden von Kunststoffprodukten in der Umwelt fördert das schlechte Image aller Kunststoffprodukte. Dabei ist das Littering das eigentliche Problem. Bei korrekter Entsorgung und Recycling werden PET-Flaschen wiederverwertet und belasten nicht die Umwelt. Deshalb sollten wir Endkunden noch besser aufklären, dass Kunststoffprodukte wertvolle Rohstoffe sind, die nicht als Abfall entsorgt, sondern immer wiederverwertet werden sollten.
Was muss getan werden, um das Image von Kunststoff in der Öffentlichkeit zu verbessern?
Wir benötigen klare Aussagen seitens der Politik, beispielsweise zu den Kriterien, nach denen Verpackungen bewertet werden. Der CO₂-Fußabdruck spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da er die tatsächlichen Auswirkungen auf die Umwelt abbildet. Politische Entscheidungsträger sollten stärker zwischen verschiedenen Anwendungsbereichen differenzieren. Studien und normierte Verfahren zur Bewertung der Energieeffizienz oder des CO2-Fußabdrucks sprechen für die Nutzung von PET. Wir stellen immer wieder fest, dass Kunden, die eine wissenschaftliche Analyse durchgeführt haben, sich für die PET-Flasche entscheiden. Das ermutigt uns. Leider sind politische und öffentliche Entscheidungen oft noch von vielen Emotionen geprägt, hier würden wir uns eine objektive Betrachtungsweise wünschen.
Betreiben Sie auch Aufklärungsarbeit gemeinsam mit Ihren Kunden?
Wir betreiben ein gewisses Lokalmarketing, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Diese Gelegenheit nutzen wir, um das Thema PET zu adressieren. Dabei geht es uns vor allem darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass diese wertvollen Stoffe nicht einfach weggeworfen werden sollten. Der Bedarf an rPET trägt weltweit dazu bei, PET zu sammeln und als Rohstoff zu betrachten. In einigen Schwellenländern, wie beispielsweise in Tunesien, wird PET bereits durch staatlich finanzierte Sammler zusammengetragen, da es dort keine organisierten Sammelsysteme gibt. Ich gehe davon aus, dass auch in Schwellenländern bald kein PET mehr in der Landschaft zu finden ist. Diese Entwicklungen zeigen die positiven Effekte einer hohen Nachfrage nach recyceltem Material. PET ist viel besser als sein Ruf, denn es ist zu 100 Prozent und „unendlich“ oft recycelbar und daher ein idealer Werkstoff.
Sie sind als mittelständisches Familienunternehmen in einem umkämpften Markt tätig. Was wünschen Sie sich von der Politik, um Ihre Ziele weiter voranzutreiben?
Der Mittelstand wird häufig unterschätzt. Im Gegensatz zu großen Unternehmen, wie beispielsweise Automobilkonzernen, müssen wir für mögliche Managementfehler persönlich einstehen. Energieintensive Betriebe wie EPROPLAST spüren zudem die Auswirkungen politischer Maßnahmen, wie etwa der Merit-Order zur Strompreisfestlegung, besonders stark. Dies führt zu erheblichen Kosten. Auch der ineffiziente Einsatz von Fördergeldern bindet unnötig Ressourcen, die wir besser in unsere Kernkompetenzen investieren sollten – die Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen. Was wir benötigen, ist ein fairer Wettbewerb innerhalb der EU und die Möglichkeit, Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen zu beziehen. Das ist derzeit die größte Herausforderung für unseren Standort Deutschland.
Vielen Dank für das Gespräch!
Modesto M. Pesavento:
Modesto Marcus Pesavento ist seit 2003 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens EPROPLAST GmbH. Er leitet die Geschäfte gemeinsam mit seinem Vater Modesto Richard Pesavento. Nach seinem Maschinenbau-Studium, Fachrichtung Kunststofftechnik in Aachen, war Modesto M. Pesavento Ingenieur bei Husky Spritzgusssysteme in Kanada und bei KHS (ehemals Thyssen Krupp) in Hamburg. Seit Mai 2000 ist er bei EPROPLAST tätig und hat maßgeblich an der Entwicklung zu einem erfolgreichen Hersteller von PET-Flaschen und Preforms beigetragen.
Bild: ©Jano Müller
Über EPROPLAST
Die EPROPLAST GmbH ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit Sitz in Schmalkalden, Thüringen, das 1998 von Modesto Richard Pesavento gegründet wurde. Seit über 20 Jahren spezialisiert sich das inhabergeführte Unternehmen, das zu 90 Prozent im Besitz der Familie Pesavento ist, auf die Entwicklung und Produktion von PET-Flaschen und Preforms. EPROPLAST fertigt sowohl Standardflaschen als auch individuelle Kundenlösungen für Branchen wie Getränke, Lebensmittel, Chemie und Kosmetik. Die Produktionskapazität liegt bei über 250 Millionen PET-Flaschen pro Jahr. Die eigene Preform-Fertigung stellt eine gleichbleibend hohe Qualität sicher. Zudem bietet das Unternehmen einen umfassenden Service von der Designentwicklung über den Formenbau bis zur Serienproduktion und fristgerechten Lieferung.