Marco Goette ist Nachhaltigkeitsmanager bei Gruber Folien und verantwortet das unternehmensweite Nachhaltigkeitsmanagement entlang der drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Ein besonderer Schwerpunkt liegt darauf, Treibhausgasemissionen kontinuierlich zu reduzieren. Nachhaltigkeit ist bereits fest in der Unternehmensstrategie von Gruber-Folien verankert. Marco Goette setzt sich dafür ein, diesen Weg konsequent weiterzugehen: mit ambitionierten Maßnahmen, klaren Zielen und einer strategischen Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsansatzes.
Was bedeutet Innovation und Transformation für Sie im Kontext von Kunststoffverpackungen und effizienter Kreislaufwirtschaft und auf welchen Ebenen leistet Gruber Folien einen Beitrag?
Innovation bedeutet für mich, Kunststoffverpackungen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu denken, von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Wiederverwertung. Es geht darum, Verpackungen so zu gestalten, dass Kunststoff als Wertstoff erhalten bleibt, recycelt und wiederverwendet werden kann. Nur so lassen sich die funktionalen Vorteile von Kunststoff mit einer nachhaltigen Entsorgung in Einklang bringen. Das bedeutet auch: Verpackung neu zu denken, lineare Prozesse aufzubrechen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Genau hier setzen wir bei Gruber Folien an. Wir entwickeln recyclingfähige Kunststoffverpackungen und überzeugen unsere Kunden aktiv von diesen Lösungen. Damit leisten wir einen konkreten Beitrag zur Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft. Besonders stolz sind wir auf die Fortschritte beim Einsatz von Rezyklaten: Damit gelingt es uns, für einige Materialien den Kreislauf bereits heute zu schließen.
Über Marco Goette
Marco Goette ist seit Frühjahr 2024 als Nachhaltigkeitsmanager bei Gruber-Folien tätig. Er hat den dualen Bachelor-Studiengang International Business Administration & Information Technology (BASF) abgeschlossen und zwei studienbedingte Auslandsaufenthalte absolviert. Zudem hat er einen Masterabschluss in Science, Sustainable Management & Technology. 2023 schrieb er bei Gruber-Folien seine Masterarbeit über Ökobilanzierung und Lebenszyklusanalysen, mit dem Ziel, den CO₂-Fußabdruck konventioneller Materialien zu evaluieren und nachhaltige Alternativen voranzutreiben.

Potrait Marco Goette Gruber Folien
Quelle: Gruber-Folien
Welche Ideen, Innovationen oder Technologien begeistern Sie in Bezug auf Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft gerade besonders?
Besonders begeistert mich aktuell unser Kunststoffbeutel, den wir mit einem Rezyklatanteil in der Außenschicht entwickeln. In sensiblen Branchen wie Pharma, Medizin oder Lebensmittel gelten sehr hohe Anforderungen an Produktsicherheit und Hygiene. Ein hundertprozentiger Einsatz von Rezyklat ist dort aus berechtigten Gründen kaum möglich. Unsere Lösung: Wir setzen Rezyklat mit Lebensmitteltauglichkeit (EFSA-Zulassung) gezielt in der äußeren Schicht ein, während eine Aluminiummittelschicht als Barriere dient und das verpackte Gut vor möglichen Verunreinigungen des Rezyklates schützt. So gelingt es uns, ökologische und funktionale Anforderungen zu vereinen. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft, ohne Kompromisse bei der Produktsicherheit einzugehen.
Wie erleben Sie die Transformation der Branche? Ist die Innovationskraft groß genug oder braucht es noch mehr Mut und Fortschritt?
Aus meiner Sicht ist definitiv noch Luft nach oben. Die Branche bewegt sich – aber oft nur, wenn regulatorischer Druck vorhanden ist. Ohne klare Vorgaben passiert zu wenig. Deshalb begrüßen wir bei Gruber Folien Regelwerke wie die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) der EU ausdrücklich. Sie schaffen den nötigen Rahmen, um Innovationen anzustoßen und die Transformation zu beschleunigen. Gleichzeitig braucht es aber auch mehr Eigeninitiative. Unternehmen müssen erkennen, dass Verpackungen Teil der Lösung sein können – wenn man sie konsequent neu denkt. Nur so lassen sich die negativen Umweltauswirkungen tatsächlich und nachhaltig reduzieren.

Marco Goette Gruber Folien
Quelle: Gruber-Folien
Was sind die derzeit größten Themen in Sachen Nachhaltigkeit?
Eine der größten Herausforderungen ist es, recyclingfähige Verpackungen zu entwickeln, die gleichzeitig hohe Anteile an Rezyklat enthalten und dennoch alle funktionalen Anforderungen erfüllen – sei es in puncto Barriere, Produktschutz oder Verarbeitbarkeit. Genau hier liegt derzeit noch viel Entwicklungsarbeit vor uns. Es braucht Zeit, Know-how und Innovationskraft, um diese komplexen Anforderungen in marktfähige Lösungen zu überführen.
Über Gruber-Folien
Gruber-Folien mit Sitz in Straubing entwickelt seit 1975 individuelle Kunststoffverpackungen, von Siegelrand- über Standboden- bis zu Mehrkammerbeuteln und Rollenware für FFS-Anlagen. Das familiengeführte Unternehmen mit rund 50 Angestellten legt großen Wert auf persönliche Beratung, technische Expertise und nachhaltige Lösungen. Zum Portfolio gehören auch recyclingfähige Monomaterialien und CO₂-bewusste Konzepte. Bis 2036 will das Unternehmen klimaneutral produzieren.
Logo Gruber Folien
Welche Verantwortung tragen junge Talente in der Kunststoffbranche, wenn es darum geht, die Industrie zukunftsfähig zu gestalten?
Junge Talente tragen eine wichtige Verantwortung: Sie müssen vorausdenken. Jetzt ist der Moment, um die richtigen Weichen für die nächsten Jahre zu stellen – vor allem in Forschung und Entwicklung. Erforderlich sind frische Perspektiven, Mut zur Veränderung und den Willen, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Nur wenn wir heute gezielt in nachhaltige Lösungen investieren, bleibt die Branche auch morgen wettbewerbs- und zukunftsfähig.
Die „Kunststoffverbesserer“:
Sie sind die aufstrebenden Talente in der Welt der Kunststoffverpackungen – jung, ambitioniert und mit Lust auf Transformation. Sie entwickeln neue Produkte, stehen für eine veränderte Unternehmenskultur und prägen die Branche maßgeblich, obwohl sie erst am Anfang ihrer Karriere stehen. Deshalb widmet die IK ihnen mit der Interview-Serie „Kunststoffverbesserer“ ein eigenes Format.