Es ist fünf vor zwölf: Die Durchschnittstemperatur auf der Erde steigt immer weiter an. Treibhausgase, die durch Energie-, Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Verkehr ausgestoßen werden, führen diese gefährliche Entwicklung an. Und auch der überbordende Konsum in vielen Teilen der Welt ist ein gewichtiger Teil des Problems.
Permafrostböden und Gletscher schmelzen, Dürrezonen entstehen, Waldbrände und Wetterextreme nehmen zu, um nur einige der Auswirkungen zu nennen. Doch wir müssen dieser negativen Entwicklung keineswegs hilflos zuschauen.
Klimaschutz geht uns alle an
Zum einen sind die Verbraucher:innen gefragt, Verantwortung für ihre Umwelt zu übernehmen, indem sie beispielsweise Energie sparen, klimafreundlich verreisen, öfter mal das Auto stehen lassen oder Abfall richtig entsorgen.
Aber auch die Industrie muss und kann dem Klimawandel mit nachhaltigen Lösungen entgegenwirken. Das erwarten im Übrigen auch die Verbraucher:innen: Unternehmen sollen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und aktiv handeln.
Hinzu kommen politische Anstrengungen: Rund 200 Staaten legten kürzlich auf der 26. Weltklimakonferenz in Glasgow eine Begrenzung der Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius fest. Kohle und andere fossile Energieträger werden in den nächsten Jahren schrittweise zu Auslaufmodellen.
Während anderswo noch verhandelt wird, lässt die Kunststoffindustrie bereits Taten folgen und geht mit gutem Beispiel voran.
Weniger Verpackung, mehr Klimaschutz
Eine der essenziellen Fragen der Branche lautet: Können Kunststoffverpackungen klimafreundlich sein? Ja – etwa, wenn weniger Material eingesetzt wird, das zudem recycelbar ist.
So konzipiert die Maag GmbH ihre Folienverpackungen deshalb mit minimalem Ressourceneinsatz nach Design-for-Recycling-Richtlinien. Diese bedarfsgerechte Produktion schont Ressourcen, stellt Verpackungen in effizienten Abläufen her und vermeidet Überschüsse. Die so gefertigten Folienverpackungen sind 25 Prozent leichter und sparen damit Material ein.
Bestanden die Verpackungen von Maag vorher aus einem schwer recycelbaren Gemisch aus verschiedenen Kunststoffen und Aluminium werden sie jetzt aus einem einzigen Kunststoff hergestellt. Das macht sie recyclingfähig, und die Verpackungen können so im Wertstoffkreislauf gehalten werden. Zusätzlich hat das Unternehmen seine Treibhausgas-Emissionen erfasst, reduziert sie kontinuierlich und hat die unvermeidbaren Emissionen durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen. Damit ist Maag seit 2021 klimaneutral.
Aufwind für die Kreislaufwirtschaft
Nicht nur der effiziente Einsatz von Rohstoffen, auch eine umweltfreundliche Energieversorgung durch erneuerbare Energien trägt zu einer echten Kreislaufwirtschaft bei. Als ein weltweit führender Lieferant von Hightech-Polymerwerkstoffen, die beispielweise in Solarpanels, Windkraft- oder Energiespeicheranlagen verbaut werden, ebnet Covestro mit dem Übergang zu erneuerbarer Energie den Weg für seine klimaneutrale Zukunft. Für das Unternehmen aus Leverkusen ist dies der Schlüssel, um die Abkehr von fossilen Energieträgern voranzutreiben und die Klimaerwärmung zu stoppen.
Covestro will seine Treibhausgasemissionen schon bis 2025 im Vergleich zum Jahr 2005 halbieren. Ab 2025 wird außerdem ein Teil des Strombedarfs durch Windenergie aus der Nordsee abgedeckt: Der norwegische Energieversorger Ørsted liefert dem Unternehmen dann zehn Jahre lang Ökostrom, der in einem Windpark vor der Insel Borkum erzeugt wird.
Auch in der Produktion wird auf Energieeffizienz geachtet: Die neuesten Fortschritte in Technik, Produktion und künstlicher Intelligenz optimieren Produktionsprozesse. Ein selbst entwickeltes Energiemanagementsystem ermittelt beispielsweise den optimalen Energieverbrauch der Produktionsanlagen. Und ein von Covestro mitentwickelter Elektrolyseprozess reduziert zudem die Menge an Strom zur Herstellung der wichtigen chemischen Grundchemie um 25 Prozent.
Grünstrom aus dem Windpark
Noch in der Planung bei der Erzeugung sauberen Stroms sind der Chemiekonzern BASF und der Energieerzeuger RWE. Das Ziel: Den Industriestandort Deutschland nachhaltig und zukunftsfähig gestalten. Wie? Mit einem riesigen Windpark in der Nordsee, der den BASF-Standort Ludwigshafen ab 2030 mit grünem Strom versorgen und zur CO2-freien Herstellung von Wasserstoff dienen soll.
Wo die BASF bislang fossile Energieträger zur Produktion einsetzt, soll in Zukunft auf elektrische Energie umgestellt werden. So könnten etwa 3,8 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden – bis zu 2,8 Millionen Tonnen davon direkt in Ludwigshafen. Der Windpark wäre ein Vorbild dafür, wie Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in der Chemieindustrie vereint werden können.
Apropos Windpark: Das Chemieunternehmen Borealis, das seit kurzem zum österreichischen Energiekonzern OMV gehört, ist schon einen Schritt weiter. Die Österreicher beziehen ab Januar 2022 ebenfalls grünen Strom aus Windenergie. Lieferant ist der Schweizer Energiekonzern Axpo, der Windparks in Hannut und Beaumont in Belgien betreibt. Die gesamte Stromproduktion der beiden Windparks wird vorerst neun Jahre lang an Borealis geliefert.
Ökostrom und Aufforstung
Die Emissionsreduktion steht auch bei ALPLA, einem der führenden Unternehmen für Kunststoffverpackungen, ganz oben auf der Klimaschutz-Tagesordnung. ALPLA produziert in seinen Werken in Exter, Lübeck und Föritztal bereits klimaneutral. In den drei Produktionsstätten wurde auf Ökostrom umgestellt.
Auf diese Weise gelang es, die Emissionen an Treibhausgasen zu reduzieren. Gemessen werden diese in CO2e – das sind sogenannte CO2-Äquivalente. Sie setzen anfallende Treibhausgase in Relation. In einem ersten Schritt gelang ALPLA die deutliche Reduktion von rund 22.000 Tonnen CO2e im Jahr 2020 auf knapp 2.000 CO2e im Jahr 2021– das entspricht dem CO2e-Ausstoß von rund 4.400 durchschnittlich genutzten Autos pro Jahr.
Die verbleibenden Emissionen stammen aus zwei verschiedenen Bereichen, in denen Unternehmen klassischerweise Treibhausgase ausstoßen: die eigene Produktion und die genutzte elektrische Energie.
In einem zweiten Schritt kaufte ALPLA folglich CO2-Zertifikate für diese Rest-Emissionen der drei Werke zu, um klimaneutral zu werden. Doch damit nicht genug: Weitere 500 Tonnen CO2e kompensieren die Werke freiwillig, indem sie ein regionales Projekt zur Wiederaufforstung unterstützen. Dank dieses zusätzlichen Engagements wird Wald auf einer Fläche von rund 1,25 Hektar aufgeforstet und erhalten.
An einem Strang ziehen
Alle Beispiele zeigen: Die Kunststoffindustrie hat die Zeichen der Zeit erkannt, spricht sich aktiv für mehr Klimaschutz aus und – der wohl wichtigste Punkt – setzt ihre Pläne bereits in die Tat um. Wenn alle, sowohl Verbraucher:innen als auch die Industrie, den Kampf gegen die Klimaerwärmung gemeinsam angehen, hat unsere Erde eine Chance auf Erholung.
Quellenangabe:
Beitragsbild: Westend61 via Getty Images