Straßen und Parks, Ufer und Strände, Gewässer und Wälder von achtlos beseitigtem Abfall befreien: Am Samstag, den 16.09.2023, räumt die Welt auf. Der Word Cleanup Day 2023 ist ein Projekt der Bürgerbewegung „Let’s Do It World“, die 2008 in Estland entstanden ist, und findet jährlich am dritten Samstag im September statt. Es ist die größte Bottom-Up-Bürgerbewegung der Welt gegen Umweltverschmutzung durch Müll: Im Jahr 2022 beteiligten sich knapp 15 Millionen Menschen in über 190 Ländern.
Nachhaltige Kreislaufwirtschaft stärken
Die Vision des Aktionstags: Besserer Umweltschutz, ein weltweit schärferes Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sowie kostenfreie Bildung zu Recycling und Kreislaufwirtschaft. Dazu gehören auch die richtige Mülltrennung in Privathaushalten und Konzepte wie Design for Recycling. Nicht zuletzt soll der Aktionstag Akteure aus Politik, Produktion, Vertrieb, Abfallwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenführen, um die nachhaltige Kreislaufwirtschaft weltweit zu stärken.
Allein in Deutschland nahmen 2022 nach Angaben der Veranstalter fast 300.000 Personen teil. Über 1.300 Städte und Gemeinden organisierten gemeinsam mit Unternehmen, Initiativen, Vereinen oder Privatpersonen beachtliche 6.700 „Cleanups“. „Wir sind Kunststoff“, der Zusammenschluss der führenden Industrieverbände in der Kunststoffbranche, begrüßt dieses Engagement – allerdings nicht als alleinige Lösung. „Wir sollten Abfälle, insbesondere Kunststoffabfälle, als Wertstoff begreifen und zusehen, dass die Ressourcen, die wir in den Verkehr bringen, auch im Verkehr bleiben“, sagt Thorsten Kühmann vom Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA. Hier sieht die Initiative vor allem Unternehmen und Politik in einer Hauptrolle.
Politik und Unternehmen in der Verantwortung
„Gemeinsame Sammelaktionen sind großartig, um auf die Müllproblematik aufmerksam zu machen. Jeder, der sich daran beteiligt, überdenkt zwangsläufig sein Verhalten und überlegt, wie er diese Vermüllung unserer Umwelt stoppen kann. Dennoch sind es natürlich die Unternehmen und Regierungen, die an den großen Stellschrauben drehen müssen, damit wir Abfälle konsequent vermeiden, sammeln, sortieren und recyceln können“, sagt Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe.
Gute Ideen gibt es bereits – diese sechs politischen Maßnahmen helfen langfristig gegen die Müllproblematik:
- Die Ausweitung der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR), um Hersteller in einem noch größeren Umfang an den Kosten der Abfallbeseitigung zu beteiligen.
- Deponierverbote und Exportbeschränkungen für Kunststoffabfälle in Länder, die nicht über die erforderlichen Sammel- und Verwertungsinfrastrukturen verfügen. So werden Kunststoffabfälle in Deutschland und der EU gehalten, wo man sie fachgerecht recyceln und entsorgen kann.
- Vorgaben für kreislauffähiges Produktdesign („Design-for-Recycling“), um Müll im besten Fall zu vermeiden und effektiver zu recyceln.
- Anreize schaffen, um Investitionen in neue Recyclingtechnologien und Mehrwegsysteme zu ermöglichen. Wie das gehen kann, zeigt beispielsweise der Kunststoffhersteller Ornamin.
- Die Einführung verbindlicher Rezyklateinsatzquoten auf europäischer Ebene, um die Nachfrage nach recycelten Materialien zu steigern.
- Die Einführung von digitalen Produktpässen wie R-Cycle, um Materialeigenschaften und Lieferketten besser nachzuvollziehen und das Recycling zu erleichtern.
Bühlers Forderung für die Zukunft ist deutlich: „Wenn die Bundesregierung es möchte und die richtigen Rahmenbedingungen schafft, könnten wir die Rohstoffe aus den Abfällen in Zukunft konsequent im Kreislauf führen. Doch die Regierung muss ihren Plänen und Vorhaben jetzt endlich Taten folgen lassen.“