Joghurtbecher mit Papierbanderolen oder solche mit Aluminiumdeckel, Käse- oder Wurstvakuumverpackungen, meist aus Verbundmaterial oder mehreren verschiedenen Kunststoffen oder mit Papieraufkleber – beim Kunststoffrecycling können Verbunde, Materialkombinationen aus Kunststoff und anderen Materialien oder Kombinationen aus verschiedenen Kunststoffen Probleme bereiten. Denn die Materialien müssen getrennt voneinander im Gelben Sack oder der Gelben Tonne entsorgt oder aufwendig abgetrennt werden, damit sie in den richtigen Recyclingprozess gelangen können. Abhilfe schaffen Verpackungen aus Monomaterial. 

 

Was sind Verpackungen aus Monomaterialien?

Mann, der beim Einkaufen im Supermarkt Nudelpäckchen hält

Bild: iStock | Mindful Media

Der Name ist Programm: Nach dem Verpackungsgesetz bestehen Verpackungen aus Monomaterialien aus einem einzigen Material, zum Beispiel aus Kunststoff, Kartonverpackungsabfällen (PPK) oder Aluminium. Sofern der Masseanteil in einer Materialkombination (z. B. PPK und Kunststoff) unter 5 % liegt, darf eine Verpackung dem dominierenden Material zugeordnet werden.  

Was Kunststoffverpackungen angeht, muss weiter differenziert werden. Hier gibt es zwei Arten von Mono-Kunststoffverpackungen: (a) Verpackungen aus einem Kunststoff, wie zum Beispiel Polyethylen niedriger Dichte (LDPE)), Polyethylen hoher Dichte (HDPE), Polypropylen (PP) oder Polyester (PET) und (b) Verpackungen aus mehreren Kunststoffen, wie PET/PE-Kombinationen, oder verschiedenen PE- oder PP-Typen, z. B. PP/BOPP. Die unter (b) aufgeführten Verpackungstypen nennt man Kunststoff-Kunststoff-Verbunde.  

Ein Material, viele Vorteile

Verpackungen aus Monomaterial erleichtern das Recycling erheblich. Denn die entleerten Verpackungen  müssen im Recyclingprozess nicht in die unterschiedlichen Materialien oder Kunststoffsorten getrennt werden, sondern können einfach in den Recyclingprozess eines einzelnen Materialstroms eingehen, zum Beispiel PET-Kunststoff. Sofern Verbundverpackungen oder Kunststoff-Kunststoff-Verbunde überhaupt aufgetrennt werden können, ist das mit erheblichem Aufwand verbunden. Denn Verbundverpackungen bestehen per Definition aus unterschiedlichen Materialien, die nicht per Hand getrennt werden können.  

Verpackungen aus nur einem Material können auch Vorteile gegenüber Verpackungen aus Materialkombinationen haben, die händisch getrennt werden können. Dazu zählen etwa Joghurtbecher mit verbundenen Papierbanderolen oder Papiertüten mit Sichtfenster. Diese Verpackungen sind zwar zum Teil nicht als Verbundverpackungen eingeordnet, müssen aber von Verbaucherinnen und Verbrauchern oder in der Sortieranlage getrennt werden, damit die einzelnen Materialien in den richtigen Recyclingstrom gelangen können. Verpackungen aus Monomaterial erleichtern die Trennung in den Haushalten und ermöglichen einen effizienten Recyclingprozess. Ein besonderes Thema sind Verbunde mit Aluminiumfolie, die in aller Regel in die Aluminiumfraktion gelangen und deren Kunststoffanteil damit für das Recycling verloren ist.  

Diese Grafik zeigt den Unterschied in der Recyclingfähigkeit von Papierverbundverpackungen und Kunststoffverpackungen am Beispiel der Nudelverpackung. Papierverbund-Sichtfensterbeutel (500 g) wiegen 9,6 g und haben eine Recyclingfähigkeit von 74 %, während Kunststoffbeutel (500 g) nur 4,9 g wiegen und eine Recyclingfähigkeit von 100 % haben. Quelle: ZSVR 2020.

Materialmix Recyclingfähigkeit

Ein Beispiel sind Lebensmittelverpackungen aus 100 Prozent Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP), die ohne zusätzliche Materialien wie Aluminium hergestellt werden. Sie lassen sich durch entsprechende Technologien so gestalten, dass sie dieselbe Schutzfunktion bieten wie Verbundmaterialien oder Verpackungen aus mehreren Kunststoffsorten, dabei aber leichter zu recyceln sind. Es fällt also deutlich weniger Verpackungsabfall an, der nicht über den Kunststoff-Kreislauf recycelt werden kann. Durch einen CradletoCradle-Recyclingprozess wird aus dem gewonnenen, sortenreinen Rezyklat wieder ein neues Kunststoffprodukt. In Konsequenz muss weniger Neumaterial in den Kreislauf eingespeist werden. So kann der Einsatz von Monomaterialien nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch die CO2-Bilanz einer Verpackung senken und der Erderwärmung entgegenwirken. Kein Wunder also, dass Verpackungen aus Monomaterial mittlerweile voll im Trend sind.  

Wann ist eine Kunststoffverpackung recyclingfähig? 

Die Recyclingfähigkeit von Verkaufs- und Umverpackungen, die nach dem Gebrauch typischerweise in privaten Haushalten als Abfall anfallen, wird einheitlich bewertet. Dazu veröffentlicht die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) in Abstimmung mit dem Umweltbundesamt (UBA) seit 2019 jedes Jahr bis zum 1. September einen Mindeststandard für die Bewertung der Recyclingfähigkeit: 

  • Es muss eine Sortier- und Verwertungsinfrastruktur für ein hochwertiges werkstoffliches Recycling für die Verpackung vorhanden sein. 
  • Die Verpackung muss sortierbar sein und – wenn technisch notwendig – müssen ihre Komponenten trennbar sein. 
  • Verpackungskomponenten, die sich nicht recyceln lassen, sind genauso zu vermeiden wie enthaltene Stoffe, die nach der Verwertungspraxis einen Recyclingerfolg verhindern können. 
Portrait Heike Vesper © Kathrin Tschirner WWF

PET Flaschen Bilden Recycling Symbol IStock 491897667

Bild: iStock | crPrin

Wegbereiter für ressourcenschonende Zukunft

Diese Entwicklung basiert auf einem der Megatrends unserer Zeit: der gesellschaftlichen und politischen Forderung nach einer bestmöglichen Kreislaufführung von Ressourcen. Diesem Trend ist die neue EU-Verpackungsverordnung PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) gefolgt und hat Maßnahmen eingeleitet, um die Ziele des europäischen Green Deals und des neuen Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Sie strebt eine nachhaltigere Ressourcennutzung und Abfallvermeidung in der EU an. Der Trend auf Monomaterial umzustellen, wird durch das übergeordnete Ziel einer Kreislaufführung bzw. durch die Forderung, Kunststoffverpackungen vollständig zu recyceln und die Komplexität von Verpackungsmaterialien zu reduzieren, geradezu bedingt. Seitens der Kunststoffverbände stehen diese Vorgaben jedoch in der Kritik, da sie Kunststoffverpackungen benachteiligen und Schlupflöcher für nachweislich weniger nachhaltige Verpackungsarten wie Verbundverpackungen beinhaltet. Diese Ungleichbehandlung fördert die schwer recycelbaren Verbunde – ein klarer Gegentrend zu hervorragend recycelbaren Monomaterial-Verpackungen. 

Die PPWR und ihre Kernziele 

2022 hat die Europäische Kommission im Rahmen des „EU-Green Deal and Circular Economy Action Plan“ beschlossen, die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu reduzieren und bis 2050 eine Netto-Null-Emission zu erreichen. Die PPWR wurde am 22. Januar 2025 veröffentlicht und ist am 11. Februar 2025 europaweit in Kraft getreten. Die neue Verordnung hat folgende Kernziele: 

  • Entstehung von Verpackungsabfällen verhindern, indem Verpackungsabfälle verringert, die Verwendung von Verpackungen beschränkt und wiederverwendbare und wiederbefüllbare Verpackungen gefördert werden. 
  • Hochwertiges Recycling fördern, um alle auf dem EU-Markt befindlichen Verpackungen zu recyceln. 
  • Einheitliche Vorschriften in der EU für die Kennzeichnung, den Leerraum-Anteil und den verpflichtenden Rezyklatanteil von Kunststoffverpackungen. 
Portrait Heike Vesper © Kathrin Tschirner WWF

EU Parlament Recycling

Bild: AdobeStock | Grecaud Paul

Herausfordernde Konzeption und Herstellung 

Allerdings bringen die Konzeption und Produktion von Monomaterial-Verpackungen im Hinblick auf die Materialeigenschaften und Leistung, die Verarbeitung und Maschinenkompatibilität, die Kosten und die Recyclinginfrastruktur einige Herausforderungen mit sich. 

  • Materialeigenschaften und Leistung: Monomaterialien müssen die gleichen Schutzeigenschaften bieten wie herkömmliche Mehrschichtmaterialien. Diese kombinieren oftmals mehrere verschiedene Materialien, um optimale Barriere-Eigenschaften gegen Feuchtigkeit, Sauerstoff und andere Umwelteinflüsse zu erzielen. Häufig werden PE und PP verwendet. Um die Leistung von Mehrschichtmaterialien zu erreichen, ist es jedoch notwendig, die mechanischen Eigenschaften von PE und PP zu verbessern. Hochleistungs-PE wie biaxial orientiertes PE (BOPE) sorgt z. B. für eine bessere Steifigkeit und Hitzebeständigkeit. 
  • Verarbeitung und Maschinenkompatibilität: Bestehende Produktionsanlagen müssen meist an Monomaterialien angepasst werden, die engere Verarbeitungsfenster für das Versiegeln haben. Daher ist es notwendig, Temperatur, Druck und Zeit präzise abzustimmen, um Schäden am Material zu vermeiden und die Integrität der Verpackung zu gewährleisten. Das stellt hohe Anforderungen an die Versiegelungstechnologien. 
  • Recyclinginfrastruktur: Monomaterialien sind zwar leichter zu recyceln, aber es bedarf einer besseren Sammlung, Sortierung und Verarbeitung, um sicherzustellen, dass sie effektiv recycelt und wiederverwendet werden können. 

Monomaterial-Verpackungen – ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Verpackungen aus Monomaterialien bieten eine vielversprechende Lösung für die Kreislaufwirtschaft und unterstützen die Ziele des europäischen Green Deals. Sie erleichtern das Recycling, verbessern die Materialqualität und reduzieren den Ressourcenverbrauch. Allerdings bringt die Umstellung auf Monomaterialien auch Herausforderungen mit sich, von Materialeigenschaften über Produktionsanpassungen bis hin zur nötigen Recyclinginfrastruktur. Die kontinuierliche Forschung und Zusammenarbeit in der Branche sind deshalb entscheidend, um Monomaterial-Verpackungen erfolgreich sowie nachhaltig zu gestalten und so eine ressourcenschonendere Zukunft zu fördern.  

 

Infografik zum Status der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen 2023: Darstellung von Recyclingquoten, Materialströmen und Herausforderungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Status Kreislaufwirtschaft Kunststoffverpackung 2023