Kunststoff initiative Erde LogoMit Blick auf die 40jährige Geschichte seit Gründung der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen war der 26. Juli 2019 ein historischer Moment: Erstmalig wurde eine Freiwillige Selbstverpflichtung an die Politik, hier an das Bundesministerium für Umwelt, übergeben. Die IK-Initiative ERDE (Erntekunststoffe Recycling Deutschland) verpflichtet sich, 65 Prozent aller in Deutschland auf den Markt gebrachten Silo- und Stretchfolien bis zum Jahr 2022 zu sammeln und zu recyceln. Offiziell überreicht wurde die Freiwillige Selbstverpflichtung ERDE im Rahmen des Parlamentarischen Abend der Kunststoff verarbeitenden Industrie am 26.6.2019 in Berlin. Frau Dr. Regina Dube, Abteilungsleiterin im BMU, nahm die Selbstverpflichtung entgegen. Unterzeichner sind neben der ERDE-Initiative die IK-Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, der Deutsche Raiffeisenverband, der Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. sowie der Bundesverband Lohnunternehmen.Initiative Erde Freiwillige Selbstverpflichtung Agrarfolien Recycling 260619 GKV Event 63 Trotz einer Außentemperatur von 39 Grad Celsius in Berlin nahmen über 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien, Agrar- und Kunststoffindustrie an der Veranstaltung teil und trugen zu einem gelungenen Abend bei.

Zur Einordnung einer Freiwilligen Selbstverpflichtung ist zu berücksichtigen, dass sie in der Regel einen bislang gesetzlich ungeregelten Bereich abdeckt und jährlich durch unabhängige Sachverständige hinsichtlich der Erreichung der Ziele kontrolliert wird. Somit haben die Unterzeichner der Freiwilligen Selbstverpflichtung – und hier auch die Mitgliedsfirmen der Initiative ERDE – eine hohe Verantwortung gegenüber der Politik, gegenüber begünstigten Wirtschaftsbereichen wie hier der Landwirtschaft und der Öffentlichkeit übernommen.

Gesammelte Mengen und Recyclingziele

ERDE Freiwillige SelbstverpflichtungDie von sechs IK-Mitgliedern im Bereich der Agrarfolienproduktion im Jahr 2013 gegründete Initiative ERDE hat damit die Übernahme der Produktverantwortung für Erntekunststoffe auf eine neue Stufe gestellt. Während im ersten Sammeljahr 2014 die gesammelte Menge an Agrarfolien noch bei etwas über 2.000 Tonnen lag, wurden im Jahr 2018 bereits über 13.000 Tonnen erfasst und dem werkstofflichen Recycling zugeführt, was etwa 25 Prozent der in Deutschland auf den Markt gebrachten Menge entspricht. Diese gesammelten Folien werden zu wertvollen Rohstoffen, u. a. für neue Agrar- und Baufolien, Bewässerungsschläuche oder Müllsäcke. Insofern ist das für 2022 gesteckte Ziel, 65 Prozent aller in Deutschland auf den Markt gebrachten Silo- und Stretchfolien zu sammeln, äußerst ambitioniert. Darüberhinaus werden weitere Verpflichtungen zur Sammlung von anderen Fraktionen im Bereich Erntekunststoffe eingegangen. So wird noch im Jahr 2019 mit der Sammlung von Rundballennetzen begonnen, ab 2020 werden Spargelfolien ins Programm integriert, ab 2021 Pressgarne. Ab 2022 sollen dann auch Mulchfolien gesammelt werden. Damit wird für den gesamten Bereich der Erntekunststoffe eine komplette Lösung angeboten mit dem Ziel, aus einer Hand eine Lösung für alle beteiligten Kreise anzubieten.

Herausforderungen

ERDE Regranulat Foliensack RecyclingWesentlich zur Übergabe der Freiwilligen Selbstverpflichtung beigetragen hat der Erfolg im Bereich Siloflach- und Stretchfolie, wo die ERDE-Mitglieder nunmehr ca. 85 Prozent des Marktes repräsentieren und damit die nicht unerheblichen Zusatzkosten der Folienhersteller auf breitere Schultern verteilt werden können. Für die Situation im Bereich Erntekunststoffe ist charakteristisch, dass viele ausländische Firmen den deutschen Markt beliefern, die demzufolge ebenfalls in das ERDE-System zu integrieren sind. Das ist auch die Herausforderung für die Sammlung weiterer Fraktionen (Ballennetze, Pressgarne, Spargelfolien), hier sind ebenfalls insbesondere ausländische Firmen von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. Die Erfolge der ERDE-Initiative lassen sich auch darin ablesen, dass
• die Zahl der Sammelstellen in 2018 auf über 400 erhöht wurde
• 77 Prozent der gesammelten Folien in Deutschland und 23 Prozent in anderen EU-Staaten recycelt wurden
• die CO2-Einsparung einer Waldfläche von fast 2.600 Fußballfeldern entspricht
• die Mitgliederzahl im Berichtszeitraum von 10 auf 15 Mitglieder gestiegen ist.

Über die Initiative ERDE:

Das Funktionieren der unter dem Dach der IK angesiedelten ERDE ist ohne Beteiligung der gesamten Wertschöpfungskette nicht vorstellbar. So ist die RIGK als Systembetreiber verantwortlich für den Aufbau und die Erweiterung des Sammelstellennetzes sowie die operative Abwicklung der Sammlungen. Die Sammelstellen, die Verträge mit der RIGK eingegangen sind, sind sowohl beim privaten und genossenschaftlichen Agrarhandel, bei Entsorgungsunternehmen und bei Lohnunternehmen und Maschienenringe angesiedelt. Die IK selbst stellt die ERDE-Geschäftsführung und ist für die strategische Ausrichtung und die politische Steuerung der Initiative zuständig, ebenso für die Gewinnung von neuen Mitgliedern und den Kontakt zu Behörden. Der Treuhänder der IK-Initiative ERDE, ein zur Berufsverschwiegenheit verpflichteter Anwalt, sichert die marktanteilige Verteilung des vereinbarten Budgets und ist für die Entgegennahme der jährlichen Mengenmeldung verantwortlich.

Nicht zuletzt funktioniert das System ERDE nur gemeinsam mit den Landwirten, die in Sammelstellen ihre vorgereinigten Erntekunststoffe kostengünstig zurückgeben können, da ERDE durch die finanzielle Beteiligung der Folienhersteller Kostenvorteile für die Landwirte erzielen kann, die sie bei anderen potenziellen Abnehmern, z. B. Entsorgungsunternehmen nicht erhalten.