Vor wenigen Tagen hat das Umweltbundesamt – kurz UBA – die erste neue Studie zum Restmüll seit 35 Jahren veröffentlicht. Und die lässt tief blicken – nämlich in die Abfalltonne der Bundesbürger. Die gute Nachricht ist, dass sich die Gesamtmenge an Restmüll seit 1985 fast halbiert hat. Aber – und das ist die schlechte Nachricht: Im deutschen Restmüll landen zu rund zwei Dritteln Abfälle, die da gar nicht reingehören und anders entsorgt werden sollten. Das heißt: Noch immer befinden sich zu viele recycelbare Stoffe in der falschen Tonne. Also: Es ist nicht alles Müll in der Restmülltonne. Alles klar?
Nein, nicht alles ist klar. Die Verbraucher*innen haben es aber auch nicht immer leicht mit den Mülltonnen, Gelben Säcken und Kompostbehältern sowie den Studien, die sich darum ranken und das Ganze aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven messen und betrachten. Dazu kommen Irrtümer über das deutsche Recycling-System. Dadurch gehen wichtige Wertstoffe verloren und die Kreislaufwirtschaft verliert an Schwung.
Spricht das Umweltbundesamt von 128 Kilogramm Restmüll pro Einwohner im Jahr 2018 in Deutschland, verweist das Statistische Bundesamt auf 455 Kilogramm Haushaltsabfälle pro Kopf im selben Jahr: Sieben Kilogramm weniger als 2017. Diese statistisch erfassten Haushaltsabfälle enthalten Haus- beziehungsweise Restmüll, Bioabfälle, Wertstoffe und Sperrmüll.
Darüber hinaus gibt es jährlich vom Umweltbundesamt noch die Statistik zum Verpackungsabfall pro Kopf, zuletzt 2017 immerhin 226,5 Kilogramm pro Kopf.
Darin enthalten sind aber nicht nur die Verpackungen aus privaten Haushalten, sondern aus allen Bereichen unserer Gesellschaft.
Besser sammeln und sortieren
Wenn auch nicht alles klar ist, dann aber doch eines: Dass es noch viel zu tun gibt an der Abfallfront. Zu viele wertvolle Rohstoffe tummeln sich in der Restmülltonne. „Um das zu ändern, muss das Trennen noch leichter werden. Unser Ziel ist eine echte Kreislaufwirtschaft, in der kaum noch Restmüll anfällt und die Rohstoffe wiederverwendet werden“, so Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth bei der Vorstellung der UBA-Studie.
Vor dem Recycling kommen das Sammeln und Sortieren. Das heißt für alle Beteiligten, immer wieder: erklären, informieren, richtigstellen, vormachen, verbessern und nicht nachlassen, so die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und Plastics Europe.
„Es fällt noch immer zu viel Restmüll an. Die Abfallvermeidung hat die höchste Priorität in der Abfallhierarchie. Mehr Mehrweg statt Einweg und klare Vorgaben für Einwegprodukte und -verpackungen, wie sie in der Einwegkunststoffrichtlinie vorgelegt werden, sind hier ein richtiger Weg. Bioabfall ist für die Restmülltonne viel zu kostbar, denn er lässt sich vollständig recyceln und liefert den Grundstoff für Kompost und Biogas“, pflichtet UBA-Präsident Dirk Messner bei.
Was zu viel ist, ist zu viel: Bioabfälle und Wertstoffe im Restmüll
Rund 50 Kilogramm Bioabfälle im Jahr entsorgt jeder Deutsche – aber eben nicht in der Biotonne, sondern im Restmüll. Dazu gehören Küchen- und Nahrungsabfälle, Gartenabfälle, sonstige organische Abfälle sowie gefüllte oder teilentleerte Lebensmittelverpackungen.
Der zweite große Posten der Fehlwürfe im Hausmüll sind mit etwa 35 Kilogramm pro Bürger und Jahr die so genannten Wertstoffe. Zu dieser Gruppe gehören u.a. Altpapier, Altglas und Kunststoff. Insgesamt 700.000 Tonnen Plastik werden hierzulande jedes Jahr über den Restmüll entsorgt. Das entspricht etwa 8,6 Kilo Kunststoffen pro Einwohner und Jahr, die nicht eingeschmolzen und zu neuen Kunststoffprodukten weiterverarbeitet werden können.
Das muss im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft besser werden. Denn Kunststoff wird erst zum Problem, wenn er nicht richtig entsorgt und so nicht wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden kann.
Gut ist noch nicht gut genug
„Wir trennen gut, aber eben nicht sehr gut“, so Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth. Um hier besser zu werden, haben beispielsweise die dualen Systeme die Kampagne “Mülltrennung wirkt” gestartet, um aufzuklären und mit den wichtigsten Irrtümern aufzuräumen.
So wirkt sich eine richtige Mülltrennung entgegen vieler Vorurteile sehr deutlich und unmittelbar positiv auf die Umwelt aus. Getrennte Abfälle werden darüber hinaus nicht, wie oft fälschlich angenommen, später wieder zusammengekippt. Denn schließlich gehören in den Gelben Sack und die Gelbe Tonne weit mehr als ausschließlich Kunststoffverpackungen.