Immer neue Entwicklungen beim Recycling von Kunststoffverpackungen ebnen den Weg für eine nachhaltigere Zukunft mit Kunststoffen: Gemischte PET-Abfälle werden zu Plastikverpackungen, Polymere in gemischten Kunststoffabfällen zu sortenreinen Granulaten mit Neuwarencharakter und Plastikmüll zu Düsentreibstoff oder Schmiermittel. Dennoch bleibt Recycling ein kontroverses Thema – in der Industrie, in der Politik und bei Verbraucher:innen. Denn neben den zahlreichen Innovationen braucht es einen verantwortungsbewussteren Umgang mit Kunststoffen – vor allem aber mit unserer Umwelt und den endlichen Ressourcen.

Im Sinne der Ressourcenschonung und des Umweltschutzes setzt sich die PREVENT Waste Alliance seit zwei Jahren als Vorreiterin der Kreislaufwirtschaft dafür ein, Abfälle zu verringern, Rohstoffe wiederzuverwerten und Schadstoffe zu beseitigen. Im Interview spricht Nicole Bendsen, Koordinatorin des PREVENT Waste Alliance Sekretariats, über Erfolge, Zusammenarbeit in Projekten und Ziele. Das Kreislaufwirtschaft nicht nur der Reduzierung von Müll dient, sondern als gesamtheitlicher interdisziplinärer Ansatz, der Know-how über Technologie, Prozesse und Materialien vereint, zu verstehen ist und es sich dabei um ein zukunftsfähiges Wirtschaftsmodell und kein Selbstzweck handelt, wird im Recycling-Portal erklärt.

Clevere Ideen für mehr Nachhaltigkeit

UpCycling Abfall Gemischt Berg Fraunhofer LBF K Raapke

Aus gemischten PET-Abfällen wie diesem Berg entsteht ein neuer Werktstoff. Quelle: Fraunhofer LBF

Nur eines von vielen guten Beispielen hierfür ist das Newcycling-Verfahren der APK AG. Das Closed-Loop-Recycling von Kunststoffverpackungen steigert die Qualität von Rezyklaten und reduziert Emissionen.

Ein zweites Beispiel für das Potential von Kunststoff-Abfällen ist das Forschungsprojekt „UpcyclePET“ des Fraunhofer LBF. Die Forschenden haben einen neuen Werkstoff auf Basis gebrauchter PET-Abfälle aus dem Gelben Sack entwickelt und wollen im Folgeprojekt „UpcyclePETPlus“ Lösungen für bisher nicht stofflich verwertbare Bestandteile von PET-Abfällen finden.

Auch das Projekt von Forschern der Washington State University gehört in die Reihe neuer Entwicklungen. Dort wurde ein chemisches Recyclingverfahren entwickelt, das aus Kunststoffen hochwertige Produkte gewinnt, wie beispielsweise Düsentreibstoff oder Schmiermittel.

Innovationen und Weiterentwicklung sind Treiber des Wandels

Und neue Entwicklungen können auch Diskurse anstoßen: Beim 23. Internationalen bvse-Altpapiertag wurde darüber diskutiert, welche Auswirkungen diese Trends bei Konsumgüterverpackungen auf das Papierrecycling haben. Dazu gehören zum Beispiel Kombiverpackungen aus Papier, die mit einer dünnen Kunststoffschicht versehen werden. Der feste Verbund dieser beiden Stoffe erschwert die Mülltrennung zwischen Papier und Kunststoff und kann in den Sortierbetrieben enormen Aufwand verursachen.

Eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen bestätigte diese Bedenken unlängst und kommt zu drei wesentlichen Erkenntnissen unter der Überschrift: Papierverbunde schaden der Kreislaufwirtschaft.

Diese Debatte zeigt, dass ein Überprüfen von Regelwerken zur ökologisch richtigen Fortentwicklung von Recycling-Kreisläufen und -verfahren wichtig ist. Auch die Kunststoffverpackungen müssen sich weiterentwickeln. Schönes Beispiel ist das Deep-Tech-Start-up IonKraft, welches mittels Plasmatechnologie Kunststoffverpackungen für Barriereanwendungen in der chemischen Industrie recycelbar machen und damit Multimaterial-Verpackungslösungen ersetzen will.

TdV2021 Frage Antwort Aktion WebDiese Entwicklungen vor Augen ist die Kritik am Motto des 42. Internationalen Umwelttages „Nein zu Wegwerf‐Plastik – ja zu Mehrweg!“ vom Deutschen Verpackungsinstitut (dvi), welcher am 5. Juni stattfand, absolut nachvollziehbar.

„Einweg ist nicht immer böse und Mehrweg ist nicht immer gut. So einfach dürfen wir es uns nicht machen, wenn wir Klima‐ und Umweltschutz ernst nehmen wollen“, führt dvi-Geschäftsführerin Kim Cheng darin weiter aus.

Transparente Ökobilanzen sind notwendig um den Umwelt-Fußabdruck unterschiedlicher Verpackungsarten objektiv ermitteln und Fehlentscheidungen vermeiden zu können, führt das Deutsche Verpackungsinstitut auf seiner Webseite weiter aus. Und noch zum Abschluss: Der Begriff “Wegwerf-Plastik” geht natürlich gar nicht.

Verpackungen im Fokus

Am 10. Juni, dem 7. Tag der Verpackung, stand die Verpackung erneut im Fokus. Dabei initiierte das Deutsche Verpackungsinstitut mehrere Social-Media-Aktionen. Passend zu den oben genannten Aufklärungslücken im Bereich „Verpackung“ wurden auf Twitter und Instagram unter dem Hashtag “#Verpackungantwortet” Fragen von Verbraucher:innen rund um Verpackungen sowie Zahlen und Fakten zur Bedeutung von Verpackungen geteilt.

Im Rahmen eines Diskussions-Panels zogen Vertreter aus Politik und Wirtschaft gemeinsam mit Fachexperten Bilanz zur Arbeit der vergangenen Jahre und diskutierten über Visionen und Ziele.

Der Newsroom.Kunststoffverpackungen schickte am Tag der Verpackung in einem Beitrag eine in Folie verpackte Salatgurke auf ihre Reise von Spanien bis in den deutschen Supermarkt. Die Reise zeigt, dass Kunststoffverpackungen zu Klimaschutz und Ressourcenschonung beitragen – wenn sie im Sinne des Eco Design optimal konzipiert und korrekt recycelt werden. Diese und ähnliche Strategien tragen dazu bei, dass Abfall keine Endstation sein muss und Kunststoff-Recycling seinen positiven Trend fortsetzt.

Katamaran The Manta Von The Sea Cleaners

Der Katamaran “The Manta” fischt Müll aus dem Wasser.
Quelle: www.theseaclenaers.org

Littering als große globale Herausforderung

Damit die positiven Entwicklungen im Verpackungsdesign und -Recycling ihr volles Potential entfalten können, ist es notwendig, Littering zu bekämpfen und die ordnungsgemäße Entsorgung des Werkstoffes sicherzustellen.

Der große Katamaran der Umweltschutzorganisation „The Sea Cleaners“ ist hier ein guter Anfang. Das Schiff soll ab 2024 dabei helfen, bis zu 10.000 Tonnen Müll aufzufischen, bevor sie von den Flussmündungen ins offene Meer gelangen.

Mit dem Ziel festzustellen, in welchen Mengen und aus welchen Quellen Mikro- und Makroplastik in landwirtschaftliche Böden gelangt, verfolgt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT sowie des Institut für Ökologie und Politik Ökopol im Auftrag des NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V. einen anderen aber ebenso wichtigen Ansatz.

Doch auch die Aufklärung, wie es der SWR mit zwei Beiträgen vormacht, gehört zu den wesentlichen Säulen im Kampf gegen Littering. In den Videos des Südwestrundfunks wird deshalb die Reise unseres Plastikmülls beschrieben und gezeigt, wie Mülltrennung funktioniert und wie der Weg unser Verbrauch nachhaltiger werden kann.

Lieferengpässe, Materialmangel und steigende Preise

Bei aller Kritik am Rohstoff Kunststoff wirkt es fast paradox, dass Kim Chen vom dvi im packaging journal TV talk über die Systemrelevanz der Branche und gleichzeitig über Materialknappheit, steigende Rohstoffpreise und Lieferengpässe sprach. Es zeigt auch, dass Kunststoff in vielen Bereichen unverzichtbar ist.

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Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung thematisiert die Materialknappheit und die steigenden Preise, die auf Baustellen zu Baustopps führen. Neben Holz fehlt es hauptsächlich an Kunststoffprodukten wie Fassadendämmungen, Styropor oder Kunststoffrohren. Ein Grund dafür: Die Nachfrage aus China und Amerika ist nach Corona überraschend schnell gestiegen – und die Produktion muss wieder auf das Niveau vor der Pandemie angehoben werden.